Bauers DepeschenFreitag, 11. September 2009, 376. DepescheBETR.: ÖZDEMIR Seltsam, seltsam. Den folgenden Text habe ich im Dezember 2008 geschrieben. Jetzt ist Wahlkampf, und nichts hat sich geändert. YES, WIE DUMM Ich hatte mir etwas vorgenommen. 2009 würde das Jahr der Harmonie werden, die Zeit der Aggression war vorbei. Es hätte meinen Plänen widersprochen, im neuen Jahr den Grünen-Politiker Cem Özdemir ein mit Koteletten beklebtes Landei zu heißen. Das musste noch schnell vor Mitternacht erledigt werden. Die Grünen spielten, kindisch wie sie sind, gerade schwarzer Mann. "Yes, we Cem", jubelten sie. Als hinge, frei nach Paul Auster, der Halbmond über Manhattan. Vorneweg wie immer Cem Özdemirs Parteiführerin Claudia Roth, die Dame aus Memmingen, an die der Dichter Matthias Politycki gedacht haben muss, als er die "Miss Februar" des Herrenmagazins "Playboy" in einem seiner Bücher besungen hat: "Dein Blick ist bieder und dein Fleisch: entsprechend schlau / und schlecht organisiert von Kopf bis Knöchel: Schau, / wie deine Allgäuhaftigkeit im Schuh ersicht- / lich schwillt. Und wächst und blüht und sich mit rosa Fummel / und Kettenfirlefanz meerschweinchenhaft verziert." Was für eine Idee, den selbst ernannten "anatolischen Schwaben" Özdemir mit dem Amerikaner Obama zu vergleichen, diese halbe Portion einer deutschen Splitterpartei mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist deutsch: O wie ist das Cem, o wie ist das Cem. Heute grün und morgen grün und übermorgen hinter den Ohren. Vor den Ohren wuchern Koteletten. Die Koteletten Cem Özdemirs, schreibt Peter Kümmel in der "Zeit", seien "eine Sache für 25- bis 35-Jährige, die zeigen wollen, dass sie Terrain erobert haben: buschig zu den Mundwinkeln zulaufend, die Umrisse des Gesichts balkendick rahmend, die feinen Züge in ein massiges Etui setzend. Diese Koteletten sind schon eher tragende Teile eines Beutemacherbartes". Vom Beutemachen versteht Özdemir etwas, der Herr ist gelernter Flugmeilenpirat. Aber das tut hier nichts zur Sache. Geradezu rührend die Abstauberkampagne, Herr Özdemir, Gutmensch aus Bad Urach, verbreite "Obama-Feeling". "Mit seinen Monsterkoteletten", schreibt das Stadtmagazin "lift", werde "der Maultaschen-Mann vom Bosporus Deutschlands erster grüner Bundeskanzler." Herr Özdemir ist gelernter Sozialpädagoge. Auch Herr Obama hat im sozialen Bereich gearbeitet, als Vorstufe für eine politische Karriere. Herr Özdemir hat sich Koteletten wachsen lassen, als Referenz für eine Popstarkarriere. Inzwischen spielt er als Rampensau das Greenhorn. Seine Nummer mit Frau Roth werden die Dichter besingen: Narziss & Vollmund. Herr Obama wurde Politiker und ein amerikanischer Superstar. Herr Özdemir wurde deutscher Politiker und ein schwäbelnder Showstar auf Ethnopop-Basis – worunter wir bei seinen Auftritten als Redner leiden. Seine dürftige Rhetorik kaschieren die Grünen mit dem Hinweis auf "Selbstironie". Die Kalauer-Parole "Yes, we Cem" birgt keinerlei Humor, der Spruch steht (wie die grüne Plakatwand "Cem") für den landesüblichen Größenwahn des Provinzpolitikers. Go home, Onkel Cem. REKLAME: Joe Bauers Flaneursalon mit Buchpräsentation am Donnerstag, 22. Oktober, 20.15 Uhr: www.theaterhaus.com - Telefon: (0711) 4 02 07 20 Kolumnen in den Stuttgarter Nachrichten „Kontakt“ |
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