Bauers Depeschen


Mittwoch, 22. Mai 2013, 1111. Depesche

DAS LIED DES TAGES



TAGEBUCH

Die 1111. Depesche sagt nur, dass es vor sechs Jahren eine Schnapsidee war, den Depeschen-Unsinn vollkommen nüchtern anzufangen.



LIEBE GÄSTE,

die Kolumnenarbeit hat wieder begonnen, siehe unten. Auch die Werbung für das Hafen-Picknick des Flaneursalons am Samstag, 6. Juli, am Neckarufer ist im Netz unterwegs - alles Nähere unten auf dieser Seite. Über die Zukunft des Flaneursalons entscheidet ganz sicher unser Open-Air am Wasser. Mal sehen, ob wir absaufen. Mit unserer Lieder- und Geschichtenshow sind wir im 15. Jahr. 1998 hat alles begonnen, damals mit der Buchvorstellung von "Stuttgart - my Cleverly Hills" im Gustav-Siegle-Haus, in den Räumen des heutigen Bix Jazzclubs. 15 Jahre sind eine lange Zeit, und es wird definitiv immer schwieriger, Publikum zu mobilisieren. Für kommendes Jahr habe ich vorsichtshalber noch nichts geplant. Sollte ich den Eindruck haben, es sei Zeit aufzuhören, verschwindet auch diese Homepage aus dem Netz, das ist klar. Nichts ist für immer. Mal schauen, wie das Jahr zu Ende geht. Das wird man ja mal sagen dürfen, Ende Mai.



Die aktuelle StN-Kolumne:



WAGNER’SCHE VERSTRICKUNGEN

Die Richard-Wagner-Straße entlang, vorbei an der Villa Reitzenstein, Blick aus östlicher Halbhöhe in den Kessel. Oft sind es die Nebenstraßen, die etwas über die Stadt erzählen, über ihre Geschichte.

Calixto Bieitos „Parsifal“-Inszenierung an der Stuttgarter Staatsoper ist inspiriert von apokalyptischen Bildern aus Cormack McCarthys Roman „Die Straße“, und wer die Aufführung gesehen und etwas übrig hat für die bitteren Seiten des Lebens, entdeckt selbst beim Spazierengehen auf einem Panoramakurs an der Gänsheide die düsteren Zeichen der Vergangenheit.

In der Richard-Wagner-Straße mache ich Halt an einer Aussichtsnische, sie heißt Wieland-Wagner-Höhe – und schon der nächste Gedankenschritt führt mich in ein Buch des 2010 in Stuttgart verstorbenen Schriftstellers Peter O. Chotjewitz, erschienen in Band 3 der Reihe „Fast letzte Erzählungen“. Unter dem Titel „Wagners Koffer II“ schreibt er über Richard Wagners Enkel: „Wieland, der als Genie verkauft wurde, wollte zunächst Fotograf und Maler werden. Seine Fotos werden unter Verschluss gehalten. Seine Bilder wurden größtenteils vernichtet, um Schaden vom Image der Firma abzuwenden. Die paar erhaltenen, darunter ein Hitler-Bild, weisen ihn als einen Mann aus, der nicht ahnt, wie unbegabt er ist. Die Vermutung liegt nahe, dass er als Opernregisseur gute Berater hatte, und so behauptete seine Witwe Gudrun zeit ihres Lebens, sie sei mehr als seine Muse gewesen. Wolfgang, Wielands Nachfolger, drohte ihr deshalb mit Entzug der Pension, wenn sie noch mal das Maul aufmache.“

Diesen Tratsch erwähne ich als ­Beweis dafür, wie einem auch ein kurzer Spaziergang liebenswerte, bleibende Geschichten erzählt. Unter das Straßenschild zu Ehren Richard Wagners hat man, wohl etwas beschämt, eine kleine Text-Tafel geschraubt: Bis 1933 trug diese Straße den Namen Heinrich Heines. Dann kamen die Nazis, und Hitlers Komponistengott war Richard Wagner. Bei Hitlers häufigen Besuchen im Haus von Wielands Mutter Winifred nennt Richards Enkel den Führer nur „Onkel Wolf“. An die Verflechtungen der Familie Wagner mit den Nazis erinnere ich nicht ohne Grund: 1999 hat die Stadt Stuttgart mit gutem Gespür für ihre Geschichte direkt neben der Richard-Wagner-Straße die Georg-Elser-Staffel ein­gerichtet. Elser war der schwäbische Widerstandkämpfer, der 1939 im Münchner Bürgerbräukeller das ­Bombenattentat auf Hitler verübte.

Solche Dinge flüstert einem der Asphalt vor der Villa der Landesregierung, noch ehe der Spaziergänger Richard Wagners Stuttgarter Spuren richtig aufgenommen hat. Was gibt es da für Verwicklungen. 1860 musiziert der Virtuose Franz Liszt, ein von den Frauen vergötterter Superstar, im Hotel ­Marquardt zu Stuttgart, in einer Stadt, die ihn schon als zwölfjährigen Pianisten im ­Königlichen Hoftheater begeistert feierte. Liszts Auftritt im Marquardt (heute Bolzstraße) erfolgt nur vier Jahre bevor ein Bote des bayerischen Königs ­Ludwig II. – der Kabinettssekretär Franz Seraph von Pfistermeier – in Stuttgart einen erfolglosen Komponisten namens Richard Wagner aufstöbert. Pfistermeier hat den Auftrag, ihn nach Bayern zu holen. Obwohl völlig abgebrannt, ist Wagner im noblen Marquardt untergetaucht (heute erinnert eine Tafel an der Königstraße daran). Der Hotelchef gilt als Freund der Künste, großzügig im Umgang mit Geld. Wagner hofft in Stuttgart auch auf körperliches Wohlergehen, er besucht die Quellen von Bad Cannstatt.

Schon damals pflegt er eine Liaison mit der vierundzwanzig Jahre jüngeren, fünfzehn Zentimeter größeren Cosima, Tochter von Franz Liszt, Ehefrau des Dirigenten Hans von Bülow, dessen Familie sich 1846 in Stuttgart niedergelassen hat. An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass achtundachtzig Jahre später eine mit Hans von Bülow verwandte Familie nach Stuttgart zieht, mit ihr der fünfzehnjährige Sohn Vicco von Bülow. Er wird später unter dem Namen ­ Loriot als Deutschlands größter Humorist Karriere machen – und nebenbei zwei Opern inszenieren, „Martha“ in Stuttgart, „Der Freischütz“ in Ludwigsburg.

Vor lauter Stuttgarter Verquickungen hätte ich fast vergessen zu erwähnen, dass Richard Wagner heute, am 22. Mai, zweihundert Jahre alt geworden wäre. Ohne seine Rettung in Stuttgart, ohne das Geld des ihm verfallenen Märchenkönigs hätte es die Bayreuther Festspiele womöglich nie ge­geben. Und der Schriftsteller Chotjewitz, zeit seines Lebens ein Opernfreak, hätte uns nie berichten können, wie er 1951 als Siebzehnjähriger mit seinem ­Kumpel Alex vom Weser­bergland nach Bayreuth radelte: „Die Karten waren billig. Fünf Mark die Hörkarte im obersten Rang, hinter einer Säule, wo man nichts sah, aber alles hörte . . . Wir fanden die Musik geil. So sehr faszinierte uns ­Wagners Musik, dass wir ihm alles vergaben, was über ihn bekannt wurde. Die ­sei­dene Unterwäsche, seine Promiskuität, die unmögliche rechtsradikale Cosima, seinen Opportunismus, seinen blanken Eigennutz.“ Hier endet meine Stuttgarter Straße.



ES IST SO WEIT



Samstag, 6. Juli 2013

JOE BAUERS FLANEURSALON –

2. HAFEN-PICKNICK AM NECKARUFER

ANFAHRT ZUM HAFEN-GELÄNDE

VORVERKAUF MUSIC CIRCUS – Kartentelefon: 07 11 / 22 11 05



Die Lieder- und Geschichtenshow

zwischen Wasser, Schrott und Weinbergen

mit Yasmine Tourist, rahmenlos & frei, Dacia Bridges u. v. a.



Zurück im Heimathafen. Nach unseren Schiffsausflügen unter dem Motto „Flaneursalon im Fluss" und der Open-Air-Premiere 2012 erobern wir erneut den Neckar. Am Ufer von Stuttgarts vergessenem Fluss treffen wir uns zum 2. Hai Noon Hafen-Picknick. Die Firma Stahlbau Heil stellt uns wieder ihr – überdachtes – Gelände zur Verfügung, diesen schönen Ort zwischen Wasser, Schrott und Weinbergen. Das Fest der Sinne, die große Live-Show, steigt am Samstag, 6. Juli 2013.

An unserem Spielort mit Eisenbahngleisen und einem offenen Güterwagen als Bühne sind Verpflegungsstände aufgebaut (Theaterhaus-Gastronomie). Jeder aber kann auch seine Kühlbox zum Picknick mitbringen, ohne von Security-Typen belästigt zu werden. Es gibt einen offenen Grill. Alles geht in freier Atmosphäre mit Blick auf den Fluss über die Bühne. Wir wollen dazu beitragen, den Neckar und den Hafen ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Zu lange hat man diese urbane Landschaft ignoriert.

Am Samstag, 6. Juli, läuft es so: Um 16 Uhr wird das Picknick-Gelände für Mann und Maus geöffnet (Kids bis 16 haben freien Eintritt).

Um 18.45 Uhr starten wir unsere Bühnenshow, den Flaneursalon, den Abend der scharfen Schnitte. Folk, Rap, Klassik. Erstklassige Künstler. Willkommen am Neckarufer!



ALLES AUF EINEN BLICK:



Samstag, 6. Juli 2013

Joe Bauers Flaneursalon am Fluss:

HAFEN-PICKNICK

Die große Samstagsshow am wilden Neckarufer mit:



Yasmine Tourist - die beste Band der Welt

Dacia Bridges - die Balladen-Königin

Roland Baisch - der Entertainer

Georg Dietl (p), Ekkehard Rössle (sax)

& Sara Wohlhüter (voc) - Lieder von Hugo Wolf, Hanns Eisler

Rahmenlos & Frei - der Chor der Vesperkirche

Toba Borke & Pheel - Rapper & Beatboxer

Joe Bauer - der Levitenleser



Picknick-Gelände mit Grill geöffnet ab 16 Uhr

Showbeginn: 18.45 Uhr

Neckarhafen, 70327 Stuttgart

Stahlbau Heil, Mittelkai 12 - 16

Anfahrt über B 10, Ausfahrt Hedelfingen

ANFAHRT ZUM HAFEN-GELÄNDE

VORVERKAUF MUSIC CIRCUS – Kartentelefon: 07 11 / 22 11 05

° Unser Hafen-Gelände ist überdacht °



KOMMENTARE SCHREIBEN IM LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

BLICK NACH RECHTS

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND















 

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