Bauers Depeschen


Sonntag, 06. November 2011, 811. Depesche



GANZ OBEN: Stuttgarter Kickers vs FC Nürnberg II 3:0



DAS LEBEN ...

... in einer Zeile: Ja zum Ausstieg. Ja zum Aufstieg.



FLANEURSALON IM MAULWURF

Nach dem ausverkauften Abend in der Andreaskirche zu Obertürkheim darf ich noch einen Zusatztermin ankündigen: Am Sonntag, 20. November, machen wir eine kleine Matinee in der Vaihinger Kneipe Maulwurf. Mit Zam Helga, Anja Binder & Jens-Peter Abele. Beginn ist zur Weißwurstzeit, 11 Uhr. Reservierungen: 07 11 / 6 73 24 06.



WIEDER KARTEN FÜR DIE NACHT DER LIEDER

Nur weil wir die Bühne verkleinert haben, gibt es für Die Nacht der Lieder, die Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten der StN, wieder Karten - aber nicht mehr lange, weil die Veranstaltung nochmal in der Zeitung angekündigt wird. Der Abend am Sonntag, 4. Dezember (19 Uhr), im Theaterhaus war eigentlich schon ausverkauft. Eric Gauthier präsentiert Musiker aus Rock und Jazz, Comedy und Klassik. VORVERKAUF - 07 11 / 4020 720.



SOUNDTRACK DES TAGES



LESERSALON



KOLUMNEN

Viele Homepage-Besucher, das höre ich immer wieder, lesen meine Kolumnen nicht mehr StN Online, weil sie die "Kommentare" nicht mehr ertragen. Deshalb mein jüngster Beitrag auch wieder hier:



DER WELTWUNDERHERBST

Dür einen Augenblick war ich oben, für einen Akt, den die Floskeldeutschen "Momentaufnahme" nennen. Es ging um ein Foto, ein schnell geschossenes Bild im Weißenburgpark, beim Teehaus.

Es war ein schwindelerregender Blick am Mittag in den Sonnenkessel, zum Glück nicht umwerfender als nötig, da ich auf der Mauer vor den Aussichtsbänken stand.

Der Blick von den Hügeln ins Tal ist das eine, dieser Herbst 2011 das andere. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen solchen Herbst erlebt zu haben. Und wenn, dann habe ich es nicht bemerkt, weil ich im richtigen Augenblick falsch gelebt habe, sofern das möglich ist.

Schon Anfang Oktober, als ich ein paar Tage Ferien machte, in Brooklyn, regierte dieser Altweibersommer die Stadt, den die Nordamerikaner Indian Summer nennen. Es war ein warmer, nahezu heißer Herbst, ein Spätsommerrausch aus dem Medizinmannkessel, und als ich durch die Straßen und Parks ging, kam mir oft der gleiche Gedanke: Seltsam, wie sich eine Stadt darstellt, wenn man ihre Trampelpfade verlassen hat. Obwohl ich mittendrin war, schien die große Stadt nicht da zu sein. Ich staunte über kleine Häuser mit Gärten, über Straßen mit Bäumen, über die Endlosigkeit des Parks mit seinem Wasser.

Wer aber alles groß in Szene setzte, war der Herbst, dieses Ausleuchtungsgenie. Es war nicht nur ein Wunderherbst in der fremden Stadt, es war ein Weltwunderherbst, denn kaum war ich zurück, sah auch daheim alles anders aus, als ich es in Erinnerung hatte.

An solchen Herbsttagen fängt man an, Frühlingsgedichte zu lesen, mit ein wenig Bammel vor der Zukunft. Auf Eisenbahnfahrten hat man solche Bändchen in der Tasche, gekauft im Bahnhof, und dann fand ich es wieder: "Alles kommt anders / wenn der Wind / weiß wird / das Luftgespinst / sich verdichtet."

Das ist ein Frühlingsgedicht, es heißt "Maiwinter", geschrieben hat es Rose Ausländer, und ich dachte: Dieser Weltwunderherbst ist wie ein kostümierter Mai, bevor der Schnee kommt, wenn der Schnee sich das noch traut. Alles war durcheinandergeraten, und alles sprach dafür: Dieser Herbst ist in Ordnung wie keiner zuvor, die Blätter fallen weicher als die Börsenkurse.

Wie es der Teufel will - als ich von einem Stadtherbst im anderen gelandet war -, bat mich eine auswärtige Zeitschrift, ich solle ihr aufschreiben, warum ich Stuttgart liebe. Da kam mir der Weltwunderherbst in den Sinn, warum man seine Farbenspiele am besten von oben sieht, vom Haigst oder vom Teehaus, und so tippte ich in den Computer: "Wenn man hinunterschaut in den Kessel, dann kann es sein, dass man im Herzen und im Schritt dieses Ziehen spürt, das man Liebe nennt."

Bald darauf zogen Halloween, Allerheiligen und der November in die Stadt, aber der Herbst blieb, wie er war. Am frühen Morgen konnte ich im Dachswald durch die Blätter das Blau des Himmels sehen. Es war kalt, doch man fühlte es nicht, weil das weiße Luftgespinst noch keine Lust verspürte, sich zu verdichten.

Heute ist es Zeit, ein Lied anzustimmen, einen Choral mit Orgel und Posaunen, Schlagwerk und Elektro-Bässen, eine Hymne auf den Weltwunderherbst 2011, diesen schrägen Lichtervogel, der vor den Jahreszeiten so wenig Respekt hat wie vor dem Weihnachtsgeschäft. In der Apotheke in der Nachbarschaft stehen zwei geschmückte Tannenbäume, man hat passende Ware dazugestellt, doch wenn man ins Schaufenster schaut, spiegelt sich darin die herausgestreckte Zunge einer Harlekingestalt. Das ist der Herbst.

Dieser Schelm mit der Lichtmaschine hat an Allerheiligen sogar die Halloween-Leichen und ihre schmutzigen Spuren aus den Straßen der Stadt weggeblendet, auch die junge Frau, die am Nachmittag im Bohnenviertel wie tot auf dem Bordstein lag, womöglich erledigt vom Herbstzeitlosengift. Ihr Kerl schrie ihren Namen, und er heulte, doch ehe die Helfer eines Notarztwagens von einem anderen Katastrophenort in der Nähe herüberkamen, wusste ich schon, dass das Mädchen leben würde.

Der Weltwunderherbst hat ihm noch einmal eine Frühlingschance gegeben. Als das Mädchen aus seiner Ohnmacht erwachte, leuchteten seine Augen, wie sie nur leuchten in einem Herbst, der eine Droge ist, die es gut mit einem meint.



DIE STN-KOLUMNEN



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

FlUEGEL TV

THE INTELLIGENCE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

RAILOMOTIVE

UNSERE STADT

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND

 

 

Auswahl


Depeschen 2311 - 2318

Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840
30.12.2011

28.12.2011

27.12.2011
24.12.2011

22.12.2011

21.12.2011
18.12.2011

17.12.2011

15.12.2011
13.12.2011

12.12.2011

10.12.2011
07.12.2011

06.12.2011

05.12.2011
03.12.2011

01.12.2011

29.11.2011
27.11.2011

26.11.2011

25.11.2011
22.11.2011

21.11.2011

19.11.2011
16.11.2011

14.11.2011

11.11.2011
09.11.2011

07.11.2011

06.11.2011

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·