Bauers Depeschen


Samstag, 15. November 2014, 1381. Depesche



----------------------------------------------------------------------------------





FLANEURSALON LIVE mit Zam Helga, Ella Estrella Tischa, Toba Borke & Pheel am Samstag, 29. November, im neuen Selbstverwalteten Stadtteilzentrum Gasparitsch, Ostheim, Rotenbergstraße 125, gegenüber der Friedenau. 20 Uhr. EINTRITT FREI. Einfach kommen. Oder bei mir anmelden - bitte bis spätestens 20. November.



FLANEURSALON am Dienstag, 16. Dezember, im Schlesinger. Ein Abend mit neuen Stimmen: Erstmals singen die Stuttgarter Songschreiberin Marie Louise und der afrikanische Musiker Michael Dikizeyeko, begleitet von seinem Gitarristen und Produzenten Steve Bimamisa. Auch der Sänger und Akkordeon-Virtuose Stefan Hiss ist an Bord, und nach einer Pause übernimmt Michael Gaedt wieder mal die Conférence. Es gibt noch Karten im Schlesinger.



DIE NACHT DER LIEDER am 9. und 10. Dezember im Theaterhaus: 14. Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten. Karten: THEATERHAUS - Telefon: 07 11 / 4 02 07 20.



DER FLANEURSALON-INTIM mit Dacia Bridges & Gabriel Holz am Dienstag, 25. November, im BESEN 66 ist ausverkauft.



Der Klick zum

LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



KOMAKAUFEN

Die noch etwas Frischeren unter Ihnen erinnern sich, wie Stuttgart sich als Bundeshauptstadt beworben hat. Das war schon einige Jahre, bevor die Stadt mit ihren charismatischen Galionsfiguren Schuster und Teufel als Olympia-Kandidatin antrat. Bundeshauptstadt-Konkurrenten waren zunächst Frankfurt und Kassel gewesen. Mit einem üblen Propagandatrick, einer Falschmeldung, setzte der aus Köln stammende Regierungschef Adenauer schließlich seine Nachbarstadt Bonn durch.

Nach der Abstimmung im November 1949 deckte der „Spiegel“ bei den Abgeordneten einen millionenschweren Korruptions­skandal auf. Die neue Republik startete also richtungsweisend für alle weiteren demokratischen Gepflogenheiten hierzulande.

Stuttgart war als Hauptstadt-Bewerber schon vorzeitig ausgeschieden, weil es kein Geld hatte. Nur Verpflichtungen. Vermutlich hat diese Schmach den Kessel bis heute geprägt. Beim Wiederaufbau der Stadt müssen sich viele Rathauspolitiker an ein ökonomisches Erfolgsmodell ihres größten Führers aller Zeiten erinnert haben. Fortan bauten sie nämlich jede Menge Autobahnen. Und zwar allesamt quer durch die eigene Stadt. Diese Strategie war ein motivierendes Zeichen für die Autoindustrie, diente in der Folgezeit jedoch nicht unbedingt dem größten Wunsch der aufstrebenden Provinzpolitiker. Stuttgarts Anschluss an die große Welt lässt bis heute auf sich warten.

Dieser Tage war ich im Reisebüro, weil ich Lust hatte, mal wieder einen Flecken Erde außerhalb des Kessels zu betreten. Beiläufig sagte man mir, dass es von Stuttgart aus für Reisen in Länder außerhalb Europas nur noch zwei Direktflüge gebe. Daran hat auch die Taufe unseres Filder-Flugplatzes auf den Weltstarnamen Rommel, Manfred, nichts geändert. Wenigstens phasenweise hatte man man früher direkt nach New York fliegen können. Heute, so sagte man mir, erreicht man ohne Umsteigen nur noch Coca-Cola in Atlanta und Abu Dhabi. Abu Dhabi ist für den Kessel existenziell wichtig, weil reiche Wirtschaftsflüchtlinge aus Arabien regelmäßig Krankenhäuseretagen bei uns mieten.

Da Fliegen nicht unsere stärkste Nummer ist, hat der Gemeinderat vor mehr als ­zwanzig Jahren beschlossen, die Welt auf dem Landweg zu erobern. Das Stuttgarter Hochgeschwindigkeitskonzept ist bekannt: In zehn, zwanzig oder hundert Jahren, wenn man reichlich Tunnel gebohrt und die Stadt auch über der Erde verschandelt hat, sind wir mit der Eisenbahn fahrplanmäßig fünf Minuten schneller Ulm.

Bis dahin tun wir im Kessel weiterhin alles, um uns als Beinahe-Bundeshauptstadt im Weltstadt-Kanon zu behaupten. Als wichtigste stadtpolitische Idee gilt momentan der lange unterschätzte Effekt des kollektiven Shopping-Deliriums. Bekannt auch als Komakaufen.

Der traditionelle Einzelhandel und das konventionelle Konzernketten-Geschäft vegetieren inzwischen in Reservaten am Marktplatz und auf der Königstraße, während die fortschrittlichen Kannibalen in den Power-Shopping-Kolonien Müllaneo und St. Berber die Stadt beherrschen.

Leider haben sich die Einzelhändler erst jetzt im Zeichen des Platzhirsches zum Stamm der letzten Mohikaner zusammengerauft. Da muss ich als alte Krämerseele sagen: Diese Leute haben geschlafen. Eine uralte Kaufmannsregel lautet: Leiste dir Werbung in deinen guten Zeiten, da hast du das Geld dafür. Doch erst seit es angesichts der neuen Monsterkästen bergab geht, tauchen Plakate auf mit Botschaften wie „In der Königstraße ist der Kunde König.“ (Was war er zuvor?)

Inzwischen fordern Stuttgarter Händler den verkaufsoffenen Sonntag. Raum für einträgliche Shopping-Events könnten bald die leer stehenden Kirchen bieten.

In den Einkaufsklötzen im Europaviertel und an der Tübinger Straße erwartet man zum 1. Advent ersatzweise die Chöre der Kaufrauschgoldengel. Sie werden das Liedgut unserer Zeit intonieren: „Shoppin’ On Heaven’s Door“, „I Am Saling“, „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“ usw. Als Star-Interpret dieser Großgoschen-Oper wird der einschlägig bekannte Dylan­-Verschandler Wolf Biermann erwartet.

Unterdessen schwitzen die Schulkinder in den Mucki-Buden von Shoppenweiler ihre Primark-Klamotten beim Kaufkrafttraining blutig, während sich ihre Mütter und Väter an den Fast-Food-Buden zum Früh-Shoppen treffen. Diese Kalauer habe ich mir übrigens aus dem Ramschregal für Sparwitze besorgt, um den Zeitgeist zu treffen. Kredit- und Inkasso-Kämpfe sind ja die Hochzeit poetisch geprägter Kaufbolde. Die freuen sich über jeden seriösen Preisrabatz von 150 Prozent.

Die neue Kultur des Stuttgarter Lebens reduziert sich inzwischen auf eine klare politische Forderung an alle lieben Mitbürger und sonstigen Flüchtlinge, die sich schon heute oder in absehbarer Zeit keine Stadtwohnung mehr leisten können: Shop and Go!



BEITRÄGE schreiben im LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

INDYMEDIA LINKS UNTEN

BLICK NACH RECHTS

INDYMEDIA

STÖRUNGSMELDER

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND



 

Auswahl


Depeschen 2311 - 2318

Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410
23.01.2015

17.01.2015

14.01.2015
09.01.2015

08.01.2015

06.01.2015
05.01.2015

03.01.2015

31.12.2014
30.12.2014

27.12.2014

24.12.2014
23.12.2014

20.12.2014

17.12.2014
15.12.2014

12.12.2014

11.12.2014
09.12.2014

06.12.2014

04.12.2014
02.12.2014

29.11.2014

27.11.2014
25.11.2014

23.11.2014

21.11.2014
19.11.2014

17.11.2014

15.11.2014

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·