Bauers DepeschenFreitag, 31. Dezember 2010, 647. DepescheAuf vielfachen Wunsch weiter Kreise der Salon-Bevölkerung eröffne ich heute, am 31. Dezember 2010, doch noch eine neue Seite - und wundere mich über die finale Abgefucktheit im LESERSALON (sorry, inzwischen geht es aufwärts... schauen Sie mal rein) 1.) BLICK auf mein lyrisches Gesamtwerk: SILVESTERGEDANKEN Im Grunde, sagt der Boxer zum Barmann, im Grunde geht es um die nächste Runde 2.) "Tagesthema" auf der Silvester-Titelseite der Stuttgarter Nachrichten: DIE BOCKIGEN Fast war er hinüber. Jetzt gewinnt der Bürger wieder Stolz und Würde Von Joe Bauer Es war kein Jahr wie jedes Jahr. 2010 gewann ein Wort an Bedeutung, das viele nur noch aus der Maultaschenwerbung zu kennen schienen. Ein fast vergessenes Wesen brachte den Staat durcheinander. Diese Sorte Mensch nennt man bis heute Bürger. Der Bürger als Souverän schien hinüber. Man hielt ihn 2010 für ein Relikt aus dem Geschichtsbuch - da sagte er nicht mehr Ja und Amen zu allem, wonach man ihn sowieso nicht gefragt hatte. Er stand auf, protestierte und verwirrte die Mächtigen. Die hatten den Bürger lange ignoriert. Die Deuter der Welt überschlugen sich in blindem Ehrgeiz, das Phänomen zu erklären. Man nannte den neuen Bürger Berufsdemonstrant, wohlstandsverwöhnten Halbhöhenbewohner, Methusalem. Und weil dem Bürger 2010 seit der Unruhe um ein Tunnelsystem namens Stuttgart 21 eine gewisse schwäbische Courage nicht abzusprechen ist, führte man ihn auch als Mutbürger. Da brauchte es nur noch den journalistischen Trick, den Anfangsbuchstaben auf den Kopf zu stellen. Geboren waren der Wutbürger und - obwohl ein lausiger Kalauer - das Wort des Jahres. Damit hätte der Bürger (im Wortsinn ein Mensch, der den Schutz der Burg genießt) beinahe seinen Stolz und seine Würde verloren. Aber so leicht wie sonst üblich in der Weltpolitik zwischen Hauptbahnhof Stuttgart und Militärcamp Kundus lässt sich das Problem diesmal nicht mit Wortgeklingel aus der Medienabteilung der Obrigkeit verschleiern. Die neue Spezies Bürger bockt weiter. Stellt sich gegen die Politiker, will Antworten auf Fragen. Sieht dies als Bürgerpflicht. Es droht die Spaltung in Bürger und Parteien, in Bürgergesellschaft und Staat. Kein Zufall, wenn die Karten im Kampf um die Demokratie jetzt neu gemischt werden. Es war kein Jahr wie jedes Jahr. Morgen beginnt eine neue Dekade im 21. Jahrhundert. Und nur in Kalau ist der Bürger King. SOUNDTRACK DES TAGES KOMMENTARE SCHREIBEN: LESERSALON DIE STN-KOLUMNEN FRIENDLY FIRE: FlÜGEL TV VINCENT KLINK UNSERE STADT KESSEL.TV GLANZ & ELEND EDITION TIAMAT BERLIN (Hier gibt es mein Buch "Schwaben, Schwafler Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart") www.bittermann.edition-tiamat.de (mit der Fußball-Kolumne "Blutgrätsche") |
Auswahl |