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Samstag, 16. August 2014, 1334. Depesche



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DFB-POKAL: Stuttgarter Kickers - Borussia Dortmund 1:4



FLANEURSALON LIVE: DIE FAMILIEN-BANDE IM THEATERHAUS

Flaneursalon am 13. Oktober im THEATERHAUS. 07 11 / 4020 720.

Mit Uta Köbernick. Vater Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa. Toba Borke & Pheel. Vater Roland Baisch & Sohn Sam Baisch. Unsereins macht auch mit.



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HEUTE nach Kickers-BVB im Schlesinger ...



Die aktuelle StN-Kolumne:



DAHEIM UND ANDERSWO

Heute ist ein großer Tag für Stuttgart, und wie immer bei einem historischen Ereignis werden es nicht alle mitbekommen, weil die Stadt geteilt ist. Die wenigsten wissen die Wahrheit über die geteilte Stadt. Viele denken, die Mauer in den Köpfen stehe erst, seit Bodenräuber und Beutemacher in die Stadt kamen und der Hälfte der Leute weismachten, sie wollten einen Bahnhof bauen, obwohl sie die ganze Stadt wollten.

Darum geht es nicht am großen Tag für Stuttgart. Geteilt ist die Stadt seit dem Tag, an dem die Getreuen des Sportvereins Stuttgarter Kickers schworen, lieber in die Hölle zu gehen als über den Neckar.

Über dem Neckar liegt Cannstatt, eine Art schwäbisches Gallier-Dorf, das erst seit 1905 offiziell zu Stuttgart gehört. 1905 gab es noch keinen Verein für Bewegungsspiele (VfB) Stuttgart, aber schon sechs Jahre lang die ruhmreichen Stuttgarter Kickers. Anfang des 20. Jahrhunderts war Fußball sowieso noch nicht so angesagt wie heute, da viele Leute an nichts anderes mehr denken, wenn sie denken.

Eine besondere Bedeutung bekam die Grenze der geteilten Stadt, als die Cannstatter Stätte für Leibesübungen 1949 den Namen Neckarstadion erhielt. Zuvor hatte sie zur Freude weiter Kreise der Bevölkerung Adolf-Hitler-Kampfbahn geheißen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in Century Stadium (Jahrhundertstadion) umgetauft; in dieser Ära spielten in Cannstatt US-Soldaten Baseball, eine Sportart, die sich bis heute in vielen VfB-Spielen spiegelt: Man rennt wie blöd, ohne Ball.

Der Name Neckarstadion verstörte die Stuttgarter völlig. Die meisten von ihnen südlich des Flusses, vor allem im politischen Sumpfgebiet, hatten nie zuvor von einem Neckar gehört; seine Existenz wird bis heute geleugnet. Auch die Herrschaften der Kickers, aufgrund der Vereinsfarbe Blauer Adel genannt, hatten ihre Karriere weit weg vom Fluss gestartet, bevor sie sich von ihrem Sportplatz am Stöckach auf die Degerlocher Waldau in eine höfische Residenz hoch über dem Fußvolk zurückzogen.

Die Geschichte des Stuttgarter Fußballs hat große Bedeutung, sollten wir (die Kickers) an diesem großen Stuttgart-Tag eine fürchterliche, gar brasilianische Klatsche einfahren. An diesem Samstag spielen die Kickers nämlich im Neckarstadion, heute auch als Mercedes-Benz Arena bekannt (und aus Marketing-relevanten Gründen ohne zweiten Bindestrich gestylt). Unser Pokalgegner ist Borussia Dortmund. Da es dieser aus unserer Sicht nur formal höherklassige Club zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat, kommen viele Leute, um mitzuerleben, wie wir die Typen und ihren Trainer, einen früheren VfB-Ultra aus dem Schwarzwald, fertig machen. Mehr als 30 000 sind angekündigt. So viele haben wir sonst in zehn Spielen zusammen.

Als wir zuletzt gegen die Borussen im Pokal antraten, galten sie auch schon als höherklassig. Das war am 12. Oktober 1999. An diesem Abend sah ich das größte Fußballspiel aller Zeiten, den Triumph einer unnachahmlichen Rasen-Choreografie, die sich wundervoll in die nächtliche Naturkulisse mit den bläulichen Baumwipfeln neben unserem Fußballplatz unter dem damals noch geöffneten Fernsehturm einfügte. Wir siegten 3:1 auf der Waldau. Leider ist uns dieser Ort diesmal verschlossen. Wegen Umbauarbeiten hat man uns ins Exil nach Reutlingen verbannt. Für viele Kickers-Verehrer ist das fast so schlimm wie Cannstatt. Nur die Aussicht auf eine Rasenheizung, auf eine neue, humane Stadionknastzelle für unsere tapfersten Fans und auf weiche Polster zur Besänftigung eingesessener Haupttribünenärsche hält uns still.

Objektiv ist vor dem großen Spiel zu sagen, dass wir im Neckarstadion schlechte Erfahrungen gemacht haben. Ein paar Überlebende erinnern sich, wie wir 1988/89 und 1991/92 mit Dortmund in derselben ersten Liga spielten. Als zu einem der Erstliga-Auftritte unserer ruhmreichen Kickers die Hälfte unserer Fans erst nach der Pause im Neckarstadion einmarschierte, weil man vergessen hatte, die Kassenhäuschen zu öffnen. Bis heute vermute ich hinter dieser Provinzpanne einen Sabotageakt des VfB.

Unsere Sterne gegen Dortmund stehen gut. Jeder Freund des Fußballsports weiß, dass es große Tage gibt, an denen auch Gott mal blau ist. Und mit Blick auf unser großes Ding in der Cannstatter Fußball-Diaspora machen wir heute das Neckarstadion erneut zum Jahrhundertstadion und singen die wichtigsten Zeilen unserer Hymne ergreifender als jeder Gefangenenchor: „Wenn die Kickers auf dem Rasen / Hier daheim und ANDERSWO, / Wie ein Mann zum Angriff blasen, / Dann ihr Leute klingt das so: / Heja, heja Kickers vor / Heja Kickers noch ein Tor . . .“  



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