Bauers DepeschenFreitag, 08. Mai 2020, 2211. DepescheAm diesem Samstag Kundgebung: SOLIDARITÄT. FREIHEITSRECHTE. KLARE KANTE GEGEN RECHTS. Achtung, nach langem Hin und Her mit den Stuttgarter Behörden darf diese kleine Kundgebung mit dem Motto „Solidarität. Freiheitsrechte. Klare Kante gegen Rechts“ jetzt am Cannstatter Kursaal stattfinden: morgen, Samstag, 14.30 Uhr. Kurze Redebeiträge. Musik: Stefan Hiss. ABSTAND einhalten, Mund- und Nasenschutz tragen. Die Aktion, von einem breiten Bündnis unterstützt, ist gedacht als ein Zeichen der Solidarität in der Krise. LIEBE GÄSTE, hier findet man meine NEUE KOLUMNE in der aktuellen Kontext:Wochenzeitung: KREUZ UND QUER Alle zwei Wochen schreibe ich einen Beitrag für dieses Online-Magazin, das samstags als Print-Ausgabe der Taz beiliegt. TAG 53 – KÜNSTLERSOFORTHILFE: KLEINTHEATER VERBOTEN, 10 000 AUF DEM WASEN ERLAUBT. STUTTGART, HAUPTSTADT DER BEWEGUNG. In der achten Woche unserer kleinen Initiative, die inzwischen 180.000 Euro Spenden zur Unterstützung Kulturschaffender erhalten hat, ist die Verwirrung größer denn je. Unsereiner ist gegen die schnelle Lockerung von Einschränkungen im Kampf gegen Corona. Kaum noch nachvollziehbar sind die aktuellen Entscheidungen der Landesregierung. Spielhallen, Tanzschulen, Nagel- und Tattoostudios dürfen ab 11. Mai wieder öffnen. Als „derzeit nicht einschätzbar“ gilt dagegen der Neustart von Theatern, Konzerthäusern und Kinos. Wohl um dem Kulturbetrieb eine politische Pointe zu liefern, ist gleichermaßen die Zukunft von Bordellen ungewiss. Vollends irre wird die Lage im Wissen, dass Stuttgart den „Querdenken“-Protest an diesem Samstag für 10.000 Menschen auf dem Cannstatter Wasen genehmigt hat. Zwar muss die Stadt laut Bundesverfassungsgericht politischen Protest „ermöglichen“. Die Auflagen dafür bestimmt aber der Ordnungsbürgermeister in Zusammenarbeit mit der Polizei. Welche Rolle da der oberste Rathauschef spielt, weiß ich nicht. Auf dem Wasen wird an diesem Samstag der Video-Propagandist Ken Jebsen als Redner erwartet, ein Mann, der laut Taz aus Verschwörungsmythen „sein Geschäftsmodell“ gebastelt hat. Da sich Jebsen in Netz-Beiträgen als Guru oder auch mal nach dem Vorbild von „Joker“ als Horrorclown inszeniert, erfüllt er eigentlich alle Voraussetzungen einer Schmuddelshow. Die aber dürfte aus Gründen des Gesundheitsschutzes derzeit nicht mal in einer Klitsche vor 50 Gästen stattfinden. Jebsens politischer Anspruch reicht allerdings, ihm auf dem Rummelplatz einen Auftritt vor 10.000 Menschen zu erlauben. Wie angesichts einer solchen Masse vorgeschriebene Abstände eingehalten werden können, weiß vermutlich die Rathausführung. Stuttgart, Hauptstadt der Bewegung. Unterdessen betreiben wir weiter unsere Künstlersoforthilfe, um etwas gegen die Not im prekären Bühnenbereich zu tun. Als private Klitsche fern jeder kommunalpolitischen Protektion freuen wir uns jeden Tag über die vielen hilfsbereiten und großzügige Menschen, denen Kunst und Kulturarbeit am Herzen liegt. Ihnen gilt unser aufrichtiger Dank. |
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