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Montag, 01. Juni 2020, 2218. Depesche



 



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KURZE REDE ZUR KRISE

Noch ein kleiner Nachtrag: Bei der Stuttgarter Krisenbündnis-Kundgebung am Samstag, 30. Mai, auf der Wiese vor dem Schauspielhaus zum Thema "Die Krise nicht auf dem Rücken der Benachteiligten" habe ich einige Sätze zur Kultur gesagt:



SCHÖNEN GUTEN TAG, hier im Schlossgarten,

es ist erst knapp ein Jahr her, dass wir uns auf diesem Gelände hier schon einmal getroffen haben. Der Grund war die Anfrage der AfD an die Landesregierung, wie viele nicht-deutsche Künstlerinnen an unseren Staatsbühnen beschäftigt seien. Diese rassistische Widerlichkeit war uns Anlass, endlich über den strategisch geführten Kulturkampf der Völkischen und Nazis aufzuklären. Diese ständigen Attacken der Faschisten auf unsere Lebensart müssten der Politik eigentlich zeigen, welche Bedeutung Kunst und Kultur für eine halbwegs demokratische Gesellschaft haben. Dafür aber fehlt das Bewusstsein.

Eine gute Erfahrung war im Sommer 2019, dass wir innerhalb weniger Tage ein eher unübliches Bündnis auf die Beine stellen konnten: Auf dieser Wiese hier sang der Chor der Staatsoper, auf unserer Mini-Bühne versammelten sich solidarisch 40 Ballett-Indendantnnen aus der ganzen Republik, Gewerkschaften waren genauso aktiv dabei wie das Bündnis Stuttgart gegen Rechts und der Württ. Kunstverein. Und die Leute im Park konnten es spüren: Theater oder Galerien sind nicht nur dazu da, dass die Menschen hineingehen. Aus diesen Bauten kommt auch etwas heraus, das für unser Leben und den kritischen Blick auf die herrschenden Verhältnisse unverzichtbar ist.

Auch unsere heutige Aktion spiegelt ein politisches Miteinander, das Hoffnung macht. Schon neulich hatten Leute von Gewerkschaften, antifaschistischen Initiativen und Kultur im Cannstatter Kurpark gemeinsam eine Kundgebung als Antwort auf die Krise organisiert. Für heute hat sich ein noch größeres Bündnis gebildet. Es tut sich also was, in Stuttgart.

Und das ist bitter nötig: Die Krise treibt Menschen aus unterschiedlichen sozialen Bereichen in die gleichen existenzielle Nöte. Gegen die zynische Politik der Ungerechtigkeiten müssen wir uns wehren, indem wir selber wie ein Opernchor auftreten: Mit unterschiedlichen Stimmen machen wir gemeinsam Power. Und trotz Mundschutz wird man uns weithin hören.

Solidarität ist nicht nur ein Wort. Solidarität bedeutet, dass wir heute hier so selbstverständlich gegen die Schweinereien in den Schlachthöfen protestieren wie gegen die Unzumutbarkeiten in Kitas und Schulen und gegen die Geringschätzung der Kulturschaffenden. Kunst und Kultur, liebes Publikum, ist für die herrschende Politik nicht machtrelevant – und wird deshalb wie ein Freizeitvergnügen behandelt. Die Herrschaften beklatschen sie ein wenig, so wie die Pflegekräfte. Ändern aber wollen sie nichts.

In Wirklichkeit ist Kulturarbeit für uns so wichtig wie die Bildungsarbeit oder die medizinische Versorgung. Und die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur wird ausgerechnet von den neoliberalen Wirtschaftsgläubigen überheblich ignoriert. Dazu ein paar Zahlen:

Die Kultur- und Kreativwrtschaft hatte in der Bundesrepublik i 2018 mit 100,5 Milliarden Euro die höchste Wertschöpfung aller Branchen hinter der Autoindustrie (166,7 Milliarden Euro). Im Fahrzeugbau arbeiten 1,1 Millionen Menschen. Im Kultur- und Kreativbereich dagegen 1,7 Millionen, darunter eine halbe Million geringfügig Beschäftigter. Die Mehrzahl der 1,2 Millionen Beschäftigten im Kulturbereich – also ohne Kreativwirtschaft – muss sich mit Hungerlöhnen von nicht mal 1400 Euro im Monat durchschlagen. Weitere Beispiele:

In der Fußballsaison 2017/18 haben 21,4 Millionen die Spiele der oberen drei Ligen besucht. 34 Millionen aber waren im Theater oder in einem klassischen Konzert. Und 114 Millionen Karten wurden in Museen sowie 118 Millionen Tickets in mehr als 1700 Kinos verkauft.

Statistiken über den Wirtschaftsfaktor Kultur sind allerdings relativ, denn vieles geht nicht ohne staatliche Förderung. Und damit sind wir beim Punkt: Während in allen Bereichen, sei's für den Autoverkehr oder für ein Immobilienhai-Projekt, ganz selbstverständlich Unsummen Steuergeld fließen, spricht man in der Kultur bis heute von „Subventionen“, als gehe es um Wohltätigkeitspartys. Kultur aber ist keine Bettleroper.

Die Geringschätzung elementarer Arbeit zeigt uns: Theater und Schlachthöfe haben nicht nur dann etwas gemein, wenn Regisseure auf der Bühne hin und wieder blutiges Fleisch auffahren lassen. Die Kacke ist überall gleich schlimm am Dampfen und stinkt zum Himmel.

Deshalb müssen wir uns gemeinsam wehren. Die Krise darf nicht auf die ohnehin Benachteiligten und Verletzlichen abgewälzt werden. Wir sehen uns wieder! Vielen Dank.

DIE NEUE HOMEPAGE: KRISENBÜNDNIS



 

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