Bauers DepeschenFreitag, 24. April 2020, 2206. DepescheLIEBE GÄSTE, hier findet man meine neue Kolumne in der aktuellen Kontext:Wochenzeitung: HERRENFAHRER Alle zwei Wochen schreibe ich jetzt einen Beitrag für dieses Online-Magazin, das samstags als Print-Ausgabe der Taz beiliegt. Tag 38 – Künstlersoforthilfe. (Bitte weitersagen) LIEBES PUBLIKUM, als wir am 16. März unsere Mini-Initiative gestartet haben, dachten wir nicht, dass uns diese Sache wochenlang beschäftigen könnte. Ursprünglich hatten wir vor, mit etwas eigenem Geld und schnellen Spenden Künstler*innen aus unserem Umfeld unter die Arme greifen – um so ein kleines Zeichen zu setzen für weitere Aktionen. Inzwischen haben wir sage und schreibe 150.000 Euro Spenden erhalten und sind täglich dabei, überschaubare Summen zu verteilen. Oft genug habe ich Zweifel, ob kleine Beträge von 300 Euro (oder auch mal mehr) helfen können. Täglich aber erhalten wir Mails wie diese eines Musikers: „Liebes Team der Künstlersoforthilfe, vielen lieben Dank für eure Unterstützung. Diese hilft mir und meiner Familie in der jetzigen Situation sehr.“ Mit den Spenden unterstützen wir Menschen aus Sparten wie Musik und Schauspiel, Tanz und Sprechkunst, aber auch Bühnentechniker, Live-Club-Mitarbeiter oder mal einen Tattoo-Artisten. Eigentlich müssen wir uns auf Leute aus dem Raum Stuttgart beschränken, angesichts der Not machen wir aber auch Ausnahmen. Von einer Beratungsstelle im Haus der Wirtschaft erreichte mich z. B. via Flaneursalon-Homepage eine Mail über einen hochtalentierten, „sehr verzweifelten Auslandsstudenten“ aus Freiburg. Wir prüften kurz den Fall – und mussten schnell was tun. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass es zurzeit auch in vielen anderen Berufsbereichen schlimme Existenzprobleme gibt; an die Folgen der Kurzarbeit für Familien mit Kindern und Verpflichtungen z. B. darf ich gar nicht denken. Über Gewerkschaftskollegen bekomme ich mit, wie groß die Verzweiflung überall ist – und wie verdammt schwierig, etwas im Lockdown dagegen zu tun. Vielleicht merken jetzt einige, wie ungerecht und gefährlich unsere sozialen Verhältnisse auch ohne Krisen sind. (Die Häme „Jammern auf hohem Niveau“ überlasse ich anderen.) Unsere Initiative stößt inzwischen an Grenzen: Unser öffentlicher Radius ist klein, wir verbreiten uns vorzugsweise über Privataccounts in sozialen Medien – vor allem aber über die Mund-zu-Mund-Propaganda. Es wird immer schwieriger, NEUE Spenderinnen und Spender zu finden. Deshalb bitten wir heute andere Initiativen und Bündnisse, Vereine oder auch - demokratische - Parteien (!), Spendenaufrufe für uns in ihren Newslettern und Rundmails zu verteilen. Jeder Cent, den wir erhalten, geht an Menschen in Not. Niemand darf davon ausgehen, dass mit der – bei uns sehr guten Soforthilfe des Landes - alle Probleme gelöst sind. Infos: KÜNSTLERSOFORTHILFE Unser aufrichtiger Dank gilt allen, die mit ihren Spenden helfen oder im Geiste mit uns sind. Durchhalten! |
Auswahl |