Bauers DepeschenDonnerstag, 20. September 2007, 69. DepescheDie Zeit war etwas zu knapp, um Depeschen zu schreiben. Der frühe Herbst jagt einen auf die letzte Etappe des Jahres, außerdem plane ich für nächste Woche einen einwöchigen Herrenausflug mit Herrn Gaedt.Mein Plan, weiterhin abstinten zu leben, ohne Alkohol und Nikotin, kostet Zeit. Ich muss zum Sport, um Energien zu verblasen. Sport ist nicht Meira, das muss klar sein (siehe Depesche vom 19. September). Das Schrecklichste an Meira ist, dass er Portugiese ist. Ich bin seit meiner Kindheit mit Eusebio Portugal-Fan. Wenn ich Meira noch einmal auf dem Fußballplatz sehe, gehe ich zum Fado. Am Dienstag wieder Fußball mit der Theaterhaus-Besatzung gespielt. Die Politiker, die über solche Läden entscheiden, sollten hier mal zuschauen: Herr Schretzmeier läuft immer noch wie aufgezogen, seine rechte Hand, Herr Marmulla, schießt aus allen Rohren - da muss man sich schon mal überlegen, ob Fußball ohne Doping überhaupt machbar ist. Ich behaupte nein, und ich behaupte das nicht, weil ich, am Boden vor dem Kindertor der Handballer liegend, aus kurzer Entfernung einen Ball voll in die Fresse bekam. Jetzt fällt mir auf, dass das Thema Fußball überhand nimmt. Das wird krankhaft. Alle spielen, auch der Herr Rosenau-Drauz, der mir jetzt ein Stichwort liefert: Habe gerade mit dem Schlagzeuger Andrew Zbik palavert, er spielt bei hitboutique. Diese Band mit der Sängerin Lea interpretiert die CDU-Hymne "The Final Countdown" als Bossa-Nova-Stück und hat gerade mit ähnlich guten Varieté-Nummern eine CD veröffentlich. Am 29. September wird das Album in der Rosenau vorgestellt. Wer Swing und Quiz-Shows mag, sollte hingehen und Rotwein und Champagner bestellen. Der Stuttgarter Kickers-Trainer Zeidler hat seinen Spielern Straftraining morgens um sechs verordnet. Das ist große Psychologie: Dieser depperte Provinzlerdrill bringt den Bio-Rhythmus der Spieler durcheinander mit dem Erfolg, dass sie noch früher im Stehen einschlafen als bisher. Der Trainer muss sofort entlassen werden. Heute gehe ich zum Schwimmen ins Bad Berg. Das ist kein Sport. Das ist das ganze Leben, die Klimakatastrophe namens Sauna, das letzte Prickeln des Mineralwassers, der Gestank ungewaschener Besucher. "Deutsche werden immer dümmer", stand diesen Mittwoch in "Bild". Von mir aus sollen sie dümmer werden, mir fällt das nicht auf, aber sie sollen sich gefälligst waschen. Mirjam mit j, die ich letztens schon wieder falsch geschrieben habe, hat mir zu der CD "Lady's Bridge" von Richard Hawley verholfen. Mr Hawley hat eine Methode gefunden, die ganze Welt im Ballroom einzuseifen. Wer schon mal in der Sauna des Bad Berg war, versteht das besser. Auch die Kargheit des Rockabilly. Alles zusammen wird auch Stil genannt. Mehr geht nicht. Ich gehe jetzt. O, dieses Wasser. Andere würden es liebend gern trinken. Wir baden darin. „Kontakt“ wird ein funktionierender E-Mail-Link. |
Auswahl |