Bauers DepeschenDienstag, 31. Januar 2012, 857. DepescheNÄCHSTER FLANEURSALON ... ... am Dienstag, 28. Februar (20 Uhr), im Schlesinger - mit Stefan Hiss, Dacia Bridges, Toba Borke & Pheel. Schöne Wirtshausatmosphäre, Einlass für die Hungrigen bereits um 18 Uhr, und der Vorverkauf läuft bisher ziemlich gut. Karten im Lokal. Telefon: 07 11/29 65 15. NEUES AUS DER ANSTALT, heute um 22.15 Uhr im ZDF, u. a. mit Arnulf Rating. NOTIZ Dinge wie die NACHDENKSEITEN lesen, das Geschwätz der stadtfremden Spießer vom Ende des Stuttgarter Protests vergessen und weitermachen. HESSEL Der französische Intellektuelle Stéphane Hessel, 94, Autor von "Empört Euch!", hat nach einem Vortrag an der Uni Tübingen S-21-Gegnern empfohlen, Stuttgart 21 "nicht als Nabel der Welt zu betrachten, jedoch als Auswuchs einer globalen Fehlentwicklung zu begreifen". Verstehe man sich als Teil einer weltweiten Bewegung gegen den Machtmissbrauch in Politik und Finanzwirtschaft, sagte er, könne man über die Empörung hinaus die nötige Energie schöpfen, um weiterhin gemeinsam beharrlich und friedlich dagegen einzustehen. Das heißt: "Sie müssen weiter auf die Straße gehen!" SOUNDTRACK DES TAGES Die StN-Kolumne von diesem Dienstag: DER INVESTOR Jeden Morgen und jeden Abend, sofern es einen Abend nach dem Morgen gibt, komme ich an der Filiale einer etwas abgehalfterten Drogeriekette an der Schwabstraße vorbei. Der Laden ist so eng, dass ein aufrechter Mann nur mit Sidesteps zwischen den Regalen durchkommt. Das vergangene Jahr ging dem Ende zu, als ich eines Nachmittags Zeuge wurde, wie eine Hyäne mit Hosenanzug und schwarz gefärbtem Haar den Laden betrat. Kaum da, teilte sie einer jüngeren, im Laden beschäftigen Dame mit, sie sei ab sofort beurlaubt. Ich konnte die Tränen in den Augen der jüngeren Dame sehen und beschloss, etwas zu tun. Es sei eine Sauerei, schimpfte ich, Personal vor den Augen des Kunden zu feuern. Aber was sagt man nicht alles, was keinen Schwanz interessiert. Apropos: Die Dame im Hosenanzug verließ die Drogerie und ging zu einem davor geparkten blauen VW mit Ulmer Kennzeichen. Am Auto warteten drei Damen ähnlicher Kategorie. Ich tippte auf ein Rollkommando, spuckte auf die Straße und eilte mit meinem Kloputzmittel, Marke Sagrotan, nach Hause. Für den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte verbürge ich mich, weil ich keinen gerichtsrelevanten Beweis besitze außer mein in diesem Fall gutes Gewissen. Im Fenster besagter Discounter-Drogerie klebt zurzeit ein Plakat mit der Botschaft, das Unternehmen suche "seine künftigen Führungskräfte"; "aktuell zu besetzen" seien "Trainee-Stellen (12 Monate/18 Monate) für Hochschulabsolvent(inn)en im betriebswirtschaftlichen Bereich". Empfehlenswert wäre, schätze ich, vor der Bewerbung als Trainee zu prüfen, ob der Hosenanzug und sein Kampfweiber-Trupp noch im Unternehmen zugange sind. Trainee-Neulinge schlittern ja relativ jungfräulich ins Gewerbe, bevor sie ihre Grundausbildung als Allzweckwaffe für unternehmerische Spezialkommandos erhalten. Dass solche Karrieren nicht immer reibungslos verlaufen, hat zuletzt der bekannte Pharma-Trainee Mappus vorgeführt. Ihn erwähne ich, weil die Pillen- und Kloputzmittel-Branchen produktmäßig dicht beieinander liegen. Mein Laden an der Ecke hat trotz allem eine Zukunft. Baden-Württembergs oberste Trainee-Kraft im betriebswirtschaftlichen Bereich, Herr Dr. Nils Schmid, hat angekündigt, zur Rettung der insolventen Drogerie-Kette potenziellen Investoren Landesbürgschaften zu gewähren. Staatshilfen mit Steuergeldern sind üblich in der sozialen Marktwirtschaft, wenn Unternehmer ihr Unternehmen verzockt haben, weil Unternehmer ja das Risiko und die Verantwortung tragen. Als BWL-Trainee werde ich dieser Tage bei der BW-Bank vorsprechen mit der Bitte, mir als Drogerie-Investor-Trainee ein wenig behilflich zu sein. Schließlich hätte ich von Kloputzmitteln und ihrer Anwendung mehr Ahnung als jeder amtierende Finanzminister aus der Azubi-Abteilung der Sozen. Ferner hätte ich den Crash mit dem Hosenanzug überlebt und dächte an ein Darlehen mit üblichem Discounter-Zins auf Bundespräsidenten-Niveau. Schiefgehen, Herr Bankdirektor, kann nichts. Hinter mir steht Herr Dr. Schmid, eine wandelnde Konjunkturspritze in bester sozialdemokratischer Tradition. Warum ich mich an die BW-Bank und nicht an die Deutsche Bank wende, hat damit zu tun, dass "Der Spiegel" in seiner aktuellen Titelgeschichte (,,Die Zocker AG") der Deutschen Bank extrem dubiose Geschäfte auf hohem internationalem Level bescheinigt. Gut möglich, dass der Hosenanzug mit seinem Rollkommando auch diesem Haus demnächst seine Aufwartung macht. Dies bitte ich mit Rücksicht auf die Genfer Konvention zu verhindern. KOMMENTARE SCHREIBEN IM LESERSALON DIE STN-KOLUMNEN FRIENDLY FIRE: NACHDENKSEITEN FlUEGEL TV RAILOMOTIVE EDITION TIAMAT BERLIN Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche VINCENT KLINK KESSEL.TV GLANZ & ELEND |
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