Bauers DepeschenSonntag, 05. August 2007, 53. DepescheSonntagnachmittag, das nötigste Sportprogramm erledigt. Am Morgen mit Eddy, genannt der serbische Partisan, durch den Wald gelaufen, 48 Minuten, das sind vier Minuten zu viel. Der Wald liegt im Stuttgarter Westen, hinter der Hasenbergsteige. Nach circa zehn Minuten erreicht man eine Brücke über die Schnellstraße Richtung Autobahn, danach geht es ziemlich lange bergauf. Laut Eddy nennt man diesen Anstieg in Fachkreisen den "Seufzerhügel". Zuerst verstand ich "Säuferhügel" - die Guantánamo-Strecke der modernen Therapie. Beim Erstversuch schaffte ich den Anstieg nicht, ohne zwischendurch eine halbe Minute im Schritt zu gehen. Mittlerweile bleibe ich nicht mehr stehen. Eddy ist eine gute Zugmaschine. Außerdem trage ich neuerdings eine Mütze von Discovery. Mit Discovery-Mütze schafft man auch die Tour de France zu Fuß.Ich bleibe beim Sport. Am Samstag das erste Heimspiel der Stuttgarter Kickers auf der Waldau besucht. Entwürdigend. 1:3 gegen Jahn Regensburg. Erstens heißt man nicht Jahn, und zweitens sang man früher bei solchen Anlässen im blauen B-Block: "Hurra! Hurra! Das ganze Dorf ist da!" Inzwischen holen die Blauen ihre Trainer vom Dorf. Der Neue, ein gelernter Schullehrer, wohnt in Heubach unterm Rosenstein. Dort habe ich mal in der A-Jugend gespielt. Aus Heubach kommen Die kleine Tierschau und die Firma Triumph. In Heubach hätten wir unserem Trainer verboten, eine Mütze zu tragen. Unserem Trainer musste man das nicht verbieten. Der hatte Stil (an meiner blauen Discovery-Mütze ist er nicht schuld). Mit Mütze sehen Trainer aus wie Sportlehrer auf Schulausflug, die im Bus ihre Lieblingsschülerin fragen: Willst du mal meine Mütze anfassen? Der neue Kickers-Trainer hatte am Samstag eine Baseballmütze auf, zwei Turnschuhe, eine Trainingshose und ein Poloshirt an. So ging man zu meiner Zeit als Fußballer in Heubach unterm Rosenstein weder zum Schulausflug ins Wental noch zum Frauenaufreißen nach Böbingen/Rems. Für damals wie heute gilt: Der mit der Sportskäpp ist ein Mordsdepp. Der neue Kickers-Trainer tanzte mit Baseballmütze und Trainingshose, Turnschuhen und Polohemd die Linie entlang. Wegen seines Baseballmützenschilds konnte er nicht sehen, dass die Kickers-Abwehr den größten Scheiß seit der Erfindung der Baseballmütze zusammenspielte. Das Spiel hätte leicht 1:6 ausgehen können. In der Kickers-Abwehr spielt ein Herr namens Benda. Der hat sich eine weithin sichtbare Rotsträhne ins Stoppelhaar färben lassen. Wahrscheinlich hat er vor seinem Kickers-Engagement als Brandstifter bei der Feuerwehr gearbeitet. Das nächste Spiel der Kickers findet in Pfullendorf statt. Wenn in Pfullendorf einer mit roter Kopfhaarsträhne auf den Platz läuft, sieht er aus wie der Türsteher der Pfullendorfer Disco (andererseit leistet jeder Pfullendorfer Türsteher mehr für die Defensivarbeit als die komplette Kickers-Abwehr vom Samstag). Hier nochmals die internationale Haatrachtregel beim Fußball: eingefärbte Kopfhaarsträhnen sind erst ab der Champions-League erlaubt. In Ausnahmefällen dürfen eingefärbte Kopfhaarsträhnen auch in der spanischen und englischen Erstliga getragen werden. Nie und nimmer aber in der Regionalliga Süd. Zuerst jedoch muss die Mütze weg. Der Kerl blamiert ganz Heubach. Das spricht sich rum bis Böbingen/Rems. |
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