Bauers DepeschenSonntag, 22. Juli 2007, 47. DepescheSonntagmorgen, das Kommando Endersbach überlebt, ein hoch erfreutes Flaneursalon-Publikum im Remstal zurückgelassen. Ich habe kein gutes Gefühl bei diesem Bühnenklamauk. Muss darüber nachdenken.In Stuttgart regnet es in Strömen: die letzte Warnung. Es ist Zeit, hinauszugehen in den Schlossgarten, mir die schwarze Seele aus dem Leib zu rennen. Dann wird das Wasser im Bad Berg sagen: Meinen Segen sollst du haben. Exorzismus funktioniert nur in der Sauna. Sonntagnachmittag, wieder zurück. 44 Minuten für meine Verhältnisse leichtfüßig gelaufen - mein Ehrgeiz ist es, unter 45 Minuten zu bleiben. Niemand soll mir den Schwachsinn von glücklichen Joggern erzählen. Joggen kann jeder. Man braucht dafür kein Talent. Nur Ehrgeiz oder eine kaputte Beziehung. Im Schlossgarten lief irgendein offizielles Volksläufer-Rennen mit Ambulanz im Schlepptau. An jeder Abbiegung wurde ich von einem Streckenposten in Leuchtfarbenjacke mit Klatschen und Bravorufen angefeuert. "Ich gehöre nicht dazu", sagte ich, "die Schweine geben mir kein Epo." Drei Saunagänge mit jeweils acht Bahnen Schwimmen. Genau richtig. Beim Mittagessen im Berg-Bistro den Jazzmusiker Jörg Reiter getroffen. Wir haben mal in der Lehenstraße im gleichen Haus gewohnt. Es gebe immer mehr und immer bessere Jazzmusiker, sagt er, aber immer weniger Arbeit. Das Problem sind nicht zu wenige Clubs, sondern zu wenig Publikum. Frühere Arbeitgeber wie das Radio und das Fernsehen fallen aus. Die investieren das Geld ihrer Zwangsgebührenzahler, um das Niveau von RTL zu erreichen. Egal. Stuttgart 21 scheint perfekt, Gelder und Gleise werden versenkt: Oettinger hat seine schlagende Verbindung. Wäre doch wieder mal ein Grund, alle drei Strophen der deutschen Nationalhymne zu singen: Eisenbahn und Recht und Freiheit. „Kontakt“ |
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