Bauers DepeschenDonnerstag, 12. Juli 2007, 42. Depesche"Der Spiegel" hat neulich in einer - nicht besonders schlitzohrig, eher schelmisch - konstruierten Sommergeschichte das Comeback richtiger Rockmusik ausgerufen. Motto: Hau rein, die Welt schreit danach.Solche Beiträge funktionieren, wenn man das Handwerk beherrscht, journalisisch relativ simpel: Man stellt - nach einer szenischen, beispielgebenden Einführung - eine so genannte These in den Raum (etwa: Gitarrenballaden waren gestern, jetzt kracht es wieder) und belegt sie mit Fakten (etwa: der gerade populäre US-Schriftsteller Chuck Klosterman beschäftigt sich zurzeit mit Heavy Metal, ein Dokumentarfilm über die Szene läuft zurzeit im Kino, der Nachwuchs hat die Schauze voll von Travis-Sülze etc.). Ohne Witz aber war die Geschichte nicht. Erstens erfuhren Laien wie ich, dass der Manowar-Haudegen Joey DeMaio promovierter Musikwissenschaftler ist und seine Blitz- und Donner-Macke wohl wie andere Schwermetaller von Richard Wagner hat, zweitens diente sie altgedienten Schweinerockern als erstklassige Rechtfertigung für alle Ewigkeit, und drittens brachte der Unsinn Gesprächsstoff. Prompt wurde ich von Mirjam mit j zur Show der New Yorker Band Gov't Mule ins Longhorn beordert. Erster Eindruck: Die Musiker, mit herzerweichenden Southern-Rock-Ausflügen auf dem harten Blues-Trip, sind zwar deutlich jünger als ihre Specklederhosen-Fans, aber nicht wesentlich schöner. Zweitens: Nirgendwo wird effizienter Musik gemacht als in diesem Genre, mit zehn Songs füllt man locker drei Stunden. Und drittens: Rock mit Bauarbeiter-Disziplin dient der Entspannung. Genau vor dem Longhorn, über der Straße, liegt ein totes Eisenbahngleis. Über ein schöneres Entree, dachte ich beim Hinausgehen, verfügt weltweit kein anderer Club. Ansonsten wieder ins Leibesübungsgeschäft zurückgekehrt. Heute 42 Minuten im Schlossgarten gelaufen, anschließend Sauna und Schwimmen im Bad Berg. Samstag Wiederaufnahme meines Torwarttrainings auf der Waldau. Heute noch ein Ausflug zum Banker-Festival Jazz Open. Mal schauen, ob es gelingt, einer Veranstaltung mit Geld Seele einzuhauchen. Ein roter Teppich auf der VIP-Tribüne ersetzt nicht immer rostbraune Schienen vor der Haustür. Wie sich der Sponsoren-Zirkus selbst übertrifft, habe ich heute in einer Überschrift der "Bild"-Zeitung gelesen: "AMG sponsert EnBW". Gemeint sind der Auto-Tuner AMG und der Basketball-Club EnBW Ludwigsburg. „Kontakt“ |
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