Bauers DepeschenDonnerstag, 21. Juni 2007, 32. DepescheWas mein folgender Text wohl soll? Auflösung irgendwann später.Eines Tages kam ich aus der Dunkelheit von Botnang, durchquerte das schwarze Loch des Schwabtunnels und ging durch die Straßen von Heslach. Es war kalt, ich konnte hören, wie der Rost von den eisernen Balkonen in die Hinterhöfe schneite. Ich schaute hinauf zu den Hügeln hinter dem Schornsteinqualm der Bierbrauerei und konnte sehen, wie die Reichen ihre Lichter löschten. Es roch nach verlorenem Hopfen und Malz. Es roch nach Kater. Ein Punk salutierte, als ich ihm einen guten Abend wünschte. Wäre ich ein Sänger gewesen oder ein Trompeter oder der Oberbürgermeister, ich hätte die Menschen auf der Stelle mit einer Hymne gequält. Atme tief den Rost von Heslach ein, krähte hinter mir eine Krähe, lass die Sprüche über Stuttgart sein, dummes Werbetexterlein. Ich ging in eine Bar und in die nächste Bar, ich schaute Männern zu, wie sie am Marienplatz an Wasserpfeifen zogen und am Schoettle-Platz mit Boccia-Kugeln zwischen meine Augen zielten. Ich klopfte mit dem Espressolöffel an mein Weinglas und rührte mit den Fingerspitzen in der Pfütze auf dem Tresen. Meine Stiefel wippten lautlos zum Rhythmus der Massiven Töne. Guten Abend, Stuttgart, sagte ich zur schönen Kellnerin, im Rathaus sind die Lichter aus. Stuttgart 21 heißt du, Stuttgart 21 – du bist wahnsinnig. Ich saß in der Bar und hörte mir zu, wie ich der schönen Kellnerin mein Lied vorsang. Schönes Stuttgart, du hast mich bedient, sang ich hinaus in die Nacht, bis ich in den Hinterhöfen die Balkone rosten hörte und die Hand der schönen Kellnerin auf meiner linken Wange spürte. Ihr Völker der Welt, krähte die Krähe, pfeift nicht auf diese Stadt. Singt ein Lied für sie. Auf dem Schornsteinqualm der Bierbrauerei schwebte ich hinauf zu den Hügeln der Reichen – und weiter, immer weiter. Ich setzte mich auf die güldene Sichel, sah in der Ferne, wie sich zwei Menschen auf dem Monte Scherbelino zu Tode liebten, und wartete, bis mein Mond aufging. Hinter uns schnarchten viele Hornochsen, sie schnarchten so lange, bis ihre Hornbrillen von den Nachttischen fielen. Am Morgen würden sie es wagen, was über Stuttgart zu sagen. „Kontakt“ |
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