Bauers Depeschen
Mittwoch, 28. Mai 2008, 156. Depesche
DIE BALLADE VOM EIERLIKÖR
Ein harter Tag war zu Ende. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Tu es, sagte ich. Ich ging ins Kaffeehaus zum Ball der einsamen Herzen. Als ich das Kaffeehaus betrat, glitzerte an der Decke die frisch polierte Discokugel, vor der Bühne glänzte das frisch gewichste Parkett, und über den Tischen schwebte der Geruch von ewiger Wollust.
Der Saal war leer. Auch die Aschenbecher für die Erdnüsse waren leer. Die Polster der Stühle sahen aus, als hätten sie zu lange Druckluft geatmet.
An der Bar standen Johnny, der Alleinunterhalter, und Jimmy, der Eintänzer. Johnny und Jimmy tranken Eierlikör. Mann, was ist los, sagte ich. Der Eintänzer sagte nichts. Mann, Johnny, sagte ich, wo sind die verdammten Groupies.
Es kommen keine verdammten Groupies mehr, sagte Johnny. Es kommt überhaupt niemand mehr, sagte Jimmy. Mann, was ist los, sagte ich. Der Ball der einsamen Herzen ist tot, sagte Johnny. Yeah, sagte ich und nahm einen doppelten Eierlikör. Dann rissen wir zwölf Meter Kabel aus der Wand und gingen. Johnny trug die Eierlikörflasche. Sie sitzen alle zu Hause und tun es, sagte Jimmy, der Eintänzer. Dann waren wir am Ziel. Johnny trat die Haustür der einsamen Bloggerin ein und fand sie röchelnd neben ihrem toten Laptop. Lustig, sagte Johnny, der Alleinunterhalter, und nahm den letzten Schluck Eierlikör lieber selbst.
Achtung, Eier: Stuttgarter Kickers am kommenden Samstag ab 13.30 Uhr live auf Großbildleinwand in der Stuttgarter Kneipe Schlesinger, Schlossstraße. Ab 12.30 Uhr Stadionwürste auf dem Grill, leibhaftige Menschen im Überlebenskampf. Alles andere wäre Bloggen.
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