Bauers DepeschenSamstag, 30. April 2011, 718. DepescheBORUSSIA DORTMUND ist Deutscher Meister, aber Herr Klopp auch nur in Stuttgart geboren. FLANEURSALON: LETZTE KARTEN Für den Flaneursalon am kommenden Donnerstag, 5. Mai (20 Uhr), in der Straßenbahnwelt Bad Cannstatt gibt es noch RESTKARTEN 1. MAI An diesem Sonntag finden in Heilbronn die Demonstrationen gegen den Aufmarsch der NPD-Truppen statt. Werde mich in den Regionalexpress setzen. DIE AKTUELLE STN-KOLUMNE Die Kickers haben am Freitagabend 2:2 gegen den KSC II gespielt, es war eine spannende, wilde Partie vor mehr als 4000 Zuschauern auf der schönen Waldau. Hier noch eine blaue Erinnerung aus meiner Stuttgarter-Nachrichten-Kolumne: MERHABA STUTTGART Ich sah mich eine Weile bei den Indianern Nordamerikas um, wurde neidisch auf ihre mit Schweineborsten verzierten Wildlederhemden, dann traf ich einen Fußballmann im Linden-Museum. Es gibt Tage, da kommt alles zusammen in der Stadt. Der Fußballmann erzählte mir, er befasse sich gerade mit den Türken. Ich dachte mir nichts dabei. Kolumbus hat die Indianer Indianer genannt, weil er glaubte, in Indien gelandet zu sein. Der Fußballmann jedoch, stellte sich heraus, war tatsächlich an den Türken dran. Er wusste sogar von der Nummer mit der Knoblauchwurst. Im Linden-Museum erfährt man in zehn Minuten mehr über die Welt, als einem Provinzler wie mir lieb sein kann. Ende Mai beginnen am Hegelplatz die Aktionen zum 100. Geburtstag des Völkerkundemuseums, und bis dahin müssen wir die Sache mit den türkischen Fußballern geklärt haben. Annette Krämer, die Leiterin der Orientabteilung im Museum, arbeitet zurzeit an „Merhaba Stuttgart“. Die Ausstellung wird am 5. Juni anlässlich des 50. Jahrestags des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens eröffnet. 1961 kamen erstmals türkische Gastarbeiter in die Republik. „Merhaba Stuttgart“, ein Projekt von Linden-Museum, Deutsch-türkischem Forum und Stadtmuseum, ist nach vielen Interviews entstanden. Mit Erinnerungsstücken und Fotos wird das deutsch-türkische Leben in der Stadt dargestellt. Auch der Sport spielt eine Rolle, und so kam es, dass mir Peter Schmid, der Sohn des legendären VfB-Torhüters Otto „Gummi“ Schmid, im Museum begegnete. Schmid jr. befasst sich beim VfB mit der Clubgeschichte und liefert Frau Krämer Wissenswertes über den Fußballprofi Ilyas Tüfekci. Der hat 1980/81 als erster Türke beim VfB gespielt. Danach wechselte er zu Schalke, wurde das Idol türkischer Fans und machte schon damals Werbung für Knoblauchwürste von Gazi. Beim Museumsgeplauder fiel mir ein, dass bereits in den fünfziger Jahren ein türkischer Stürmer in Stuttgart spielte. Ein Wort ergab das andere, und wir gingen nach Hause, um die Türkenfrage zu klären. Wahr ist, dass der Fußballer Feridun Ismael Bugeker, 1933 in Istanbul geboren, 1955 bei den Stuttgarter Kickers anheuerte. Zuvor hatte er für den berühmten Club Fenerbahce gespielt und in Istanbul Architektur studiert. An der Technischen Hochschule in Istanbul lehrte damals ein gewisser Paul Bonatz; er war 1944 von Stuttgart nach Ankara gereist und nicht zurückgekehrt. Später wurde er Professor in Istanbul. 1954, zwei Jahre vor seinem Tod, ließ er sich wieder in Stuttgart nieder. Feridun Bugeker folgte Bonatz, um in Stuttgart sein Architekturstudium fortzusetzen. Ein Jahr vor seinem Wechsel zu den Kickers hatte er bei der WM 1954 in der Schweiz zweimal das Nationaltrikot der Türkei getragen, beim 1:4 gegen Deutschland und beim 7:0 gegen Südkorea. Nach seinem Umzug nahm ihn der Kickers-Spieler Rolf Lechler bei sich auf (auch Lechler wurde später Architekt und baute den Kickers ein Clubhaus). Bugeker bestritt in seiner ersten Saison 17 Partien für die Blauen in der Oberliga Süd und erzielte vier Tore. Er war der erste türkische Fußballer in der höchsten deutschen Liga nach dem Zweiten Weltkrieg (als erster überhaupt gilt Rafet Bekir, er spielte in den zwanziger Jahren bei Phönix Karlsruhe). Feridun Bugeker lebt heute in Istanbul, im vergangenen Jahr war er Gast bei der Feier zum 111. Geburtstag der Kickers. Ich hätte ihn gern gefragt, was man fühlt, wenn man sieht, wie sich die Dinge in der Stadt verändert haben. Wie sein ehemaliger Club in die vierte Liga abgestiegen ist, wie man das wichtigste Bauwerk seines großen Lehrmeisters zerstört hat. Leider weiß ich nicht, was Herr Bugeker aus Istanbul gesagt hat, als er die alten Freunde von den Kickers wiedersah. Vielleicht: „Merhaba Stuttgart.“ Zu Deutsch: „Hallo, Stuttgart!“ SOUNDTRACK DES TAGES FLANEURSALON IM FLUSS Der Vorverkauf für den Flaneursalon im Fluss am Mittwoch, 29. Juni, auf dem Neckarschiff "Wilhelma" ist der VORVERKAUF ist bereits im Gang. Ausflug mit Zam Helga, Roland Baisch & Friends, Michael Gaedt, Dacia Bridges - und zur allgemeinen Freude hat auch der Berliner Kabarettist Nils Heinrich zugesagt. Unterwegs gibt es Überraschungen. „Der Flaneursalon war so überschwänglich inspirierend, dass man gerne noch länger zugehört hätte, als die Wilhelma nach dreieinhalb Stunden wieder am Zoo dieses Namens anlegte“, so Michael Werner in der "Stuttgarter Zeitung". KOMMENTARE SCHREIBEN: LESERSALON DIE STN-KOLUMNEN FRIENDLY FIRE: NACHDENKSEITEN FlÜGEL TV VINCENT KLINK RAILOMOTIVE UNSERE STADT KESSEL.TV GLANZ & ELEND EDITION TIAMAT BERLIN (Hier gibt es mein Buch "Schwaben, Schwafler Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart") Fußball-Kolumne Blutgrätsche |
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