Bauers DepeschenSonntag, 10. Januar 2010, 424. DepescheKolumnen in den Stuttgarter Nachrichten Nächster Flaneursalon: Mittwoch, 24. Februar, Theater Rampe Karten: 07117 / 620 09 09 - 16 BETR.: TEXTE GESUCHT – FOLGE 3 In der Depesche vom 5. Januar habe ich angekündigt, etwa zwei Wochen lang Texte von fremden Autoren (Depeschen-Lesern) auf meine Seite zu stellen, weil ich selbst nicht tippen darf, rechter Arm geschient. Die mir gemailten Beiträge werden nicht verändert oder korrigiert. Jeder kann mitmachen. Kommentare sind erwünscht, das Ding heißt INTERnet und nicht dead end street: „Kontakt“ Heute eine kurze Geschichte, gemailt von Cornelia Pfadenhauer, Werbefachfrau aus Stuttgart-Hoffeld: DON'T FORGET PAN AM VON CORNELIA PFADENHAUER Es geschah im Jahr 2008 an einem unwirtlichen Tag im Februar, ungefähr zwanzig Jahre nach Lockerbie. Es ist zehn vor zwölf. Unglücklich, dennoch hellwach, sitze ich im Zug. Dieser steht im Frankfurter Hauptbahnhof und unterbricht meine Fahrt. Während ich gerade an meinem zwei Tage alten Käsebrötchen kaue, fällt mein Blick auf den Bahnsteig und von dort auf eine blaue Tasche, welche ausgebeult und herrenlos unter einem Wartesitz kauert. Alarmiert gehe ich zum Zugausstieg direkt hinter mir und informiere die nächststehende Zugbegleiterin. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge merke ich, dass sie sich lediglich von mir als Schwäbin zur Ordnung gerufen sieht. Noch bevor ich die Zähne ein weiteres Mal auseinander bekomme, schickt sie den Reinigungsdienst. Also prompt. Die Käseklumpen bleiben mitr fast im Hals stecken. Aber - ich darf noch miterleben, wie der Fleißige und mit Schaufel und Besen Bewaffnete die Tasche hervor nimmt. Männlich couragiert und südländisch sorglos schaut er in alle Fächer. Die Tasche ist leer. Gott sei Dank. Er dreht und wendet sie ein bisschen, und zwar so, dass sie in das richtige Fach des Mülltrennungscontainers passen soll. In dem Moment sehe ich die Aufschrift und das Logo der PAN AM. Und dann war sie weg. Im Restmüll. Diese Rarität! Der Zug fuhr an und die Zugbegleiterin kam wegen der Fahrscheine. Freundlich meldete sie Vollzug: „Haben Sie gesehen, die Tasche ... „Haben Sie gesehen, dass das noch eine PAN AM-Tasche war - eine Rarität!“, unterbrach ich sie. Ihr Gesicht sagte, dass sie mich endgültig für schrullig erklärte. Gütig erwiderte sie jedoch: „Ja, nu is se wech.“ Na bitte, dachte ich. Doch wie gut eigentlich. Besser sie ist weg und wir sind noch da. „Kontakt“ |
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