Bauers DepeschenSamstag, 28. November 2009, 405. DepescheBETR.: LANGSAM Ich bitte um Geduld, der Sinn meines zweiwöchigen Urlaubs kann es kaum sein, die Tage am Computer zu verbringen. Wäre ohnehin nicht ratsam. Inzwischen ist mein rechter Ellbogen, eine Folge meiner Schulterprobleme, dermaßen entzündet, dass ich demnächst eine Schiene zur Ruhigstellung verpasst bekomme. Und Tippen dient nicht der Genesung. Vergangene Woche habe ich mir, zur außerbetrieblichen Fortbildung, einen Ausflug nach New York gegönnt und wie im letzten Jahr in Brooklyn im Hotel gewohnt, diesmal in Heights, einem Quartier nahe der Brücken über den East River nach Manhattan. Wenn ich in irgendwo in Brooklyn durch die Straßen gehe, in Bushwick oder Red Hook, oder in der U-Bahn sitze, spüre ich gelegentlich diesen Druck auf der Brust. Das kommt nicht von einem drohenen Infarkt. Mir geht das Herz auf. Die Menschen in diesen Revieren sind dermaßen freundlich und höflich, dass man ganz verlegen wird. Mit Business hat das nichts zu tun, da verbreitet sich eine weltstädtische Haltung. Ein Stil. Und ein Lebensgefühl nach dem elften Neunten. Ich wohnte in einem alten Marriott, unweit des Supremecourt. Dienstags und freitags ist in unmittelbarer Nähe offiziell ausgewiesener Bauernmarkt mit Obst, Gemüse und feinen Backwaren. Ich gehe durch die Straßen, sitze im Coffee Shop im Hotel, stelle den Menschen hin und wieder Fragen, bitte sie um Hilfe, wo's lang geht, und manchmal weiß ich hinterher nicht, ob ich mit einem Afro-Amerikaner, einem Latino oder einem Weißen geredet habe. Diese Unterschiede fallen nicht mehr auf, weil einen der freundliche Grundton bewegt, und ich ärgere mich über Leute, die nichts anderes zu tun haben, als sich wie der Comedy-Trottel Pocher über die Einreisebedingungen bei den Amerikanern zu mokieren. Es ist mir wurscht, auf einem Zettel im Flugzeug die Frage zu beantworten, ob ich Terorrist sei. Im Stadtinneren werde ich als Gast behandelt wie sonst nirgendwo. Wenn mich in der U-Bahn einer berührt, sagt er: "Sorry, Sir." Wenn mich am Stuttgarter Charlottenplatz einer anrempelt, dass mir die Brezel aus der Hand fällt, sagt er: "Hast du Problem, Alter?" Damit ist für heute Depeschen-Schluss, ich bereite mich bereits auf ein großes Fußball-Wochenende vor: Barcelona vs. Real, Arsenal vs. Chelsea, Stuttgarter Kickers - VfR Aalen (heute, Samstag, 14 Uhr). Noch der kleine Hinweis: Am Sonntag, 6. Dezember, trifft sich der Flaneursalon mit Stefan Hiss, Dacia Bridges & Alex Scholpp zur Matinee in der Vaihinger Kneipe Maulwurf. Beginn: 11 Uhr. Reservierungen: 0711 / 6 73 24 06 „Kontakt“ |
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