Liebe Freundinnen und Freunde des Flaneursalons,
es ist Mitttwoch – und eine neue Kontext-KOLUMNE im Netz: Spaziergang durchs Leben: Tiger und Leopard, Hitler und Blaulicht – und mit Harry Belafonte und Udo Lindenberg 1983 live im Palast der Republik, Ostberlin. Hier geht’s zum Text: ZUM LETZTEN GEFECHT
Ein paar Sätze zu den Stuttgarter Vorfällen am 1. Mai:
Wegen Krankheit war ich ausnahmsweise nicht auf der 1.-Mai-Demo des DGB. Was mir zuverlässige Zeuginnen und Zeugen aus verschiedenen Perspektiven über das Vorgehen der Polizei berichtet haben, ist ein Grund, zügig eine Aufklärungs- und Informations-Kundgebung über die unverhältnismäßige, sich regelmäßig wiederholende Stuttgarter Polizeigewalt zu organisieren. Die Strategie der Ordnungsmacht heißt immer öfter Provokation und Eskalation um jeden Preis. Auf diese Weise wird die demokratische Versammlungsfreiheit immer aggressiver angegriffen – und zwar dann, wenn es gegen Linke geht. Grund für schnelle brutale Einsätze mit Pfefferspray sind beispielsweise etwas zu große Transparente. Eklatante Verstöße gegen Auflagen bei Demos von Queren und Rechten werden hingegen akzeptiert. Ich weiß, wovon ich rede – und verfolge beim Blick auf die Polizei gemeinhin nicht das Prinzip Sippenhaftung. – Die lokale Qualitätspresse hat sich wieder damit begnügt, den Polizeibericht zu verbreiten. Polizeibericht – viele wissen es nicht – bedeutet: Bericht allein aus Sicht der Polizei. Dafür braucht man eigentlich keine Journalisten, es sei denn, sie sehen sich als Helfershelfer.
Veranstaltungshinweis: Geraubte Kinder
Hier der Text der Veranstalter:
Der Opferverein „geraubte Kinder – vergessene Opfer“ lädt ein:
Filvorführung und Zeitzeugengespräch mit drei ehemaligen geraubten Kindern. Am Montag, 8. Mai, 19 Uhr, im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart.
Die Landesregierung in Baden-Württemberg verzögert offenbar bewusst Wiedergutmachung für geraubte Kinder. Kinderraub ist aktueller denn je. Die Nazis raubten während des 2. Weltkrieges in besetzten Gebieten wie Slowenien, Polen und Russland zwischen 50.000 bis 200.000 Kinder, die dem Menschenbild der Nazis entsprachen: blond, blauäugig, arisch. Leider wurden die Opfer nie durch die Bundesregierung entschädigt, obwohl es sich dabei um Kriegsverbrechen und Genozid handelt.
Inzwischen ist es dem Verein „geraubte Kinder – vergessene Opfer“ durch eine Petition gelungen, dass die Landesregierung in Baden-Württemberg an die geraubten Kinder eine Wiedergutmachung zahlen muss, so hat es der Petitionsausschuss des Landestages mit Zustimmung aller Fraktionen beschlossen. Die Landesregierung hatte Ende November 2022 großspurig erklärt. Jedes Opfer soll „möglichst direkt und unbürokratisch“ 5.000 Euro erhalten.
Nach über sechs Monaten des Wartens, des ständigen Nachfragens ist bisher bei den NS-Opfer nicht einmal ein Antrag angekommen.
Die Landesregierung verzögert die Auszahlung allem Anschein nach bewusst. Hermann Lüdeking (87 Jahr alt), der durch die Kinderraubmaschine des SS Lebensborn aus Polen entführt und gewaltsam umerzogen wurde, findet deutliche Worte: „Sie warten ab, bis wir alle Tod sind, dann müssen sie nichts mehr bezahlen …“
Der Eintritt ist kostenlos.
FLANEURSALON LIVE
Der nächste Flaneursalon ist als sommerliche Freiluft-Angelegenhei gedacht: Am Freitag, 9. Juni, sind wir im Garten der RATZE am Raichberg. Diesen reizvollen Ort auf den Hügeln Gaisburgs mit Blick auf die Stadt habe ich im vergangenen Jahr okkupiert, als ich in der Kleingärtner-Kneipe Ratze beim Mittagessen saß. Im Garten steht eine kleine überdachte Bühne, und ich dachte mir: Bühnen sind eigentlich nicht dazu da, mit Gerümpel voll gestellt zu werden. So gab es dort im Sommer 2022 aufgrund der großen Nachfrage gleich zwei Flaneursalons, und das Publikum hatte große Freude. Gutes Klima da oben.
Der Vorverkauf für den Flaneursalon in der Ratze hat bereits begonnen. Meine Bühnengäste sind Thabilé & Steve Bimamisa, Eric Gauthier & Friends und Oliver Maria Schmitt. Würde mich nicht wundern, wenn noch ein Überraschungskünstler dazustieße … kontrollierte Maßlosigkeit ist mein Prinzip.
Plätze buchen kann man per Mail: ratzestr@gmail.com – Karten gibt es ab sofort auch am Tresen im SCHLESINGER.
DIE NACHT DER LIEDER
Regelmäßig werbe ich auf dieser Seite – wenn auch ziemlich erfolglos – für Die Nacht der Lieder. Diese Benefiz-Show spielt seit 2001 Geld für soziale Zwecke ein und lief bis zum Ausbruch der Pandemie mehr als gut. Immer sehr frühzeitig ausverkauft. Nach einer Absage 2020 wegen Corona und der darauf folgenden Veranstaltung mit halbierter Raumkapazität aufgrund der Pandemie-Auflagen sind die fetten Jahre vorbei. Ich kann alle hier nur bitten und betteln, sich die relativ günstigen Karten für unseren Mix aus Pop und Jazz, Klassik und Komik zu besorgen. Ein ähnliches Ereignis gibt es in Stuttgart nicht. Und die Künstler*innensoforthilfe wäre ohne diese Benefiz-Veranstaltung inzwischen schon pleite. Termin 2023: 5./6. Dezember, Theaterhaus. Vorverkauf: THEATERHAUS – Kartentelefon: 0711/4020720