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Liebe Besucheri:innen, heute gönnt mir meine Existenz auf der Basis staatlicher Rentenbezüge mal einen terminfreien Tag, der mir erlaubt, ein paar Zeilen auf meine Homepage zu tippen. Ist schon kurios, wenn ich darüber nachdenke, dass die Schreiberei eigentlich meine Haupttätigkeit sein sollte.
War einmal. Bis Ende 2018 habe ich mindestens dreimal pro Woche die Kolumne Joe Bauer in der Stadt in den StN gefüllt, dann bis Ende 2019 pro Woche noch eine als freier Mitarbeiter. Seit April 2020, als die Corona-Pandemie schon ausgebrochen war, mache ich alle 14 Tage die Kolumne Auf der Straße für die Kontext:Wochenzeitung.
Hier mein aktueller Text, womöglich gar nicht so schlecht: Snus, Kippen, billige Jokes
Rechtzeitig zum ersten Lockdown 2020 kümmerte ich mich um die zeitlich nicht ganz unaufwändige Künstler:innensoforthilfe Stuttgart. Diese Spendenkampagne für die Kulturarbeit brachte – völlig überraschend – insgeamt 1,6 Millionen Euro. Dieses Geld wurde an unterschiedlichste Berufszweige und an Studierende im künstlerischen sowie im Unterhaltungs- und Bildungsbereich verteilt. Nach mehr als drei Jahren wurde dieses Projekt abgeschlossen.
Zwischendurch, im März 2021, bin ich von der Mozartstraße in die Urbanstraße umgezogen, eine unglückselige private Geschichte. Immer mehr in den Mittelpunkt gerückt ist dann aufgrund der politischen Entwicklung meine Aktivität gegen rechts. Von „Kampf“ will ich derzeit nicht sprechen, auch nicht von „Widerstand“; mit Blick auf unsere Geschichte sind diese Worte für mich anders belegt.
Zuvor hatte ich mich seit 2010 relativ regelmäßig an verschiedenen politischen Aktionen beteiligt. In früheren Jahren wäre ein öffentliches politisches Engagement so gut wie unmöglich gewesen, da ich als Journalist immer Angestellter war. Wegen Verletzung angeblicher Neutralitätspflichten hätten politische Aktivitäten zur Entlassung geführt. Nach und nach allerdings – und nach Wechseln in der Chefredaktion – wurde mein Treiben akzeptiert.
Heute habe ich dieses Problem nicht mehr. Mitte 2023, als die faschistische Bewegung sehr viel schneller viel gefährlicher wurde, als die meisten geahnt hatten, gründeten wir in kleinem Kreis das Netzwerk Gemeinsam gegen rechts – für eine bessere Demokratie. Der Zusatz „für eine bessere Demokratie“ war uns von Anfang an sehr wichtig, weil es nicht darum gehen kann, nur den Status quo zu verteidigen. Wir müssen soziale Ungerechtigkeiten und Missstände als Nährboden für die Rechten benennen. Diese Arbeit geht weiter mit regelmäßigen Aktionen auf der Straße und Veranstaltungen in unterschiedlichen Häusern (siehe unten auf dieser Seite).
Angesichts der monströsen Aufrüstungspläne in Europa und der Bundesrepublik erscheint mir das Motto „Gegen rechts“ inzwischen kaum noch ausreichend. Der Vormarsch der Rechtsextremen in den USA (mit ihren Klerikalfaschisten), in Europa und anderen Teilen der Welt und die zunehmende Kriegsgefahr haben Zusammenhänge. Dass die europäische Aufrüstung mit dem Blick auf Russland absolut gerechtfertigt ist, wissen inzwischen neben herrschenden Politikern samt den Lobbyisten der Waffenindustrie auch viele Hobby-Feldherren im Internet aus unterschiedlichsten Lagern. Sie agieren wie Fußballfans: Wir brauchen einen neuen, teuren Mittelstürmer, dann hauen wir die andern weg. Mal unabhängig aller militärischen Ahnungslosigkeit: Dass Unsummen für Militär mit sozialem Kahlschlag und Verarmung in den Gesellschaften einhergehen, scheint wenig zu interessieren. Hier zu besseren Einschätzung eine Ermittlung von Greenpeace: Kräftevergleich Nato / Russland
Unterdessen gehen die Flaneursalon-Shows halbwegs kontinuierlich weiter. Nach dem doch sehr schönen Gastspiel im Traumpalast-Kino Metropol habe ich für das erste Halbjahr 2025 nur kleine Dinge geplant: Am Mittwoch, 9. April, einen Flaneursalon Intim mit Stefan Hiss im Theater La Lune und im Mai einen nicht ganz so kleinen Flaneursalon in der geplanten mobilen Laubhütte – siehe Projekt Sukka. Genauer Termin demnächst. Im Sommer werden wir noch etwas Größeres machen.
Der Flaneursalon mit seinem kontrastreichen Mix und seinem Netzwerk im künstlerischen und technischen Bereich ist bei der Organisation politischer Dinge sehr hilfreich. Und mit nur einem Jahr Unterbrechung wegen Corona wurde auch die Benefiz-Show Die Nacht der Lieder fortgesetzt – erfolgreich, könnte man sagen: immer ausverkauft. Auch für dieses Jahr läuft der Vorverkauf schon sehr gut, und 2026 steht die Jubiläumsshow zum 25-jährigen Bestehen an. Hätte ich bei der Premiere 2001 im Kino Metropol nicht gedacht, dass diese Nummer so lange lebt … Und hier geht’s zum Vorverkauf für Die Nacht der Lieder 2025.
Wie gesagt: Inzwischen ist meine Schreiberei deutlich in den Hintergrund gerückt, was mir etwas Schmerzen bereitet. Außer der Kontext-Kolumne mache ich so gut wie nix, rechnet man das Verfassen von Reden nicht hinzu. Dass meine jüngste Kolumnensammlung Einstein am Stuttgartstrand – Beobachtungen eines Stadtspaziergängers in Stuttgart nur wenig Aufmerksamkeit findet, war von vorneherein klar. Die Kontext:Wochenzeitung steht bei Stuttgarts Tageszeitungen gewissermaßen auf dem Index. So habe ich mich u. a. über eine Internet-Notiz des Berliner Autors Heiko Werning gefreut: Mein Buch sei „sogar in Berlin eine exzellente Lektüre“. Es ist ja auch im Berliner Verlag Edition Tiamat erschienen. Und hier, falls doch noch jemand Interesse haben sollte, ein weiteres Mal mal der Link zu einer schönen Buchbesprechung auf SWR Kultur: Text und Audio
Damit habe ich für heute genug abgesondert. Wer mir schreiben möchte, erreicht mich über
flaneursalon@joebauer.de – hin und wieder Post ist unter Umständen ein kleiner Lichtblick.
Und jetzt raus in die Märzsonne, verdammte Scheiße. Es muss doch noch etwas Leben geben, da draußen.
Die nächste Netzwerk-Veranstaltung – über einen gut gefüllten Saal freuen wir uns alle:
Montag, 10. März, Stuttgarter Renitenztheater, 20 Uhr:
Wie bedroht sind unsere Kunst und Kulturarbeit?
Podiumsabend mit:
Petra Olschowski (Landesministerin für Wissenschaft und Kunst)
Hasko Weber (Intendant, Nationaltheater Weimar)
Fola Dada (Sängerin, Dozentin)
Andreas Kämpf (Vorsitzender Laks BW, Verband der soziokulturellen Zentren).
Moderation: Julia Schröder (Journalistin).
Fola Dada wird zusammen mit dem Gitarristen Christoph Neuhaus an diesem Abend auch Musik machen.
Eintritt wie immer frei. Anmeldungen für uns wie immer hilfreich: kasse@renitenztheater.de