Liebe Freundinnen und Freunde des Flaneursalons,
die Gefahr von rechts wird weiterhin sträflich unterschätzt. Die AfD kommt in aktuellen Umfragen auf 19 Prozent, zu Deutsch: Jeder Fünfte in der Bunderepublik würde zurzeit eine rechtsextreme Partei wählen. Und in Thünrigen wurde erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik der Kandidat einer rechtsextremen Partei zum Landrat gewählt. – Im Sommer 2022 fand in Cannstatt eine Aktion des Aktionsbündnisses Stuttgart gegen Rechts statt – der Landesparteitag der AfD stand bevor. Ich war damals dabei und habe gesehen und gehört, wie die Polizei die – friedlichen – Teilnehmer:innen provoziert und mit üblen Methoden verhindert hat, dass sich der Demo-Zug in Bewegung setzen konnte. Ein Angriff auf die Versammlungsfreiheit. Am heutigen Dienstag gibt es wegen der Vorfälle im Amtsgericht Cannstatt ein Verfahren gegen Aktivist:innen. Näheres hier: PROZESS
NOTIZEN
Zur Debatte über eine „demokratische Wahl“: Das Problem von Thüringen ist nicht die Frage, welche Möglichkeiten und Macht ein AfD-Landrat hat. Sondern die Tatsache, dass der Kandidat einer rechtsextremen Partei mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten hat. Ein Nazi siegt in einer Stichwahl. Die liberale Demokratie ermöglicht es, dass auch Feinde der Demokratie in politische Ämter der Demokratie gewählt werden. Und Faschisten tun, was Faschisten tun. Näheres vom Fachmann:
„Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahmzulegen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache. Wir zerbrechen uns darüber nicht den Kopf. Uns ist jedes gesetzliche Mittel recht, den Zustand von heute zu revolutionieren. […] Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde! Wie der Wolf in die Schafherde einbricht, so kommen wir.“ (Joseph Goebbels, 1928)
Spiegel plus über die Geschichte von Thüringen: Auszug: „Schon drei Jahre vor der eigentlichen Machtübernahme am 30. Januar 1933 zeigten die Nationalsozialisten in aller rabiaten Wucht, wozu sie fähig waren. Ihr Experimentierfeld war Thüringen, Deutschlands hügeliges, waldiges Herz mit der »geistigen Hauptstadt« Weimar. Ab 1930 saß die NSDAP dort erstmals als Juniorpartner in einer Landesregierung.
In Thüringen bewiesen die Nationalsozialisten, dass sie radikale Maßnahmen nicht nur großspurig forderten, sondern auch umsetzten, sobald sie die Möglichkeit hatten. Hier erließen sie ein erstes Ermächtigungsgesetz , das die Unterdrückung politischer Gegner legitimierte. Sie gingen unerbittlich gegen »entartete« Kunst vor und machten nationalsozialistisch gefärbte Schulgebete im Unterricht zur Pflichtübung. Dennoch erkannte kaum jemand, dass Thüringen nur eine Art Generalprobe war für den legalen Weg der »Machtergreifung« – und dass ganz Deutschland bald erfahren würde, was zunächst nur in Weimar und Umgebung geschah.“
FLANEURSALON LIVE
Die Lieder- und Geschichtenshow ist zum zweiten Mal in diesem Sommer im schönen Garten der Ratze. Am Freitag, 28. August, 19 Uhr. Buchungen ab sofort via Mail: ratzestr@gmail.com – und wie immer am TRESEN im famosen Schlesinger, Schloßstraße 28.