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Meine 4. Homepage-Kolumne („Am Hochofen“) findet sich auf der vorherigen Depesche – mit dem Pfeil oben links.
Liebe Besucher:innen, der Flaneursalon am Fluss im Stuttgarter Hafen ist gelaufen – war eine sehr schöne Sache bei gutem Wetter mit frischem Wind am Neckarufer. Unser so aufmerksames wie lebendiges Publikum war ziemlich begeistert – und am Ende auch sichtlich berührt, etwa als der Chor rahmenlos & frei aus der Vesperkirche auftrat.
Erst am Mittag des Veranstaltungstags (5. Juli) hatten wir „ausverkauft“ melden können. Dazu ein paar Notizen, die ich im Morgengrauen aufgeschrieben habe:
Vor allen Flaneursalons höre ich von Bekannten Sprüche wie „Es wird doch sowieso voll“ oder „Was soll dein Gejammer“. Sie verwechseln ordentliche Vorbereitung mit Nervosität oder Angst (die ich nach all den Jahren nicht mehr habe). Und damit zu den Realitäten: Der Flaneursalon am Fluss wurde bereits Mitte April angekündigt und beworben. Das bedeutet: Im Schnitt verkauften wir bis zum Tag der Show drei Karten pro Tag – manchmal eine ganze Woche lang keine einzige. Erst in den letzten zwei Wochen zog der Vorverkauf an. Die Leute warten ab, wie das Wetter wird, entscheiden oft spontan: bloß nichts riskieren.
Es ist nun mal schwierig und anstrengend, sich mit einem Kleinformat wie dem Flaneursalon zwischen großen Star-Events und teuren Festivals irgendwie bemerkbar zu machen – irgendwo zwischen Patti Smith und Jazz Open, Neil Young und Kessel-Festival sowie den Sommerfesten in der sog. Kulturszene. Alles kostet Geld. Hinzu kommt, dass sich in Stuttgart viele unter einer Mixed Show wie dem Flaneursalon nichts vorstellen können. Dafür gibt es keine so richtige Schublade. Wir machen ja nicht unbedingt Mitklatschmusik und Schenkelkopf-Comedy. Der Flaneursalon am Fluss war ein (nicht unpolitischer) Unterhaltungsabend, der sich als kleine Hommage an den Neckar verstand, mit entsprechenden Inhalten.
Um das Gelände mit rund 250 zugelassenen Besucher:innen (inklusive Gästeliste) zu füllen, war sehr viel Werbung nötig. Regelmäßige, in der Schlussphase fast tägliche Postings auf Facebook und Instagram, mehrere Flyer-Aktionen. Der Flaneursalon im Fluss wurde von StZ/StN angekündigt, von Lift, von der Online-Plattform Kessel.TV, von RegioTV – und war nicht nur auf der Homepage unseres Veranstalters Musiccircus Concertbüro, sondern auch auf der Rosenau-Seite zu finden. Um die Werbung muss ich mich selbst kümmern, ich trage auch Plakate aus, um sie in Kneipen aufzuhängen. „Es wird ja sowieso voll“ wäre in unserem Fall eine fatale Fehleinschätzung. Deshalb: Immer tun, was geht.
Von vornherein war klar, dass die Veranstaltung einen technischen Aufwand erfordert, der für die zugelassene Publikumszahl finanziell zu groß ist. Da reichen 30 Euro Eintritt (inklusive Gebühren) nicht aus. Für eine solche Aktion auf einem nackten Firmengelände braucht man u. a.: Bühne, Equipment, Absperrgitter samt Gabestapler, Stühle für die Publikumsreihen, Biertische und -bänke, Dixi-Klos. Wir brauchen Auf- und Abbauhelfer sowie Security-Leute, weil es am Flussufer nicht gänzlich ungefährlich ist. Außerdem versuche ich immer, Künstler:innen anständige Gagen zu zahlen. Keine Frage, dass ich trotz freundschaftlicher Unterstützung und fairer Preise im technischen und logistischen Bereich mein eigener Sponsor bin, am Ende also – in überschaubarem Maß – draufzahlen werde. Das mache ich unter dem Gesichtspunkt, dass ich den Flaneursalon als Hobby betrachte, und dafür geben auch andere Leute Geld aus. Der Flaneursalon ist ein gutes Hobby. Und etwas Spaß mit etwas politischem Bewusstsein und lebensfroher Untergangsstimmung ist beim Blick auf die Gesamtsituation sicher nicht falsch.
Den 6. Flaneursalon am Fluss seit 2012 wollte ich unbedingt durchziehen, weil unser Freund und Unterstützer Heinz Frank den Wunsch hatte, nach der Corona-Pandemie noch einmal im Hafen zu sein. Leider ist er im vergangenen Jahr mit 79 Jahren gestorben. Deshalb habe ich das Hafen-Unternehmen ihm gewidmet.
Großen Dank allen, die da waren – und allen Beteiligten, dass alles reibungslos und bei schöner Atmosphäre funktioniert hat: Mirjam Aichele und Roman Wreden vom Musiccircus, Johannes Zeller von der Hafen GmbH, Stefan Hees (Ton & Licht), Gerold Meyer (Event-Ausstatter), PS-Gastro, Babs Steinbock (Picknick-Musik), allen Helferinnen und Helfern. Dank auch an die Firma Stahlbau Heil.
Auf der Bühne waren: Salamaleque Dance Company – Dancers across Borders (Leitung Heidi Rehse), Chor rahmenlos & frei (Leitung Beatrix Steinhübl), Cemre Yilmaz & Gee Hye Lee & Sandi Kuhn, Hajnal & Stefan Hiss und Cornelius W. M. Oettle.
Die Sommersaison beschließt der Flaneursalon am Samstag, 16. August im Garten des Wirtshauses Ratze, Stuttgart-Gablenberg. Erstmals wird bei uns der großartige Dichter und Satiriker Thomas Gsella auftreten. Musik: Eva Leticia Padilla und Branko Arnšeks Trio Son Sabroso mit kubanischen Songs. Buchungen per Mail: ratzestr@mail.com