WILLKOMMEN!
zunächst meine neue Kolumne – frisch aus dem Zwinger der Stadt: Der große Dackel
Und nach dem Lesen flugs ins Live-Leben:
Am Montag, 4. November, ist der Flaneursalon in der Rosenau – an diesem Abend stelle ich meine neue Kolumnensammlung Einstein am Stuttgartstrand vor. Das Buch erscheint in der Edition Tiamat, Berlin.
Und hier die nächste Aktion unseres Netzwerks Gemeinsam gegen rechts – für eine bessere Demokratie:
KUNDGEBUNG am Samstag, 26. Oktober 2024, auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Beginn 14 Uhr.
Wir müssen mehr tun!
Gemeinsam gegen rechts –
für eine bessere Demokratie.
Seit der ersten Aktion unseres Netzwerk-Teams ist nur ein Jahr vergangen – und die rechtsextreme Bedrohung hat inzwischen drastisch zugenommen. Das zeigen nicht nur die jüngsten Wahlergebnisse im deutschen Osten. Der Vormarsch faschistischer Gruppierungen geht überall erfolgreich weiter. Deshalb müssen wir mehr denn je demokratische Errungenschaften und Freiheiten verteidigen. Eine Kundgebung schafft den Raum, uns zu treffen, uns zu informieren, Kontakte zu knüpfen, uns zu vernetzen.
Wortbeiträge: Dr. Michael Wilk (Arzt und Aktivist), Jama Maqsudi & Najia Ahmad (Afghanistan Community), Dr. Ulrich Bausch (Initiative Aufbruch zum Frieden), Lena Spohn (Personalrat Stuttgarter Staatstheater), Stuttgart gegen Rechts, Cornelius W. M. Oettle (Satiriker). Moderation: Maike Schollenberger (Verdi) & Joe Bauer (Netzwerk)
Musik: Tanzorchester Urbanstraße, Paria Tavakoli (Sängerin)
AUS DEM ALLTAG
Am Dienstag, 15. Oktober, habe ich im Stuttgarter Hospitalhof eine Tagung besucht: „Der 7. Oktober und seine Folgen – Bildung, Medien, Kunst, Kultur und gesellschaftliche Diskurse im Fokus“. Initiatorin war die Muslimische Akademie Heidelberg, organisiert hat sie die Veranstaltung zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung BW, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg und dem Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart. Ein mutiges, schwieriges Unterfangen. Die Mauern stehen hoch, Emotionen überlagern die Auseinandersetzung mit Inhalten und – wie in Kriegssituationen üblich – fast immer fragwürdigen Fakten. In der anhaltenden – nahezu kompromisslosen – Lagerbilung tröste ich mich weiterhin damit, jeden Tag diese Zeilen zu lesen:
Der Zweifler
Von Bertolt Brecht
Immer wenn uns
Die Antwort auf eine Frage gefunden schien
Löste einer von uns an der Wand die Schnur der alten
Aufgerollten chinesischen Leinwand, so daß sie herabfiele und
Sichtbar wurde der Mann auf der Bank, der
So sehr zweifelte.
Ich, sagte er uns
Bin der Zweifler, ich zweifle, ob
Die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat.
Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte.
Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa
Auf die Wahrheit verlassen habt dessen, was ihr gesagt habt.
Ob es nicht vieldeutig ist, für jeden möglichen Irrtum
Tragt ihr die Schuld. Es kann auch eindeutig sein
Und den Widerspruch aus den Dingen entfernen; ist es zu eindeutig?
Dann ist es unbrauchbar, was ihr sagt. Euer Ding ist dann leblos
Seid ihr wirklich im Fluß des Geschehens? Einverstanden mit
Allem, was wird? Werdet ihr noch? Wer seid ihr? Zu wem
Sprecht ihr? Wem nützt es, was ihr da sagt? Und nebenbei:
Läßt es auch nüchtern? Ist es am Morgen zu lesen?
Ist es auch angeknüpft an vorhandenes? Sind die Sätze, die
Vor euch gesagt sind, benutzt, wenigstens widerlegt? Ist alles belegbar?
Durch Erfahrung? Durch welche? Aber vor allem
Immer wieder vor allem anderen: Wie handelt man
Wenn man euch glaubt, was ihr sagt? Vor allem: Wie handelt man?
Nachdenklich betrachteten wir mit Neugier den zweifelnden
Blauen Mann auf der Leinwand, sahen uns an und
Begannen von vorne.