Nachtrag, 1. Weihnachtsfeiertag:
NEUE KOLUMNE: An die Pumpen
Willkommen!
Liebe Besucher:innen, diese Zeilen tippe ich am Nachmittag des 24. Dezember, habe also allen Grund, Euch/Dir alles Gute für die Weihnachtstage zu wünschen. Selbstverständlich nicht nur für die Feiertage, denn saisonbedingte Wünsche erscheinen mir schon sehr reduziert und wenig hilfreich angesichts dessen, was kommen kann und kommen wird.
Ich hab nachgezählt und bin erstaunt, dass ich schon die vierte Weihnacht in meiner Wohnung in der Urbanstraße verbringe. Diese Zeit nach dem Umzug, die auch eine traurige war, verging für mich trotz aller Widrigkeiten ungeheuer schnell. Ununterbrochen passiert etwas: die Pandemie, der politische Erdrutsch nach rechts, der Überfall der russischen Armee auf die Ukraine, das Hamas-Massaker in Israel und die Folgen für die Menschen in Palästina. Vor ein paar Tagen Magdeburg und all die widerlichen Reaktionen.
Demokratische Errungenschaften werden zerstört, der Faschismus droht.
Jedenfalls gab es zuletzt immer zu tun: die Künstler:innensoforthilfe, die Gründung und die Aktivitäten unseres Netzwerks Gemeinsam gegen rechts – für eine bessere Demokratie. Die Flaneursalons, das jährliche Benefiz-Ereignis Die Nacht der Lieder, die Kolumne Auf der Straße für die Kontext:Wochenzeitung.
Zwischendurch muss ich regelmäßig ein wenig trainieren, um stabil zu bleiben, im Bad Berg schwitzen und schwimmen, um mich zu erholen und zu reinigen: innerlich. Und ein Mann, der ein Mann ist, muss an seine Grenzen gehen: seine Wäsche nicht nur waschen, sondern sie auch aufhängen. Und da wird die Zeit gelegentlich knapp für den Berufsrentner.
Andrerseits habe ich eine Menge Glück: Hab eine bezahlbare Wohnung in schöner Umgebung an der Nahtstelle zwischen Mitte und Ost. Und in diesem Jahr war ich nicht ein einziges Mal richtig krank. Da ist es irgendwie einleuchtend, dass man versucht, einige halbwegs vernünftige Dinge zu tun, die nicht allein dem eigenen Wohlbefinden dienen. Ich bin kein Positivdenker, dieses neoliberal geprägte, durch und durch egoistische Achtsamkeits-Getue widerstrebt mir. Mit etwas realistischem Blick auf die Welt ist es keineswegs ein Übel, hin und wieder an die Grenzen zur Melancholie zu stoßen. Das ist nichts Bedrohliches, im Gegenteil: Eine leicht geschwärzte Sicht auf die Dinge dient der Differenzierung und fordert den Humor heraus. Nein, ich mach jetzt keinen Weihnachtsengelwitz. Witze haben nur bedingt mit Humor zu tun. Fragen Sie den lustigen Sensenmann, der einen ab einem bestimmten Alter wie ein Schutzengel begleitet.
Dies hier ist übrigens die 2500. Depesche von allen. Ein Jubiläum. Aber wie gesagt: Dauernd ist etwas, also abhaken. Die nächsten Dinge warten. Vielleicht sehen wir uns am 4. Februar beim Flaneursalon im Metropol. Haltet durch! Lasst euch, im doppelten Wortsinn, nicht hängen.
Begeisterungsarien und Beschwerden hier: flaneursalon@joebauer.de