LIEBE GÄSTE!
In der 2448. Depesche, die man mit dem Pfeil links oben auf dieser Seite anklicken kann, findet sich die Rede des Soziologen Klaus Dörre, die er am Samstag, 18. Mai, bei der Kungebung unserer Netzwerk-Aktion DAS FEST GEGEN RECHTS – für eine bessere Demokratie an der Stuttgarter Planie gehalten hat. Auf der aktuellen Depeschenseite hier steht jetzt der Kundgebungs-Beitrag des Schauspielers Walter Sittler:
Es ist schön, so viele Menschen hier zu sehen, welche die Rechte, die uns die Demokratie gewährt und garantiert – Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, Freiheit der sexuellen Orientierun, Freiheit der Religionsausübung, um nur ein paar zu nennen – die diese Rechte verteidigen wollen gegen die Rechten, die diese Rechte nicht so hoch schätzen und sie auch nicht allen Menschen in unserem Land garantieren wollen. Ich möchte mit zwei Zitaten anfangen:
>Wenn die Demokratie uns in Zeiten der Opposition demokratische Methoden zubilligte, so musste dies ja in einem demokratischen System so geschehen. Wir haben aber niemals behauptet, dass wir Vertreter eines solchen demokratischen Standpunktes seien, sondern wir haben offen erklärt, dass wir uns demokratischer Mittel nur bedienten, um die Macht zu gewinnen und dass wir nach der Machteroberung unseren Gegnern rücksichtslos alle die Mittel versagen würden, die man uns in Zeiten der Opposition zugebilligt hatte.
>Wir müssen ganz friedlich und überlegt vorgehen, uns ggf. anpassen und dem Gegner Honig ums Maul schmieren, aber wenn wir endlich soweit sind, dann stellen wir sie alle an die Wand. Grube ausheben, alle rein, Löschkalk oben drauf.
Das erste Zitat stammt von Joseph Goebbels, ehemaliger Reichspropagandaminister der Nazis, das Zweite von Holger Arppe, ehemaliges Mitglied der AfD.
Es sind lediglich fünf Felder, auf denen die AfD agitiert, um an die Macht zu gelangen. In allen Diktaturen ist es dasselbe, ob Russland, Ungarn, Türke – diese fünf Felder muss man beherrschen, dann ist der Weg zum Faschismus offen;
1. Machtübernahme – Gewaltandrohung:
Gruppen von AfD Anhängern tauchen vor Häusern auf, tragen Fackeln und Banner, hängen Puppen an selbstgebastelte Galgen, bedrohen und greifen Politiker und Politikerinnen an.
Es geh darum Angst zu verbreiten. Menschen trauen sich nicht mehr in öffentliche Ämter gewählt zu werden, Bürgermeister*innen treten zurück, Menschen beginnen diese Partei zu wählen – aus Angst.
Wer die AfD richtet, den werden wir richten! Hans Thomas Tillschneider, AfD; (Anm.; vollständig: „Die AfD hat überlebt! Wer versucht, die AfD zu richten, den richtet die AfD“)
2. Konsolidierung der Macht
– Regionale und landesweite Spitzenämter übernehmen; Bürgermeister, Landräte; wir haben 77 AfD Abgeordnete im Bundestag, über 250 solche Abgeordnete in 14 Bundesländern, Hunderte von teils rechtsextremen Mitarbeiter*innen in den Büros der Abgeordneten.
– Wieviele der über 300TSD Polizisten sind auf der Seite der AfD? Es sind nicht viele, aber es sind welche.
-Wieviele Soldaten sind auf der Seite der AfD? Es sind nicht viele, aber es sind welche;
– Richter, Lehrer Beamte – überall versuchen Sie einflussreiche Menschen auf ihre Seite zu ziehen
3. Dämonisieren von Gruppen, Polizeistaat
Faschisten brauchen immer Feinde, wenn es sein muss, erfinden sie die:
– Homosexuelle ins Gefängnis? Das sollten wir in Deutschland auch machen. (Andreas Gehlmann, AfD)
– Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde. (Marcel Grauf AfD)
– Wir sollen eine SA gründen und aufräumen! (Andreas Geithe, AfD)
4. Wenn sie an der Macht sind: Inhaftierung der Opposition – und:
– Antifa? Ab nach Buchenwald. (Mirko Welsch, AfD)
– Ich sage diesen linken diesen Gesinnungsterroristen, diesem Parteienfilz (Anm.: gemeint ist hier die linksrotgrün versiffte Politikerkaste) ganz klar: Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und zwar nur für das Volk gemacht – denn wir sind das Volk, liebe Freunde. (Markus Frohnmeier, AfD)
5. Gleichschaltung der Presse:
– Lügenpresse, das staatliche Indoktrinationssystem, Correctiv als Hilfsstasi, Alle Recherchen von unabhängigen Recherchenetzwerken sind: beispiellose Verleumdungskampagnen. – Medienstaatsvertrag kündigen, die Sender in eine bedeutungslosen Bezahlkanal umfunktionieren und einen eigenen Sender installieren. Unabhängige Zeitungen verbieten. (Parteiprogramm AfD) —
Aber wie verhindern wir dieses Erstarken, diese Vergiftung der demokratischen Freiheiten, das absichtliche Verdrehung der Fakten um politisches Kapital daraus zu schlagen? Mit diesen so wichtigen Demonstrationen allein ist es sicher nicht getan. Hier möchte ich eine Rede von Kästner zitieren:
ERICH KÄSTNERS ANSPRACHE
(leicht redigiert, einen Punkt der ursprünglich vier Punkte habe ich gestrichen)
„Wir wollen nicht auf gut Glück und auf gut Wetter warten, nicht auf den Zufall harren, nicht auf die politische Konstellation und die historische Entwicklung hoffen, nicht auf die Weisheit der Regierungen, die Intelligenz der Parteivorstände und die Unfehlbarkeit aller übrigen Büros. Wenn Millionen Menschen nicht nur neben-, sondern miteinander leben wollen, kommt es aufs Verhalten der Millionen, kommt es auf jeden und jede an, nicht auf die Instanzen. Das klingt wie ein Gemeinplatz, und es ist einer. Wohin es führt, wenn jeder glaubt, die Verantwortung trüge der sehr geehrte, wertgeschätzte Vordermann und Vorgesetzte, das haben wir erlebt. Soweit wir’s erlebt haben …
Wenn Unrecht geschieht, wenn Not herrscht, wenn Dummheit waltet, wenn Hass gesät wird, wenn Hilfe verweigert wird, — stets ist jeder einzelne zur Abhilfe mitaufgerufen, nicht nur die jeweils „zuständige“ Stelle.
Jeder ist mitverantwortlich für das, was geschieht, und für das, was unterbleibt. Und jeder von uns muss es spüren, wann die Mitverantwortung neben ihn tritt und schweigend wartet. Wartet, dass er handle, helfe, spreche, sich weigere oder empöre, je nachdem. Fühlt er es nicht, so muss er’s fühlen lernen. Beim einzelnen liegt die große Entscheidung.
Die soziale, moralische und politische Welt, die Welt der Menschen in die rechten Angeln hineinzuheben, dafür gibt es in jedem von uns mehrere Punkte. Drei dieser Punkte möchte ich erwähnen:
Punkt 1: Jeder Mensch höre auf sein Gewissen! Das ist möglich. Denn er besitzt eines. Diese Uhr kann man weder aus Versehen verlieren, noch mutwillig zertrampeln. Diese Uhr mag leiser oder lauter ticken, — sie geht stets richtig. Nur wir gehen manchmal verkehrt.
Punkt 2: Jeder Mensch suche sich Vorbilder! Das ist möglich. Denn es existieren welche. Und es ist unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimperzucken das gesagt und getan hätte, wovor wir zögern. Das Vorbild ist ein Kompass, der sich nicht irrt und uns Weg und Ziel weist.
Punkt 3: Jeder Mensch erwerbe sich Humor! Das ist nicht unmöglich. Denn immer und überall ist es einigen gelungen. Der Humor rückt den Augenblick an die richtige Stelle. Er lehrt uns die wahre Größenordnung und die gültige Perspektive. Er macht die Erde zu einem kleinen Stern, die Weltgeschichte zu einem Atemzug und uns selber bescheiden. Das ist viel. Bevor man das Erb- und Erzübel, die Eitelkeit, nicht totgelacht hat, kann man nicht beginnen, das zu werden, was man ist: ein Mensch.“
—-
Hier zwei Zitate zum Thema „Totlachen der Eitelkeit“: Das ist das Bild, das die AfD nach Europa tragen will:
Maximilian Krah: „Echte Männer sind rechts. Echte Männer haben Ideale! Echte Männer sind Patrioten. Dann klappts auch mit der Freundin!“
Oder hier, Hans-Thomas Tillschneider aus Sachsen-Anhalt: „Jeder unserer Gedanken, jedes unserer Worte, unsere gesamte Weltsicht ist deutsch. (…) Es gibt ein deutsches Verständnis von Familie, eine deutsche Art sich zu kleiden. Es gibt eine deutsche Art zu arbeiten, eine deutsche Art zu kochen, eine deutsche Art zu bauen, eine deutsche Art zu musizieren und diese Art unterscheidet sich von allen anderen Völkern.“
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Dazu gibt es ein Gedicht von Erich Kästner, das ich gern zitieren möchte:
Ihr und die Dummheit marschiert in Viererreihen.
in die Kasernen der Vergangenheit
Glaubt nicht, dass wir uns wundern, wenn ihr schreit,
denn das was ihr denke und tut, das ist zum schreien
Ihr wollt die Uhrenzeigen rückwärts drehen
Und glaubt, das ändere der Zeiten Lauf.
Dreht an der Uhr, die Zeit hält niemand auf.
Nur eure Uhr wird nicht mehr richtig gehen.
Wir ihr’s Euch wünscht, wird Deutschland nicht erwachen,
Denn ihr seid dumm und seid nicht auserwählt.
Die Zeit wird kommen, da man sich erzählt,
mit diesen Leuten war kein Staat zu machen.
Peter Gingold, ein KZ-Überlebender, der sein Leben lang gegen die Rechten gesprochen und gearbeitet hat:
„1933 wäre verhindert worden, wenn alle Gegner der Nazis ihren Streit untereinander zurückgestellt und gemeinsam gehandelt hätten. Dass dieses gemeinsame Handeln nicht zustande kam, dafür gab es für die Hitlergegner in der Generation meiner Eltern nur eine einzige Entschuldigung: Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir alle diese Erfahrung, heute muss jeder wissen, was Faschismus bedeutet. Für alle zukünftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern!“
Und noch einmal Erich Kästner:
„Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.
Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen, und es ist der Schluss meiner Rede. Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.” — ENDE
FLANEURSALON LIVE
Und dann hoffe ich, das unser Flaneursalon zwei Tage vor Beginn der Fußball-EM nicht im allgemeinen Rummel untergeht: Am Mittwoch, 12. Juni, ist die Lieder- und Geschichtenshow in der Rosenau (20 Uhr). Ihre Flaneursalon-Premiere hat dabei die fantastische junge Sängerin Cemre Yilmaz (mit Begleitung). Musik machen an diesem Abend auch der Sänger Eric Gauthier (er begleitet meine Sachen seit 23 Jahren) und der einzigartige Freestyle-Rapper Toba Borke mit seinem Drummer Julian Feuchter. Seinen zweiten Flaneursalon-Auftritt hat der junge Satiriker Cornelius W. M. Oettle, der u. a. für „Die Anstalt“ (ZDF) und „Titanic“ schreibt. Karten gibt es oline: ROSENAU