Liebe Freundinnen und Freunde des Flaneursalons,
die Lieder- und Geschichtenshow am Freitag, 18. August, im Ratze Garten ist gelaufen – war ausverkauft. Für diesen Abend hatte ich diesen Text zum Vortragen geschrieben:
Der Flaneursalon, liebes Publikum, ist zuständig für Unterhaltung. Unterhaltung heißt auch, zu sagen, was wir von den herrschenden Zuständen halten. Zum Beispiel dies: Wenn sich bei uns die demokratischen Kräfte nicht schleunigst in Aktionen gegen die Rechten, die Völkischen, gegen die Nazis verbinden und organisieren, werden die Faschisten gewinnen. Wir müssen was tun. Und damit zu meiner völlig haltlosen Glosse:
DER MOPS
Verehrtes Publikum, Sie alle haben davon gehört: Wir dürfen nichts mehr sagen. Außer unser Spezialgast Oliver Maria Schmitt mit seiner frechen Schnauze. Aber den kriegen sie auch noch.
In diesen Zeiten darf man ja nicht einmal mehr sagen, dass man nichts mehr sagen darf. Am Ende heißt es noch, Ötzi stamme von Menschen ab. Dabei kommt er aus Anatolien. Ich sag Ihnen mal mal was: Nur weil ich ein Nazi bin, muss man mich noch lange nicht in die rechte Ecke stellen. Die AfD wähle ich nur aus Protest. – Weil nicht genügend Nazis in den Parlamenten sitzen.
An Hitler war nicht alles schlecht. Er hätte halt die Autobahnen nicht bauen dürfen. Wegen der Klimakleber. Meine Meinung.
Die Wahrheit ist: Bei uns treffen sich die linksradikalen Verbrecher unserer Regierung nachts in der jüdischen Unterwelt und saugen das Blut aus den Adern getöteter Kinder. Das wurde während Corona im Internet einwandfrei bewiesen. Herr Schmitt kann das bestätigen.
Aber: Wenn unsereiner ein Zigeunerschnitzel bestellt, kommt er in den Knast. Dabei mag ich überhaupt keine Zigeunerschnitzel. Ich esse deutschen Döner mit Pommes und Ketchup.
Am schlimmsten sind die Veganer. Alle schwul. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir Nazis haben nichts gegen Schwule. Aber normal ist das nicht. So hat das früher schon die CDU gesagt, als man noch was sagen durfte.
Aber jetzt sind diese links und grün verkifften Transen an der Macht. Deshalb weiß das deutsche Volk nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Alle woke und ohne Geschlechtsteil.
In Stuttgart ist zum Glück noch alles anders. Wir haben einen echten Mann im Rathaus. „Schaffen statt gendern“, sagt der, bevor er ein Fass ansticht. Und neulich hat unser Rathaus-Fass Nopper diese weisen Worten gesagt: „Stuttgart ist viel besser als sein Ruf. Wir sind die Kulturhauptstadt Deutschlands, unter anderem mit einem hyperstarken Ballett.“
Also, liebes Publikum: Wenn Sie morgen wieder sieben Stunden mit ihrem Nummernzettel im Bürgerhaus anstehen, um einen Pass zu beantragen – oder seit acht Jahren vergeblich einen Kita-Platz suchen, dann denken Sie gefälligst daran: Stuttgart ist viel besser als sein Ruf und hat ein hyperstarkes Ballett. Jetzt wissen Sie auch, warum man Ihnen auf der Nase herumtanzt.
Ich muss noch was erklären. Die Kulturhauptstadt Deutschlands ist eine Stadt, in der sich zum 100. Geburtstag von Loriot das Grins-Gesicht Nopper und der Witzbold Christoph Sonntag auf einem Sofa im Haus der Geschichte vor Publikum über Humor unterhalten. Bekanntlich hat der Humorist Loriot seine Kindheit in Stuttgart verbracht, weshalb man am Eugensplatz eine Säule mit Mops für ihn aufgestellt hat. Der Witzbold Sonntag hat bei besagter Veranstaltung Folgendes gesagt: Die Zeit sei über Loriots faszinierende Langsamkeit hinweggegangen. Heute würde sein Humor nicht mehr funktionieren. Und damit, liebes Publikum, ist klar, was die Kulturhauptstadt Deutschlands auszeichnet: Stuttgart ist eine Stadt mit hyperstarkem Ballett, in der Loriot heute nicht mehr funktioniert. Aber Christoph Sonntag noch immer.
Sie kennen das Loriot-Zitat: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Unser hyperstarker OB aus der Backnanger Komikerschule hat sich dazu diesen intellektuell erweiterten Satz einfallen lassen: „Ein Leben ohne Humor und ohne Stuttgart ist möglich, aber sinnlos.“ Das hat er wirklich gesagt.
Und jetzt, liebes Publikum, jetzt wissen wir, warum es richtig ist, wenn nicht jeder Mops sagen darf, was ihm gerade einfällt. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Vielen Dank.
Und noch ein schöner SONG