Liebe Freundinnen und Freunde des Flaneursalons,
es gibt’s wieder eine brandneue Kolumne. Hier geht’s zum Text: VERDAMMTE ZAHLEN.
Mit dem Pfeil oben links < kommt man übrigens zu den vorherigen Depeschen … und wer mir etwas sagen möchte, erreicht mich per Mail, ich freue mich über Zuschriften: flaneursalon@joebauer.de
Kleine Sache, stattliches Aufgebot: Der FLANEURSALON ist am Freitag, 18. August, im schönen Garten der Ratze, hoch über der Stadt. Ein Ort der Begegnung unter freiem Himmel im Grünen. Günstige Karten per Mail: ratzestr@gmail.com – und am Tresen im famosen Wirtshaus SCHLESINGER.
Und dann ist noch einiges zu tun:
Unsere Künstler:innensoforthilfe Stuttgart, am 16. März 2020 in Erwartung des ersten Pandemie-Lockdowns gegründet, liegt in den letzten Zügen. Wir haben kaum noch Geld, weil Spenden (verständlicherweise) ausbleiben. Mehr als 1,6 Millionen Euro haben wir bisher erhalten – und mit 4000 Überweisungen weitergeleitet. Allen, die uns unterstützt haben, ganz großen Dank.
Von Anfang an ging es uns nicht nur um eine karitative Aktion, nicht allein darum, Menschen in der Kunst- und Kulturarbeit so rasch wie möglich und unbürokratisch mit Geld zu helfen. Wir wollten ein Zeichen der Solidarität setzen. Kultur bedeutet nicht Kultur- und Veranstaltungsbetrieb. Kultur ist eine Lebensart, und wir als Mini-Initiative wollten ein wenig dazu beitragen, unsere DEMOKRATISCHE LEBENSWEISE in Zeiten geschlossener Räume zu verteidigen. Nicht erst seit gestern wissen wir, wie sehr das notwendig ist. Die AfD als parlamentarischer Arm der extrem Rechten ist so stark wie nie. Der Rechtsruck bei uns und in anderen Ländern wurde viel zu lange nicht ernst genommen und wird immer noch verharmlost. Die Rechten führen einen strategischen Kulturkampf gegen demokratische Errungenschaften, so wie es ihre Nazi-Vorfahren gemacht haben. Der Faschismus ist eine akute Gefahr.
Leider wurde die inhaltliche, die politische Intention der Künstler:innensoforthilfe von den wenigsten wahrgenommen. Die Krisen-Betroffenen brauchten halt etwas Geld. Das individuelle Anspruchsdenken war in vielen Fällen wesentlich größer als der solidarische Gedanke. So ist das nun mal mit den Egoismen in neoliberalen Verhältnissen.
Regelmäßig haben wir auch kulturpolitische Aktionen unterstützt, etwa zugunsten von Geflüchteten: aus Afghanistan, aus der Ukraine usw. Ohne unsere Beteiligung wären auch die acht Kundgebungen zum Thema „Rettet das Metropol als Haus für die Kultur“ nicht möglich gewesen. Schöner Nebeneffekt: Mitten im Lockdown konnten Mitwirkende aus Musik, Tanz und Technik auftreten und etwas Geld dafür bekommen.
Noch ein Punkt: Angesichts der fatalen, in der Öffentlichkeit nahezu unbekannten Probleme an den Hochschulen in der Pandemie organisierte ich mit Studierenden zwei Kundgebungen. Die zweite führte immerhin dazu, dass es wenige Tage später ein Gespräch zwischen einer Vertreterin der Landesregierung und Studierenden gab.
Es geht mir hier nicht darum, eine Erfolgsbilanz zu ziehen – die gibt es sowieso nicht. Und das Wort „Stolz“ hab ich noch nie gemocht. Hin und wieder muss man eben etwas tun, ohne auf Ergebnisse und Erfolge zu schielen. Und heute will ich hier noch einmal auf Sinn und Zweck der KÜNSTLER:INNENSOFORTHILFE hinweisen. Das Ganze war ja im März 2020 mithilfe einiger Freunde und einem Startkapital von 5000 Euro aus eigener Taschen ziemlich spontan entstanden, und anfangs ging ich davon aus, wir könnten vielleicht einen fünfstelligen Betrag sammeln. Dafür gedacht, befreundete Künstler:innen so lange zu unterstützen, bis Staatshilfe kommt. Dann aber entwickelte sich die Sache, die Öffentlichkeitsarbeit funktionierte irgendwann, und so gab es doch einiges zu tun.
Im Moment prüfen wir mithilfe des Kulturamts der Stadt Stuttgart die Möglichkeit, auf Dauer eine Notkasse zur schnellen, unbürokratischen Unterstützung von Kunst- und Kulturarbeit einzurichten. Die Puls-Fraktion im Gemeinderat unterstützt uns dabei mit einem entsprechenden Antrag. Wir selber haben, wie gesagt, nur noch sehr wenig Geld. Und in diesem Zusammenhang zum nächsten Thema:
DIE NACHT DER LIEDER
Die Benefiz-Reihe Die Nacht der Lieder, die ich 2001 für die Aktion Weihnachten der StN gestartet habe und seitdem gratis organisiere, hat in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen, dass die Künstler:innensoforthilfe überhaupt noch existiert. Trotz schwerer Corona-Handicaps gelang es, bei den jüngsten zwei Shows mithilfe von privaten Spenden und Zuschüssen der Stadt gute Gewinne zu erzielen. Vor Corona war Die Nacht der Lieder ein absoluter Selbstläufer, immer frühzeitig ausverkauft. Nach der Pandemie ist alles viel schwerer, vielleicht auch, weil Eric Gauthier zuletzt aufgrund der Corona-bedingten Terminverschiebungen als Moderator ausfiel. Versprechen kann ich, dass er wieder mitmachen wird, wenn auch noch nicht in diesem Jahr. Zur Moderation der Nacht der Lieder habe ich ihn übrigens vor vielen Jahren überredet, als er noch nicht so bekannt war wie heute, als es seine Erfolgstruppe Gauthier Dance noch gar nicht gab; zuvor hatte er nie moderiert. Die Shows am 5. und 6. Dezember wird der Freiburger Kabarettist und Poet Jess Jochimsen präsentieren – ein sehr guter Mann, der schon etliche Male im Flaneursalon mitgewirkt hat.
Ich hoffe, dass wir es in diesem Jahr wieder schaffen, den T1 im Theaterhaus zweimal zu füllen. Es gibt wieder ein schönes Programm, und das Eintrittsgeld dient wie immer einem sozialen Zweck. Die Karten sind, gemessen am Aufwand der Veranstaltung, verhältnismäßig günstig. Und selbstverständlich geht es auch bei der Nacht der Lieder darum, einen Ort der Begegnung zu schaffen, eine Bühne des Miteinanders – als Zeichen einer demokratischen, internationalen Kultur. Ich danke allen, die diese Veranstaltung mit dem Kauf von Karten unterstützen. Hier kann man online buchen: THEATERHAUS – telefonisch: 0711/4020720 – und täglich an der TH-Kasse.Und hier noch ein schöner SONG