17. April 2023.
Liebe Freundinnen und Freunde des Flaneursalons,
immer wieder frage ich mich, wie der Krieg in der Ukraine und all die Gefahren, die weltweit daraus entstehen, die Menschen in meiner Umgebung beeinflusst. Oft kommt es mir vor, als hätten sich die meisten so sehr daran gewöhnt, dass sie an eine mögliche Eskalation gar nicht mehr denken. Sie nehmen eine Position ein und gehen passiv zur Tagesordnung über. Die dominierende Position lautet „Waffen für die Ukraine“, ohne dass gefragt wird, was diese Waffen letztendlich militärisch/strategisch bewirken. Es wird auch nicht erörtert, was das politische Ziel von Waffenlieferungen konkret ist. Auf der richtigen Seite ist, wer verbal den Sieg der Ukraine propagiert – ohne zu sagen, wie dieser „Sieg“ aussehen und was mit Russland passieren soll. In die Schublade der Bösen wird gesteckt, wer Verhandlungen fordert. Ob die Forderung von Verhandlungen und die Befürwortung von Waffenlieferungen tatsächlich ein Widerspruch sind, scheint kaum zu interessieren.
Fakt ist: Wir erleben zurzeit erneut eine gesellschaftliche Lagerbildung, die Gespräche und Diskussion kaum noch zulässt. Wir kennen das von Corona. Oft wird nicht mal mehr im Geringsten unterschieden zwischen der Kritik am Militarismus im eigenen Land – Aufrüstung, Kriegstreiberei, Heldenverherrlichung – und einem unreflektierten Pazifismus angesichts des russischen Angriffskriegs. Gut und richtig bedeutet: „Waffen für die Ukraine“. Böse und falsch: „Verhandlungen fordern“. Inzwischen wird schon der kritischer Blick auf die Bundeswehr als Landesverrat gesehen. Und geradezu in Mode gekommen ist: Wer einst den Wehrdienst verweigerte, hat sich gefälligst zu läutern (ich habe den Wehrdienst übrigens nicht verweigert, die Bundeswehr hat mich aufgrund des überzähligen Personals irgendwann einfach vergessen …).
Vor dem klimatischen Hintergrund ist es zurzeit vermutlich schwer, eine Aktion mit dem Ziel auf die Beine zu stellen, Menschen mit unterschiedlichen Positionen zusammenzubringen: die Lager zumindest teilweise aufzubrechen. Ist es realistisch, eine Veranstaltung zu organisieren, die sowohl auf der Straße als auch in passenden Räumen stattfindet und Diskussionen und Dialogen Platz bietet? Eine Aktion der Begegnung. Gemeinsamer Nenner: Der Krieg in der Ukraine muss so schnell wie möglich beendet, der Militarismus im eigenen Land mit Blick auf die sozialen Probleme gebremst werden. Dass Macht immer auch Gewalt bedeutet, ist mir nicht ganz unbekannt. Deshalb kann es in diesen Zeiten nicht um „Pazifismus“ gehen. Vielmehr um eine Aktion, die es ermöglicht, zumindest unter Linken miteinander zu reden. Ob das noch funktionieren kann, weiß ich nicht. Wir, ein paar Leute aus dem linken Spektrum, treffen uns gerade in kleinem Kreis, um darüber zu sprechen.
FLANEURSALON LIVE
Der nächste Flaneursalon ist als sommerliche Freiluft-Angelegenhei gedacht: Am Freitag, 9. Juni, sind wir im Garten der RATZE am Raichberg. Diesen reizvollen Ort auf den Hügeln Gaisburgs mit Blick auf die Stadt habe ich im vergangenen Jahr okkupiert, als ich in der Kleingärtner-Kneipe Ratze beim Mittagessen saß. Im Garten steht eine kleine überdachte Bühne, und ich dachte mir: Bühnen sind eigentlich nicht dazu da, mit Gerümpel voll gestellt zu werden. So gab es dort im Sommer 2022 aufgrund der großen Nachfrage gleich zwei Flaneursalons, und das Publikum hatte große Freude. Gutes Klima da oben.
Der Vorverkauf für den Flaneursalon in der Ratze hat bereits begonnen. Meine Bühnengäste sind Thabilé & Steve Bimamisa, Eric Gauthier & Friends und Oliver Maria Schmitt. Würde mich nicht wundern, wenn noch ein Überraschungskünstler dazustieße … kontrollierte Maßlosigkeit ist mein Prinzip.
Plätze buchen kann man per Mail: ratzestr@gmail.com – Karten gibt es 18. April auch am Tresen im SCHLESINGER.
DIE NACHT DER LIEDER
Immer wieder werbe ich auf dieser Seite – wenn auch ziemlich erfolglos – für Die Nacht der Lieder. Diese Benefiz-Show spielt seit 2001 Geld für soziale Zwecke ein und lief bis zum Ausbruch der Pandemie mehr als gut. Immer sehr frühzeitig ausverkauft. Nach einer Absage 2020 wegen Corona und der darauf folgenden Veranstaltung mit halbierter Raumkapazität aufgrund der Pandemie-Auflagen sind die fetten Jahre vorbei. Ich kann alle hier nur bitten und betteln, sich die relativ günstigen Karten für unseren Mix aus Pop und Jazz, Klassik und Komik zu besorgen. Ein ähnliches Ereignis gibt es in Stuttgart nicht. Und die Künstler*innensoforthilfe wäre ohne diese Benefiz-Veranstaltung inzwischen schon pleite. Termin: 5./6. Dezember, Theaterhaus. Vorverkauf: THEATERHAUS – Kartentelefon: 0711/4020720