LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE DES FLANEURSALONS,
meine neue Homepage ist inzwischen ja beinahe schon wieder eine Alltagsrequisite, und ich denke, es wäre ganz gut, würde sich darauf regelmäßig was Neues zu lesen finden. Seltsam, fast immer wenn ich mich hinsetze, um ein paar Zeilen zu schreiben, habe ich wie früher das Gefühl, ich müsse mich beeilen, meinen Text abzugeben. In Wirklichkeit habe ich schon lange keinen Redaktionsschluss mehr, bin ja Rentner und eigentlich ohne Deadline-Pflichten. Was du allerdings jahrzehntelang gemacht hast, will nicht so einfach raus aus der Birne – auch wenn ich mir immer wieder vornehme, mich an meinen Laptop zu setzen und zum Vergnügen vor mich hinzutippen.
Na ja, mit dem Vergnügen ist es bei mir so eine Sache. Ich empfinde kaum Freude bei all den Dingen, die ich mache, seit ich im März 2020 umgezogen bin und wieder allein lebe. Nichtsdestotrotz bin ich mir bewusst, dass ich bisher Glück hatte, in diesen Zeiten. Eine bezahlbare Wohnung, kaum mal wirklich krank, eine ordentliche Rente. Wenn ich in der Zeitung lese, dass die Polizei in der Stuttgarter Region eine S-Bahn mit einem ziemlich betrunkenen Lokführer stoppen musste, hat das für mich etwas Symbolisches: ein besoffener Mann an den Schalthebeln. Meine Lust zu reisen, dies nebenbei, reduziert sich zurzeit auf die universellen Erlebnisse im Weltweihnachtscircus auf dem Cannstatter Wasen.
IRAN-AKTION
Gerade noch rechtzeitig will ich heute auf eine Aktion hinweisen, die Exil-Iranerinnen in Stuttgart organisieren: An diesem Sonntag, 18. Dezember, findet in der Königstraße 19B die Kundgebung „Stoppt die Hinrichtungswelle im Iran“ satt. 14 Uhr bis 16 Uhr. Zwar wissen wir, dass Straßenproteste bei uns nicht zwingend die Welt verändern oder eine Diktatur stürzen, aber eine Kundgebung ist für die Betroffenen immer auch ein Ort der Begegnung. Deshalb ist es wichtig, dass viele daran teilnehmen. So entstehen Verbindungen, Dialoge.
Für Die 21. Nacht der Lieder, die Benefiz-Show zugunsten der Künstler*innensoforthilfe Stuttgart am Dienstag, 20. Dezember und Mittwoch, 2. Dezember im Theaterhaus, habe ich nachträglich die junge Sängerin Paria Tavakoli ins Programm genommen. Sie kam 2018 aus dem Iran nach Stuttgart – und hat eine wunderschöne Stimme. Es gibt immer noch Karten für beide Abende im Theaterhaus, und zwar hier: VORVERKAUF DIE NACHT DER LIEDER – auch telefonisch 0711/40202720 und an der Theaterhauskasse.
Fast ausverkauft ist der FLANEURSALON am 27. Dezember in der Rosenau.
TARO UND DIE KICKERS
Dann darf ich schon mal auf eine Veranstaltung im kommenden Jahr aufmerksam machen: Am Mittwoch, 25. Januar, machen wir im Vereinsheim der Sportfreunde – in der Nachbarschaft des Kickersplatzes auf der Waldau – den Abend „Gerda Taro und die Kickers“. Die in Stuttgarter geborene und aufgewachsene Fotografin und Reporterin im Spanischen Bürgerkrieg besuchte einst zusammen mit ihrem Freund Pieter Bote die Spiele der Blauen. Und in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt und dem Geschichtsprojekt der Kickers tragen wir mit diesem Abend zum Thema „Frauen im Widerstand“ bei. Die Taro-Biografin Irme Schaber wird darüber sprechen und Fotos zeigen, Stefan Hiss spielt spanische Lieder, und ich mache auch mit.
WAS SOLL AN MEINER NASE BITTE JÜDISCH SEIN?
Und noch ein Termin: Am Dienstag, 31. Januar 2023, stellt der Schweizer Schriftsteller Thomas Meyer in der Schorndorfer Manufaktur eines seiner Bücher vor: „Was soll an meiner Nase bitte jüdisch sein?“. Unsereiner wurde als Moderator eingeladen, es wird ein Abend mit Lesung und Dialogen über Vorurteile und Antisemitismus. Der Autor und ich haben sich bereits via Video unterhalten.
Und wer noch Lust hat, meine Weihnachts-KOLUMNE in der Kontext:Wochenzeitung zu lesen, findet sie hier: TREPPENSTURZ