LIEBE FREUNDINNEN
UND FREUNDE DES SALONS,
wenn nicht alles täuscht, steht diese 2339. Depesche bereits auf meiner neuen Homepage. Ralf Schübel (AD1 media) hat sie gestaltet, und ich habe mich selbstverständlich nicht eingemischt. Hab genug damit zu tun, dieses Ding mit all seinen digitalen Geheimnissen wenigstens halbwegs unfallfrei zu bedienen.
Das veränderte Gesicht der Seite ist nach meinem Gefühl dringend nötig, denn die alte Homepage war sage und schreibe 16 Jahre alt, das entspricht ungefähr 160 Jahren analogen Lebens. Die neue Seite hab ich mir gewünscht in der Hoffnung, sie könne mich motivieren, wieder mehr zu schreiben. Neben meiner 14-tägigen Kolumne in der Kontext-Wochenzeitung habe ich ja nicht mehr allzu viel zustande gebracht. Hat auch damit zu tun, dass ich nicht selten mit Organisationskram beschäftigt bin, nicht nur im Bereich der Unterhaltung. Immer wieder müssen ja auch politische Aktionen gemacht werden. Manchmal denke ich, die organisatorische Beschäftigung mit Veranstaltungen könne den Inhalten derselben schaden. Ist wahrscheinlich Quatsch, aber zuweilen ist es schon nervig, ständig um Publikum zu buhlen. Dies gilt beispielsweise für die bevorstehende Nacht der Lieder (20. und 21. Dezember, Theaterhaus).
2001 habe ich diese bunte Show in vergleichsweise kleinem Rahmen, im Kino Metropol, gestartet. Jahr für Jahr kamen mehr Leute, sodass wir nach dem Umzug ins Schauspielhaus der Staatstheater und den Bauarbeiten in dieser Bühne ins Theaterhaus gingen und bald schon zwei Abende machen mussten. Seitdem war diese Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten der StN immer sehr früh ausverkauft. Sogar im vergangenen Jahr war der Saal nach der Conrona-bedingten Absage 2020 bereits zweimal so gut wie voll – dann kamen neue Pandemie-Auflagen, die Platzauslastung musste um 50 Prozent reduziert und das entsprechende Kartenkontingent zurückgegeben werden. Dennoch hatten wir ausgesprochen stimmungsvolle Abende. Dieser Mix aus Jazz, Pop, Klassik, Weltmusik, Tanz und Komik ist einfach schön.
In diesem Jahr, bei der 21. Folge, sind noch etliche Plätze frei, allerdings ausschließlich in den hinteren Reihen. Die teuren Sitze sind so gut wie ausgebucht. Der Gewinn aus der Nacht der Lieder kommt in diesem Jahr wieder der Künstler*innensoforthilfe Stuttgart zugute. Diese Inititiative habe ich mit ein paar Freunden im März 2016 gegründet, und kein Mensch konnte ahnen, dass wir zwei Jahre und acht Monate später immer noch aktiv sein würden. Seltsamerweise haben wir zurzeit eher wenig Anfragen, viele denken anscheinend, uns gäbe es nicht mehr.
Corona, die Preisexplosionen im Alltag und die daraus resultierende psychische Belastung der Menschen haben das Publikumsverhalten verändert. Diese Entwicklung ist auch eine Aufforderung, sich über neue Veranstaltungs- und Präsentationsformen Gedanken zu machen. Kulturarbeit, ich kann es nicht oft genug sagen, ist in meinen Augen auch politische Arbeit – und unsere Kultur eine demokratische Lebensart, die es zu verteidigen gilt.
Der Vorverkauf für den Flaneursalon am 27. Dezember in der Rosenau läuft übrigens gut, was mich freut, weil ich damit eine Baustelle weniger habe. So, und jetzt mache ich mich an die Vorbereitung meiner nächsten Kolumne, die überraschenderweise etwas mit Musik zu tun haben wird. Hinaus an die frische Luft, um auf Gedanken zu kommen, die mit Organisationskram nichts zu tun haben.