LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE
DES SALONS,
ein kurzer Rückblick auf die vergangene Woche, die – rein Rentner-konditionell – etwas anstrengend war. Der Flaneursalon im Bürgerhaus Möhringen war eine rundum schöne Sache. 180 zahlende Besucher:innen (mehr, als ich erwartet hatte), prima Stimmung im vollen Saal. Jetzt hoffe ich, dass auch unser Flaneursalon am kommenden Samstag, 29. Oktober, zum 50. Geburtstag des Live-Clubs Laboratoriums einigermaßen Resonanz findet. Viele Veranstaltungen leiden zurzeit ja unter erschreckendem Publikumsschwund, und auch unser Vorverkauf läuft ziemlich schleppend. Über etwas Unterstützung würde ich mich deshalb sehr freuen. Karten und Infos: FLANEURSALON LABORATORIUM
Und bitte, bitte, vergesst mir nicht DIE NACHT DER LIEDER. Jede Karte (ab 26,60 €) ist eine Spende für den guten Zweck. Infos und Tickets: THEATERHAUS – und telefonisch: 0711/4020720
UND EIN TIPP FÜR DIESEN SONNTAG
Mesut Bayraktar studierte in Stuttgart, bis er vor wenigen Jahren nach Hamburg ging, um dort als Schriftsteller zu leben. Seine „Gastarbeiter-Monologe“ hatten am Hamburger Schauspielhaus Premiere – und kommen jetzt nach Stuttgart.
Diesen Sonntag (19:15 Uhr) ist die szenische Lesung im Theaterhaus auf der Bühne. Anschließend findet ein Gespräch mit dem Autor und einem Vertreter der DIDF-Jugend statt. Es ist wichtig, solche Veranstaltungen in diesen Zeiten zu unterstützen. Karten an der Abendkasse.
SOLIDARISCHER HERBST, gegen rechts
Am Samstag, 22. Oktober, haben die junge Kollegin Maike Schollenberger (Verdi) und unsereiner die Kundgebung „Solidarischer Herbst“ auf dem Stuttgarter Schlossplatz moderiert. In meinen Augen eine stimmige Aktion mit einem breiten Bündnis (öko-bürgerlich bis links) und guten Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven. Etwa 3000 Teilnehmer:innen, Auch direkt Betroffene der herrschenden Krisen kamen zu Wort. Musik machten die großartigen No Sports auf der Bühne und eine sehr starke Brass Band unterwegs im Demozug. Auch die Salamaleque Dance Company/Dancers across Borders wirkten auf der Straße mit.
Zum Thema „Gegen rechts“ habe ich diesen Text vorgetragen:
Liebe Freundinnen und Freunde,
die Probleme, die gerade so geballt wie nie zuvor in unserem Leben auf uns zukommen, haben etwas gemeinsam: Sie sind Wasser auf den Mühlen rechter Ideologen und Strategen. Die Vordenker der Rechten, und darunter gibt es gerissene Intellektuelle, haben auf diese Krisen lange gewartet. Corona, der Krieg in der Ukraine, explodierende Preise, die Inflation. Das sind Dinge, die den Menschen zu schaffen machen und den Rechten dazu dienen, die Errungenschaften der liberalen Demokratie anzugreifen. Wenn gleichzeitig führende Köpfe aus der herrschenden Politik und Wirtschaft diese Errungenschaften in Frage stellen, schaffen sie den Nährboden für rechts.
Bis heute wird der fatale Fehler gemacht, die Intelligenz und Schlagkraft der Rechten zu unterschätzen. Ständig wird abgewiegelt, die faschistische Gefahr heruntergespielt. Nehmen wir das Beispiel Niedersachsen: Kaum war klar, dass die AfD ihr Landtagswahlergebnis fast verdoppelt hatte, redeten Medien-Kommentatoren von „Protestwählern“. Diese These wird mit Umfrage-Ergebnisse gestützt – als würden befragten AfD-Wähler:innen zugeben, dass sie rechts sind. Hinzu kommt: Einige unter ihnen kennen nicht einmal die Merkmale rechter Gesinnung – und sind schon deshalb für entsprechende Propaganda anfällig.
Allein die Kommentare, die unter den Netz-Aufrufen zu unserer heutigen Kundgebungen in den sozialen Medien zu lesen sind, beweisen die Stärke und Reichweite des faschistischen Gedankenguts. Wir wissen, dass die sozialen Medien nicht die Realität spiegeln. Sie zeigen uns aber, welcher Ungeist verbreitet und wie er aufgenommen wird. Die eigentliche Mobilisierung von rechts findet im Übrigen im Internet statt. Wir müssen endlich begreifen, dass die Rechten den demokratischen Kräften im Internet überlegen sind. Und wenn die AfD wie in Niedersachsen auf über elf Prozent kommt, sagt diese Zahl noch lange nichts über die wahre Potenz der Rechten. 40 Prozent haben dort überhaupt nicht gewählt – auch das ist erschreckend.
Heute schließen sich immer öfter Rechtspopulisten, autoritäre Konservative und Rechtsextreme zusammen – auf diese Weise entstehen faschistische Prozesse. Und genau da reiht sich einer wie der Stuttgarter OB Nopper ein, wenn er mit provinzieller Arroganz und Einfältigkeit auf Twitter trans Menschen diskreditiert.
Den Faschisten selbst geht es darum, mit Lügen, Hass und Hetze demokratische Errungenschaften und Einrichtungen zu zerschlagen. Mit nationalistischen und rassistischen Parolen, mit der Taktik der Kümmerer schüren sie die Angst vor der Freiheit von Minderheiten und fördern den Egoismus. Menschen aus Minderheiten werden zu Sündenböcken und damit zu Hassobjekten gemacht. Das ist ein Wesen des Faschismus.
Wir sehen doch, was um uns herum geschieht, in Italien, in Schweden, in Frankreich, von Ungarn zu schweigen. Wir kennen die Entwicklungen in den USA, Brasilien oder Indien. Der Faschismus ist zurück und deutlich präsent – und die demokratischen Kräfte tun zu wenig dagegen. Linke, Linksliberale, alle Demokratinnen und Demokraten stehen jetzt vor der größten Herausforderung seit langem. Viele von uns sollten endlich über ihren Schatten springen, sich zusammentun und nicht nur den Mut in anderen Ländern bewundern. Im Blick auf die antifaschistischen Kräften möchte ich hier den britischen Publizisten und Aktivisten Paul Mason zitieren. In seinem in diesem Jahr bei Suhrkamp erschienen Buch „Faschismus. Und wie man ihn stoppt“ schreibt er: „Die einfachste Methode, die Faschismus zu stoppen, besteht darin, den eigenen Körper – und nicht den Internet-Avatar – zwischen den Faschisten und ihr Ziel zu stellen. Ich habe das getan und weiß, dass es seine sehr wirksame Methode sein kann.“
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Auszug aus der Moderation:
Liebe Freundinnen und Freunde, bevor die Band uns wieder in Bewegung bringt und die letzten Wolken am Himmel vertreibt, ein paar Sätze zur Kultur. Viele kulturellen Veranstaltungen leiden zurzeit unter eklatantem Publikumsschwund. Corona, Geldprobleme, der Krieg, der Rückzug aufs Sofa vor dem Fernseher. Kunst und Kultur bedeuten aber nicht nur Eventbetrieb. Kultur ist eine Lebensweise und für unsere demokratische Lebensweise unverzichtbar. Kunst und Kultur dienen der Aufklärung und Bildung, sie stärken uns mit emotionalen Gemeinschaftserlebnissen. Kulturelle Arbeit ist antirassistisch, antifaschistisch und von Humor beseelt – und deshalb den Rechten ein Dorn im Auge. Seit jeher führen sie einen nationalistischen Kulturkampf zur Zerstörung unserer Lebensart. Wir müssen unsere Kultur und deren Einrichtungen verteidigen – und dafür steht auch eine Ska-Band wie No Sports.