Bauers DepeschenDonnerstag, 01. April 2021, 2264. DepescheZum Fall Metropol EIN PAAR GEDANKEN Stuttgart ist eine Stadt, in der außergewöhnlich viele internationale Menschen leben. Im Amtsdeutsch spricht man von Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit ausländischen Wurzeln. Wahr ist: Viele Kulturen beeinflussen unsere Lebensweise, unsere alltägliche Lebenskultur. Die übliche Kunst- und Kulturarbeit wiederum ist angesichts dieser Realität oft ziemlich rückständig. Vor allem im Blick auf die derzeitige politische Entwicklung. Wir brauchen neue Orte und Räume der Begegnung und des Dialogs. Das Metropol könnte ein solcher Ort spartenübergreifender Kunst werden. Ein buchstäblich weltoffenes Haus der Kulturen, in dem selbstverständlich auch der Film eine wichtige Rolle spielt. Allerdings in einer Art von Kino, das sich vom bisherigen in seiner Präsentationsform wesentlich unterscheidet. In einem solchen Haus geht es auch darum, die Zusammenhänge eines städtischen, eines urbanen Zusammenlebens zu diskutieren und zu erleben. Deshalb haben wir bei unserer bunten Aktion zur Schaffung eines neuen Orts der Begegnung und der Kulturen zuletzt auch eine Aktivistin der Initiative Solidarische Nachbarschaft Schoettle-Areal zu Wort kommen lassen, wie zuvor schon eine Gastrednerin der bedrohten Waggons am Nordbahnhof. Es geht um das Miteinander in der Stadt - und um die Frage: Wem gehört die Stadt? Es geht darum, in den Unterschiedlichkeiten das Gemeinsame zu entdecken. Dafür brauchen wir ein Haus mitten in der Stadt, das Zeichen setzt. Das Metropol ist eine große Chance - aber noch lange nicht das Ende der Diskussion um die Notwendigkeit eines Hauses der Kulturen. Das Rathaus will einen solchen Ort erst in ZEHN JAHREN auf S21-Gelände einrichten. Fortschrittliche Kräfte sollten erkennen, dass wir in der Praxis etwas tun müssen, wenn wir über Rassismus reden. Deshalb hat das Metropol eine ganz andere symbolische Bedeutung als eine Spielstätte, die generell räumliche Mängel im Kulturbetrieb und Versäumnisse im Umgang mit der Filmkultur beheben könnte. Das alles ist im Moment noch schwer zu vermitteln - eine große, komplexe Problematik der Gegenwart. Ein Schritt in die Kunst- und Kulturarbeit der Zukunft. Meine hier schnell hingeschriebenen Taschentelefon-Zeilen spiegeln kein Metropol-Konzept. Sie sollen nur darauf hinweisen, dass der Fall Metropol ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema ist, das im Hier und Jetzt praktische Folgen haben muss. Darüber informieren wir bei unseren Aktionen - die nächste kommt bestimmt. |
Auswahl |