Bauers DepeschenFreitag, 21. Februar 2020, 2179. DepescheFLANEURSALON IN CANNSTATT Zum dritten Mal ist der Flaneursalon auf Einladung im Stuttgarter Stadtarchiv, das in der Bellingstraße in Cannstatt (Veielviertel) beheimatet ist. Diese Institution, in einem schönen historischen Backsteingebäude gegenüber der Kulturinsel untergebracht, nennt man das „Gedächtnis der Stadt“. Dort ist zurzeit die Ausstellung „Heimat Kickers – die Blauen in bewegten Zeiten“ zu sehen. Das Fanprojekt des Vereins hat die Dokumentation über die Ära der Stuttgarter Kickers von 1899 bis 1949 erarbeitet. Wir können uns beim - für mich stets grenzwertigen - Thema „Tradition“ über den legendären „100-Tore-Sturm“ der Blauen unterhalten. Wir können aber auch darüber reden, dass die 1936 im Spanischen Bürgerkrieg gefallene Fotokünstlerin und Kriegsreporterin Gerda Taro in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Spiele der Kickers besuchte. Am 1. August dieses Jahres steht ihr 110. Geburtstag an. Selbstverständlich machen wir in Cannstatt keinen Themenabend, sondern eine wie immer bunt gemischte Lieder- und Geschichtenshow. Mit, äh, Humor. Zu den Gästen gehört zum zweiten Mal Dietrich Krauß, der mit Claus von Wagner und Max Uthoff die Texte und Szenen der großartigen ZDF-Satireshow „Die Anstalt“ schreibt. Dietrich war als junger Kerl selbst mal Kabarettist – im Flaneursalon tritt er wieder live auf, wie jetzt erstmals bei uns sein Freund Bernd Sautter, ein bühnenerfahrener Autor, der den Fußball originell von unten betrachtet. Und wir haben wieder großartige Musik. Die amerikanische Sängerin Eva Leticia Padilla wird von Stefan Brixel (g) und Dany Lambada Martinez (g, perc) begleitet. Und das Trio Gadjo tritt mit der Sängerin Katalin Horvath, dem Gitarristen Frank Wekenmann und dem Staatsorchester-Geiger Sebastian Mare auf. Insgesamt sind wir also neun Mitwirkende, für Sound und Licht bringen wir wieder den großartigen Bühnentechniker Stefan Hees mit – und das Ganze für einen Eintrittspreis von 15 Euro plus Vorverkaufsgebühren. Für dieses Geld sieht man in Kleinkunstbühnen wie Renitenztheater oder Rosenau nicht mal einen Solo-Comedian (der keinerlei technischen Aufwand hat). Hinzufügen muss ich, dass im Flaneursalon - mit Ausnahme von mir - nur professionelle Künstler auftreten. Wäre natürlich schön, wenn wir den Stadtarchiv-Saal mit seinen 200 Plätzen füllen könnten. Damit die Kinder unserer Mamas & Papas ihre Bio-Milch kriegen. Hier geht es zum Vorverkauf: KARTEN FLANEURSALON UND HIER NOCH was SPEZIELLES: BAUER & HISS unter einem Hut. Siehe HAUS DER GESCHICHTE, VORVERKAUF HÖRT DIE SIGNALE: DAS LIED ZUM TAG Kleiner Wortbeitrag am Donnerstag bei der Kundgebung „Stoppt den rechten Terror“ auf dem Stuttgarter Schlossplatz, organisiert von Stuttgart gegen Rechts: GUTEN ABEND, liebe Freundinnen und Freunde, großen Dank an alle, die heute da sind. Nicht erst seit gestern sind wir an einem Punkt der rassistischen Bedrohung und des rechten Terrors angelangt, der keine Wahl mehr lässt: Wir müssen zusammen etwas tun. Wir müssen überall, auch auf den Straßen, Zeichen setzen gegen die faschistischen Angriffe und Verbrechen der Gegenwart. Für jeden halbwegs anständigen Menschen muss dieser Einsatz gegen die Machenschaften der Rechten Teil seines alltäglichen Lebens werden. Und wir müssen den herrschenden Politikern so viel Druck machen, dass sie begreifen: Sie haben die verdammte Pflicht, die bedrohten Minderheiten in dieser Republik zu schützen. Und diese Politiker, die nichts tun, müssen wir fragen: Wollt ihr denn Muslime, Juden, Sinti, Roma und Schwarze in diesem Land? – Oder fühlt ihr euch mit den Faschisten wohler? Und wir fragen euch: Warum schaut ihr zu, wie die völkische Propaganda zu Hass und Vernichtung führt? Und warum kommen die Betroffenen nicht zu Wort? Die Wahrheit ist: Sie werden allein gelassen. Die vergangenen Tage haben es bewiesen: Fusionen zwischen Faschisten und ihren Gesinnungsfreunden in den Parteien der sogenannten Mitte sind möglich. Jede Kumpanei namens Koalition zur Erhaltung der Macht ist denkbar. Und möglich sind jederzeit rechts-terroristische Morde wie die in Hanau. Das ist unsere Gegenwart. Und diese Gegenwart heißt für uns nicht etwa nur Halle, Thüringen oder Hanau. Hier unten in diesem Stuttgarter Schlossplatz hat sich die AfD eingenistet. Und seit Jahren verbreiten 18 Abgeordnete dieser rechtsextremen Partei mit ihren Rassisten ihre widerliche Propaganda vor unserer Haustür. In diesem Landtag formuliert die AfD Anträge und Anfragen, die nur dazu da sind, unsere internationale Kultur zu attackieren und zu zersetzen, um so unsere halbwegs freiheitliche Lebensart zu zerstören. „Die Anstalt“ im ZDF hat erst neulich eine Sendung zum rechten Terror gemacht, und ihr Autor Dietrich Krauß hat mich heute Nachmittag noch darauf aufmerksam gemacht, wie uns der Terror quasi überholt. Kurz nach nach Thüringen stellte die „Zeit“-Autorin Mely Kiyak angesichts der Verharmlosung der AfD noch die Frage: „Hat der nicht-deutsche und nicht-christliche Teil der Bevölkerung eine Zukunft in Deutschland?“ Und sie schrieb weiter: Von der Antwort hängt ab, ob es sich für die ethnischen und religiösen Minderheiten lohnt, weiter in die Deutsche Rentenversicherung einzuzahlen. Ob es sich für sie lohnt, Eigentum zu erwerben. Ob es Sinn ergibt, weiterhin im Inland in einem Beschäftigungsverhältnis zu bleiben, oder ob sie anfangen sollten, sich um Arbeit und Visa im Ausland zu bemühen. Für die Ermordeten von Hanau, liebe Freundinnen und Freunde, kommen diese Überlegungen zu spät. Und in dieser Situation meldet sich heute Vormittag der SPD-Versager Sigmar Gabriel auf Twitter mit diesen strunzdummen, aber typischen Parteifunktionärsworten: „Der Feind der Demokratie steht rechts: Es lässt sich nicht abstreiten, dass linke Chaoten auf Polizisten eindreschen, Autos und Mülltonnen in Brand setzen und immer wieder hohe Sachschäden verursachen. Alles schlimm genug und nicht zu verharmlosen.“ Dazu dies: Die wahren Chaoten in diesem Land sind die, die solchen gedanklichen Müll absetzen. Die mit einer solchen Gesinnung und ihrer schwachsinnigen Hufeisen-Theorie auf die Menschlichkeit eindreschen.“ Zum Abschluss: Wer Sachschäden und Mülltonnen gegen zehn Menschenmorde aufrechnet, ist selbst ein Brandstifter. Ein geistiger. Und deshalb: Wir hier müssen tun, was geht. Informiert euch bei Stuttgart gegen Rechts. Oder ähnlichen Organisationen. Organisiert euch – bevor es schon wieder zu spät ist. (Joe Bauer) |
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