Bauers Depeschen


Donnerstag, 06. Februar 2020, 2176. Depesche



 





DER FLANEURSALON

ist am Samstag, 7. März, im Stuttgarter Stadtarchiv in Cannstatt (19.30 Uhr). Bereits zum dritten Mal sind wir dort auf Einladung, um eine Ausstellung mit der Lieder- und Geschichtenshow zu begleiten. Vom 18. Februar an zeigt das Stadtarchiv, in einem schönen Backsteinbau untergebracht, die Schau "Heimat Kickers - Die Blauen in bewegten Zeiten". Unter der Mitwirkung des Kickers-Fan-Projekts haben Fußball liebende Menschen verschiedener Generationen die Geschichte der Stuttgarter Kickers von 1899 bis 1949 aufgearbeitet, darunter auch die Zeit des Nazi-Terrors und den unmenschlichen Umgang des Vereins mit seinen jüdischen Mitgliedern. - Natürlich wird der Flaneursalon kein Themenabend, sondern wie immer eine kontrastreiche Show mit unterschiedlichen Gästen. "Anstalt"-Autor Dietrich Krauß ist wieder live dabei, erstmals auch der Autor Bernd Sautter, der als Fußballkenner auch in den unteren Ligen zu Hause ist. Dazu kommen starke Sängerinnen und Musiker: die Eva Leticia Padilla Band und das Trio Gadjo mit der Sängerin Katalin Horvath, dem Gitarristen Frank Wekenmann und dem Teufelsgeiger Stefan Mare vom Staatsorchester. Hier der Link zum Vorverkauf: KARTEN FLANEURSALON



Nach den schmutzigen Ereignissen von Thüringen:

KLEINER WORTBEITRAG bei der Stuttgart-gegen-Rechts-Aktion „Alle zusammen gegen Faschismus“ am Donnerstagabend vor der FDP-Landeszentrale in der Rosensteinstraße:



Guten Abend – und allen meinen Respekt, die heute hier bei uns sind.

Gestern haben die FDP und die CDU im Landtag von Thüringen einen dreckigen Pakt mit den Faschisten geschlossen, und seitdem haben wir die Reaktionen zigfach gehört: dass ein Damm gebrochen sei, dass die bürgerlichen Parteien Verrat begangen hätten und ein politisches Beben stattgefunden habe. Es wäre hier Zeitverschwendung, weitere Empörungsfloskeln abzusondern.

Der heutige Absturz einer neoliberalen Eintagsfliege in die braune Suppe ändert im Übrigen nichts an der politischen Schweinerei und der fatalen Situation an sich. Das Wichtigste für uns muss die Erkenntnis sein: Die Scheiße von Thüringen ist nicht nur eine Gefahr für Thüringen. Thüringen ist überall. Und wenn man genauer hinschaut, auch direkt vor unserer Haustür.

Die FDP hat vor dem charakterlosen politischen Strauchdieb Kemmerich nur ein einziges Mal einen Ministerpräsidenten in der Bundesrepublik gestellt. Und zwar 1952/1953 hier in Baden Württemberg. Das war ein gewisser Reinhold Maier; der hatte 1933 für Hitlers Ermächtigungsgesetz gestimmt und fiel später als Regierungschef vor allem dadurch auf, dass er viele faschistische Verbrecher in Entnazifizierungsverfahren begnadigte.

Wir sind hier am Nordbahnhof umringt von nationalistischen, rassistischen, antisemitischen Kapiteln deutscher Geschichte. Nicht weit von hier, am Galgenbuckel bei den Hochhäusern, wurde 1738 der jüdische Finanzrat Joseph Süß Oppenheimer nach einem antisemitischen Schauprozess hingerichtet und seine Leiche sechs Jahre lang in einem Käfig ausgestellt. Die Nazis missbrauchten später seine Lebensdrama für ihren Propagandafilm „Jud Süß“, ein Dokument unbeschreiblicher Widerlichkeit.

Und ebenfalls hier im Nordbahnhof-Viertel, in der Nähe des Galgenbuckels, finden wir die Gedenkstätte Zeichen der Erinnerung: An diesem Ort wurden mehr als 2600 Juden, Roma und Sinti mit Güterzügen in die Vernichtungslager der Nazis deportiert. Die Bevölkerung, die braven Christen, das kann man heute auf einer Tafel an der Martinskirche drüben am Pragfriedhof lesen, hat davon gewusst und tatenlos zugeschaut. Diese Verbrechen wurden in Stuttgart erst sehr spät und wie im Fall Oppenheimer fast unsichtbar aufgearbeitet. Heute muss uns klar sein: Geschichte ist nicht Vergangenheit. Geschichte ist Gegenwart. Es gibt eine Vergangenheit, die nicht vergangen ist und nicht vergehen wird.

Gerade an den Schauplätzen faschistischer Verbrechen wie hier am Nordbahnhof ist die Vergangenheit sehr gegenwärtig.

Und da bin ich wieder beim Thema: Thüringen ist überall. Erst vor zwei Wochen hat die Stuttgarter Landtagsfraktion der AfD den Thüringer Faschisten Höcke zu ihrem Neujahrsempfang eingeladen.

Ich muss hier nicht sagen, was ein solcher symbolischer Auftritt bedeutet: Diese AfD ist zahlenmäßig im Landtag stark vertreten und berüchtigt als ein völkisch durchsetzter Haufen gefährlicher Nationalisten und Rassisten. Mit ihrem faschistischen Parteiführer aus dem Osten hat sie wieder einmal gezeigt, welche Gesinnung sie auch hier im Südwesten hat.

Und damit zum entscheidenden Punkt: Auch bei Höckes Propaganda-Gastspiel organisierte das Aktionsbündnis Stuttgart gegen Rechts kurzfristig eine Aktion und demonstrierte damit, dass es wachsame antifaschistische Kräfte gibt in dieser Stadt. Und ich kann nur an alle appellieren, sich diesem Bündnis oder ähnlichen Initiativen anzuschließen. Es gibt viele, die etwas tun wollen, aber nicht wissen, wie und was. Nehmt mit Aktivistinnen und Aktivisten von Stuttgart gegen Rechts Kontakt auf, informiert euch – organisiert euch. Angesichts der ständigen Attacken von rechts, angesichts des strategisch geführten Kulturkampfs der Faschisten gegen unsere halbwegs freiheitliche,, internationale Lebensart ist es die praktische politische Arbeit, die im Kampf gegen den Faschismus jeden Tag wichtiger wird.

Immer wieder hören wir die Phrase, die Rechten hätten aus der Geschichte nichts gelernt. Das ist Unsinn. Die heutigen Rechten haben sehr viel aus ihrer verbrecherischen Geschichte gelernt und eifern den Strategien ihren Vorbildern nach. Wir dagegen müssen lernen, die Faschisten effektiver gemeinsam zurückzudrängen. Wir müssen ihre nationalistische Propaganda bekämpfen, eine Propaganda, die bereits mit scheinbar harmlosem Heimat-Gesülze beginnt – und oft nicht als Methodik rassistischer Ausgrenzung durchschaut wird.

Noch etwas zur Dummheit, die so gefährlich ist wie die Gerissenheit. Diese machtgeile Politiker-Karikatur namens Kemmerich ließ im Wahlkampf Plakate hängen, auf denen zu lesen war: „Endlich eine Glatze, die in Geschichte aufgepasst hat. Hallo übermorgen.“ Dazu Folgendes: Es gibt Glatzen, die sich nicht nur AUF dem Kopf, sondern auch IM Kopf ausbreiten – durch chronischen Hirnzellenausfall. Wir hier aber müssen hellwach und im Alltag aktiv sein – damit sich die Geschichte in unseren zwanziger Jahren nicht wiederholt.Nicht heute, nicht morgen, und auch nicht übermorgen.

Deshalb: Alle zusammen gegen Faschismus.

(Joe Bauer)

 

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