Bauers DepeschenSamstag, 28. Dezember 2019, 2164. DepescheGREMLIZA, DER SCHAFSEGGEL UND DER REHRÜCKEN DES STUTTGARTER GENERALDIREKTORS Es zeugt von geradezu weltmännisch-intellektueller Aufgeschlossenheit und souverän-politischer Größe der heimischen Medien, dem großen Denker und Autor Hermann L. Gremliza (20. November 1940 – 20. Dezember 2019) ausgerechnet in Stuttgart keinen Nachruf zu widmen (und nicht mal seinen Tod zu melden). Hier ist der verstorbene „Konkret“-Herausgeber aufgewachsen, hier besuchte er das Gymnasium. Der schwäbische Akzent war übrigens ein Markenzeichen dieses einzigartigen Stilisten; in diesem Zusammenhang habe ich ihn mal vor fünf Jahren in meiner Kolumne zitiert; die Zeilen stammen aus Konkret, „Gremlizas Express“: „Mit dem Spruch ‚Desch is halt so‘ soll der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs, Wilfried Kretschmann, geboren im schwäbischen Spaichingen, seine Beihilfe an der Beseitigung letzter Relikte des Asylrechts kommentiert haben. So jedenfalls zitieren ihn diverse norddeutsche Provinzblätter aus Bergedorf und Hamburg, des guten Journalistenglaubens, Schwaben sei, wo man das S als Sch spricht. Es ist aber so, dass das S als S gesprochen wird und nur das S vor dem T als Sch: ‚Des isch halt so!‘ zitieren darum die ,Stuttgarter Nachrichten’ ihren politisch unkorrekt regierenden Schafseggel dialektisch korrekt.“ In meiner Kolumne hieß es dann weiter: „Bevor die unvermeidliche Diskussion einsetzt, ob der Autor das schöne Wort Schafseggel korrekt geschrieben hat, ob es nicht besser Schofseggel oder gar Schofseggl heißen müsste, so viel: Der Verfasser, Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza, ist in Gerlingen aufgewachsen, hat am Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium das Abitur gemacht und in Tübingen studiert. Obschon seit Jahrzehnten in Hamburg zu Hause, spricht er, das kann ich bezeugen, bis heute aschtreines Schwäbisch aus den Tagen seiner Kindheit. Nur deshalb konnte er zeit seines Berufslebens als Sprachkritiker brillieren.“ Gremliza selbst hatte ein spezielles Verhältnis zu Stuttgart. 1986 startete ich im Kulturteil der StN eine Serie zum Thema „Stuttgarts Image“ und befragte zum Auftakt Künstler und Autoren, darunter auch den Konkret-Herausgeber. Seine Antwort: „Stuttgart, das ist: der Generaldirektor einer Weltfirma, der nach einem Mittagessen auf Spesen die Reste des Rehrückens einpacken und im Dienstwagen zu seiner Gattin bringen lässt; und das archaische Einverständnis der Eingeborenen aller Klassen mit dieser Handlungsweise. Gelletse?“ |
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