Bauers Depeschen


Mittwoch, 28. Juni 2017, 1809. Depesche



LIEBE GÄSTE,

hier ein paar Hinweise auf bevorstehende Aktionen und Veranstaltungen:



Montag, 3. Juli, Stuttgarter Marktplatz:

STOPPT DEN AUSVERKAUF DER STADT!

Für Menschen bauen – nicht für Profite!​

​Immer mehr Menschen in Stuttgart und Umgebung sind von Mietexplosion, Abrisswahn und Wohnungsnot betroffen. Am 3. und 4. Juli feiern Politiker und Größen der Bauwirtschaft ihren „10. Immobilien-Dialog Region Stuttgart“ im Rathaus. „Investoren sind in der Region Stuttgart willkommen, denn die Wachstumsperspektiven bleiben trotz knapper Flächen weiterhin gut“, verkündet die Agentur Heuer-Dialog als Veranstalter. Das AKTIONSBÜNDNIS RECHT AUF WOHNEN ruft auf zum Protest gegen diese Immobilien-Kungelei und die Verdrängung von Gering- und NormalverdienerInnen aus unserer Stadt. „Für Menschen bauen – nicht für Profite!“ – unter diesem Motto treffen wir uns am Montag, 3. 7., zu einer Aktion auf dem Marktplatz. Beginn 19 Uhr. Bitte Trillerpfeifen u. ä. mitbringen. Die Aktion wird unterstützt von Ver.di und den Anstiftern.



DONNERSTAG, 20. JULI: VON WEGEN NIEDLICH

Ein Abend zu Ehren des Buchhändlers Wendelin Niedlich, der am 31. August seinen 90. Geburtstag feiert. Stadtbibliothek am Mailänder Platz, 19.30 Uhr. Mit Wolfgang Dauner, Jan Peter Tripp, Joe Bauer, Hans Peter Breuer, Günter Guben & Hermann Lenz, Georg Dietl, Ekkehard Rössle & Peter Grohmann. - Anmeldung bei der Stadtbibliothek unter Tel. 0711/21691100 oder 0711/21696527.



MONTAG, 24. JULI:

Spezielle Montagsdemo der S-21-Gegner zusammen mit anderen politischen Initiativen: "Druck in den Kessel - Für ein anderes Stuttgart". Moderation Sidar Carman & Joe Bauer. Schlossplatz, 18 Uhr.



MITTWOCH, 26. Juli

Ein kleiner Erinnerungsabend zum 80. Todestag der Stuttgarter Kriegsfotografin Gerda Taro. Gerda-Taro-Platz, 18 Uhr. Es sprechen die Taro-Biografin Irme Schaber, der Historiker Michael Uhl und unsereins. Musik zum Thema macht STEFAN HISS.



Hört die Signale!

MUSIK ZUM TAG



Die aktuelle StN-Kolumne:



DIE STUNDE DER NEUGIER

Die Werbefahnen wehen, an den Aufstellern in der Königstraße kommt kein Passant ungestreift vorbei, und selbst das Wetter sendet uns Signale, mal kurz den Film im Hirn zu wechseln. Heute beginnt im Metropol in der Bolzstraße das Stuttgarter SWR-Doku-Festival – und die beiden Bindestriche zwischen den drei Begriffen erlaube ich mir auch auf die Gefahr hin, das Wording der Marketingabteilung zu stören.

Damit sind wir mittendrin: „Wording“ ist nichts anderes als die Sprachregelung in Unternehmen, deren Marketingleute Interpunktion als Angriff auf ihre Zeichen der Zeit verstehen. Bekanntlich bestimmt das ­Design das Bewusstsein, Smileys er­setzen differenzierte Meinungen, und die Politik zwängt Sprache in Framing – den listig angelegten Deutungsrahmen, der das Denken manipuliert.

Diese Eingangsbetrachtung soll weiß Gott nicht die Lust auf das dreitägige Festival verderben. Im Gegenteil, es gilt zu prüfen, ob der Dokumentarfilm in unserer Medienlandschaft eine widerborstige Kraft besitzt. Flapsige Abkürzungen im Alltag wie „Doku“ und „Info“ können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein großes Bedürfnis nach Information und Aufklärung herrscht. Warum sonst sagen nicht wenige Fernsehzuschauer, wirkliche Aufklärung in den öffentlich-rechtlichen Sendern leisteten heute eher Kabarettisten und Autoren in der ZDF­„Anstalt“ – während Dokumentarfilme auf schlechten Sendeplätzen als Alibi für den vergessenen Kulturauftrag dienten.

47 Filme zeigt das Festival bis zum Freitag, zwölf davon im Wettbewerb um den mit 20 000 Euro dotieren Deutschen Dokumentarfilmpreis. Für alle Vorführungen gibt es noch Karten, online und an der Kinokasse. Begegnungsort des Festivals ist das Haus der Katholischen Kirche in der Königstraße. In dessen „Doku Lounge“ gibt es – bei freiem Eintritt – Reihen für Kinder und Erwachsene. Der SWR-Kritiker und ­Moderator Denis Scheck unterhält sich auf mehreren Festivalbühnen mit Teilnehmern wie Andres Veiel und Thomas Schütte oder andern Filmleuten, darunter die Stuttgarter Regisseurin Sigrid Klausmann und der Schauspieler Walter Sittler.

Der Festivalvorläufer, das Branchentreffen Dokville, ging relativ wenig beachtet und nur alle zwei Jahre in Ludwigsburg über die Bühne. In der Stuttgarter Innenstadt wird nun jährlich ein Festival veranstaltet – ein Experiment. Die Organisatoren werden prüfen, wer Zeit und Muße findet, sich auch schon am helllichten Tag in einem Kinosaal ziemlich exklusiv dem Genre Dokumentarfilm zu widmen.

Die kleinen Festspiele starten heute um 11 Uhr mit Lutz Gregors Wettbewerbsbeitrag „Mali Blues“, einer Geschichte von Musikern, die sich in Westafrika für einen toleranten Islam und Frieden einsetzen. Um 19.30 Uhr werden vor Matthias Bittners Film „Krieg der Lügen“ die Juroren für den Publikumspreis der „StZ“ und den Wettbewerb vorgestellt, unter ihnen der Stuttgarter Schriftsteller Wolfgang Schorlau.

Festivalleiter ist Goggo Gensch, 63, altgedienter Filmemacher des SWR. Weil wir uns schon einige Tage und ein paar Jahrzehnte mehr kennen, treffen wir uns vor Festivalbeginn bei Wasser und Brot in der Altstadt und plaudern über die Lage. Auch über die Zeiten, als der damalige Süddeutsche Rundfunk in den sechziger und siebziger Jahren mit der „Stuttgarter Schule“ Pionierarbeit leistete: Filmautoren wie Roman Brodmann und Wilhelm Bittorf erarbeiteten eine neue Bildsprache, waren mit Kamera und Mikrofon so nahe an den Menschen, wie wir es vom Fernsehen zuvor nicht gekannt hatten. „Dieser Tradition sind wir verpflichtet“, sagt Goggo Gensch. Die Filmauswahl will die Vielfalt des Genres zeigen, die Besucher mit unterschiedlichsten Themen, Techniken und Herangehensweisen konfrontieren. Im Wettbewerb findet man neben Andres Veiels fürs Kino inszeniertes, mit Kritikerlob überhäuftes Künstlerporträt „Beuys“ auch ein irrwitziges Low-Budget-Projekt wie „Genkingen – Ein schwäbisches Volksmärchen“, die Hommage an ein Dorf und den „Fitzcarraldo“-Regisseur Werner Herzog.

Ein Festivalhöhepunkt ist sicher am Donnerstag (16.30 Uhr) Kathrin Andersons Film „Marina, Mabuse und Morituri“, das Porträt der Legende Artur „Atze“ Brauner. Der Doyen des deutschen Films, 1918 in Lodz geboren, musste während der Besetzung Polens durch die Nazis mit seiner jüdischen Familie in die Sowjetunion flüchten. Nach dem Krieg kam er nach West-Berlin und wurde Deutschlands berühmtester Produzent (CCC Filmkunst). Als seine Lebensaufgabe betrachtet er seit jeher die Geschichte des Holocaust. Bis heute drehte er, auch zur Finanzierung seiner kulturpolitischen Projekte, 270 Filme: von „Old Shatterhand“ über „Die Spaziergängerin von Sans Souci“ (mit Romy Schneider) bis zu „Hitlerjunge Salomon“. Zur Präsentation der Doku kommt als Ehrengast Alice Brauner ins Metropol: Die Tochter des großen Pioniers ist heute selbst Produzentin.

Der beste Tipp für Festivalgäste ist jedoch das ausgiebige Studium des Programms. Als Stuttgarter Erstaufführung findet man etwa André Schäfers „You‘ll Never Walk Alone“: Seltsamerweise lief der Film über die berühmteste Fußballhymne der Welt bisher in keinem Kino der Stadt. Bei diesen Festtagen des besonderen Films stößt man nicht nur auf unterschiedlichste Themen, sondern auch auf deren Zusammenhänge: Es ist ja beispielsweise kaum denkbar, Musikfilme wie „Pure Love – The voice of Ella Fitzgerald“ oder „Billie Holliday – A Sensation“ ohne den Blick auf Rassismus zu drehen (beide Dokus sind am Freitagabend zu sehen).

Die Diskussion um die Haltung und Glaubwürdigkeit von Regisseuren und ihr Recht auf engagierte Bilder und Texte ist so alt wie die Möglichkeit, mit Bild und Text zu berichten. Im heutigen, vom Internet befeuerten Mediengetöse bietet uns der Dokumentarfilm die Chance, ihn unabhängig der Lautstärke als Produkt der Stille zu begreifen. Als berührendes Objekt der Neugier, das uns zusammenführt wie ein Bindestrich.



 

Auswahl

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