Bauers Depeschen


Freitag, 24. April 2015, 1450. Depesche



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LIED DES TAGES



LIEBE GÄSTE,

der nächste FLANEURSALON in der ROSENAU ist schon in wenigen Tagen: am Mittwoch, 6. Mai. Der Vorverkauf lässt im Moment noch ein paar meiner schönsten Mai-Wünsche offen. Auf die Bühne geht eine ganz besondere Besetzung. Der Sänger MICHAEL DIKIZEYEKO und sein Gitarrist STEVE BIMAMISA, in den neunziger Jahren als Jugendliche mit ihren Familien aus dem Kongo nach Deutschland geflüchtet und heute in Stuttgart zu Hause, spielen afrikanische Songs. Beide engagieren sich für die Integration von Flüchtlingen, oft mit gutem Humor. Noch ziemlich neu im Flaneursalon ist die Stuttgarter Sängerin/Songschreiberin MARIE LOUISE, die uns mit ihrem Album "My Name" beeindruckt hat. Als Zeremonienmeister führt der Freestyle-Rapper und frischgebackene Vater TOBA BORKE durchs Programm, begleitet vom virtuosen Beatboxer PHEEL. Ich denke, das ist eine spannende Mischung. Beginn 20 Uhr. Karten gibt es online: ROSENAU und telefonisch: 01805/70 07 33.



Und hier der dümmste Kurzkrimi aller Zeiten:



WENN KALLENTAL KOMMT

Von Joe Bauer



Marcel wäre viel erspart geblieben, hätte Kallental nicht eines Tages beschlossen, wenigstens ein einziges Mal in seinem Leben weniger fies und dämlich zu handeln als sonst. Es hätte nicht mal Sinn gehabt, Kallental den Arsch nach vorne zu biegen. Er wusste selbst, dass es für ihn zu Ende ging. Sonst hätten sie ihn nicht frühzeitig aus dem Knast entlassen. Kallental hatte die meiste Zeit seines Lebens im Knast verbracht. Er hatte Opferstöcke aufgebrochen, gestohlene Hunde verkauft und alten Damen mitten auf der Straße den Ring von den gebrochenen Fingern gezerrt. Er hatte in den vergangenen Jahren nichts mehr dagegen, in den Knast zu gehen. Er hatte nichts Besseres zu tun. Draußen wäre er noch früher draufgegangen. Kallental war 57, litt an Lungenkrebs und hatte nur ein Auge, seit man ihm sein rechtes bei einer Wirtshausschlägerei herausgerissen hatte.

Als mein Freund Marcel – seine Mutter hatte ihn nach seinem über Nacht verschwundenen Vater so getauft – mit seiner Frau Franziska und seinem Pajero in das Outlet-Kaff aufbrach, hatte er heimlich Zigaretten eingesteckt. Vor zwei Jahren hatten die Ärzte nach seinen Klagen über schreckliches Sodbrennen eine winzige Auffälligkeit in der Speiseröhre entdeckt. Von einem Karzinom war die Rede, von der Möglichkeit, es könne sich etwas Bösartiges entwickeln, falls Marcel nicht schleunigst mit dem Rauchen aufhöre. Marcel war damals 51 und rauchte drei Schachteln Marlboro am Tag. Manchmal auch mehr, wenn ihn sein Schauspielerjob am Stadttheater besonders nervte. Er spielte selten in der ersten Reihe, hatte aber dank regelmäßiger Rollen in Spielfilm- und Kabarettproduktionen der regionalen Fernsehanstalt ein stattliches Auskommen.

Mit dem Ausflug in das Outlet-Kaff an einem ruhigen Dienstagvormittag wollte er Franziska mit Gucci-Jacken verwöhnen. Es ging diesmal nur um zwei, drei Jacken. Franziska hatte einen Gucci-Jacken-Tick. Marcel wollte sich bei dieser Gelegenheit einen günstigen vanillefarbenen Boss-Anzug zulegen. Vanillefarbene Boss-Anzüge waren bei seinen Privatauftritten als Party-Unterhalter gern gesehen. Als Marcel und Franziska nach zweistündiger Fahrt im Outlet-Kaff ankamen, war nicht viel los. Es war Mai und heiß. Marcel fand schnell einen Parkplatz. Sie hatten oft hier eingekauft, die Gucci-Halle war leicht zu finden. Nach zehn Minuten zu Fuß erreichten sie den Betonklotz, Franziska blieb stehen und griff sich in die Gegend zwischen Herz und Hals, als hätte sie neuerdings ein Sodbrennen-Problem. Scheiße, sagte sie, und Marcel schaute sie verwirrt an. Sie hatte in den Jahren zuvor nie Scheiße gesagt. Schon wegen der Zwillinge, die auf die Welt gekommen waren, als Franziska 30 und Marcel 42 war. Sie sagte nicht einmal Scheiße, wenn allein ihr Hund, der Pitbull Robby, zuhören konnte. Ich habe mein Portemonnaie vergessen, sagte sie. Marcel wunderte sich, weil sie ihre Gucci-Tasche umhängen hatte. In der Tasche ist das Portemonnaie nicht, sagte Franziska. Ich habe es herausgenommen, weil ich telefonieren musste.

Franziskas Mobiltelefon war sehr klein, es befand sich im Portemonnaie. Es ging gar nicht um das Portemonnaie, fürs Zahlen war Marcel zuständig. Es ging um das kleine Telefon. Franziska arbeitete in einer Event-Agentur, sie organisierte Firmen-Events und Privatpartys, bei denen auch ihr Mann auftrat. In ihrem Telefon, hatte sie einmal gesagt, habe sie sogar die Mobiltelefon-Nummern von Franz Beckenbauer und Herbert Grönemeyer gespeichert. Ohne diese Nummern war sie verloren.

Marcel versuchte sich zu beherrschen. O, sagte er, kein Problem, schöne Frau, ich werde das Portemonnaie holen. Bevor sie antworten konnte, zog er seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und drehte um in Richtung Pajero. Sie solle warten, sagte er, er werde sich beeilen. Kaum war er um die Ecke gebogen, holte er tief Luft und zog eine Zigarette aus der Marlboro-Box. Er zündete sich mit seinem silbernen Dupont eine an. Das Dupont war mit einem M graviert, er trage es als Talisman bei sich, pflegte er zu sagen. Als er den Rauch in seine Lunge sog und auf die Spitzen seiner weißen Rindslederstiefel von Tony Mora schaute, fühlte er, dass der Tod noch auf sich warten ließ. Man würde von ihm, Marcel, vielleicht noch reden, wenn Gucci schon bankrott war. Wenn auch erst dann.

Den Rauchgeruch – Franziska hätte Kippenmief gesagt – würde er nachher wie gewohnt mit etwas Mundspray und einem Spritzer Gaultier aus einem Probefläschchen in seiner Hosentasche überdecken. Er rauchte die Zigarette hastig, die zwei Minuten, die er sich, bewegungslos inhalierend, gönnte, würde er auf dem Rückweg wieder wettmachen. Er fuhr bei Promi-Radrennen manchmal hundertzwanzig Kilometer am Tag. Ohne seine heimlichen Zigaretten, davon war er überzeugt, wäre das nicht zu schaffen.

Als Marcel den Pajero erreichte, bemerkte er die Schweinerei erst, als er die Fahrertür geöffnet hatte. Die Scheibe neben dem Beifahrersitz war eingeschlagen. Der Kerl musste brutal zugeschlagen haben.

Marcel stieg aus und riss die Tür auf der anderen Seite des Wagens auf. Es schien nichts zu fehlen. Seine weiße Lederjacke, ein Souvenir aus Los Angeles, war noch da. Er erinnerte sich, dass er wegen Franziskas Portemonnaie gekommen war und suchte die Polster ab, den Wagenboden, er griff mit den Fingern in die Ritzen. Die Mühe hätte er sich sparen können, das wusste er. Der Kerl hatte das Portemonnaie auf dem Sitz liegen sehen und sofort zugeschlagen. Manche Typen auf dem Dorf, dachte er, tragen immer einen Hammer bei sich, eine Pumpgun oder Sprengstoff.

Marcel ging zu Franziska zurück, er ließ sich Zeit. Er hatte einen Überfall zu melden. Franziska, sagte er mit seiner gut trainierten Stimme, jemand hat den Pajero überfallen. Mein Gott, ist mein Portemonnaie mit dem kleinen Telefon weg?, sagte Franziska. Ich habe nichts gefunden, sagte Marcel. Sie stand vor ihm, ihr Gesicht zuckte, ihre Augen schienen ihm ungewöhnlich groß, und sie fing an zu schreien: Du gottverdammtes Arschloch, du hast geraucht. Ich kann es riechen. Du hast deine verfickten Kippen geraucht, während mein kleines Telefon gestohlen wurde. Marcel fuhr zusammen. Gottverdammtes Arschloch hatte sie nicht einmal vor fünfzehn Jahren gesagt, lange bevor Robby, der Pitbull, zur Familie stieß. Und verfickte Kippen hatte sie nicht einmal gesagt, als sie selbst noch geraucht hatte, oft genug Gras. Als sie noch keine Kundenkarte für die Naturgut-Kette und keine Gucci-Jacken besessen hatte. Die Kundenkarte für Naturgut war jetzt auch weg.

Marcel rief die Polizei an. Am besten, sagte der Beamte, er käme sofort auf die Wache. Marcel schlug Franziska vor, allein zur Polizei zu gehen, damit sie das Auto bewachen könne und nicht auch noch seine weiße Lederjacke gestohlen würde. Einen Dreck wirst du tun, sagte Franziska, du gehst nirgendwo allein hin. Du willst nur rauchen. Du denkst nicht an mich, du denkst nicht an die Kinder, du bist ein Schwein. Ohne meine Gagen, dachte Marcel, müssten die Kinder auf eine staatliche Schule gehen. Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte vorhin, als er den Überfall entdeckte, die weiße Lederjacke angezogen und wäre weggefahren. Nach Amerika. Für immer.

Sie gingen zusammen zu den Bullen. Es war nur ein Beamter auf dem Revier. Er sagte, man werde sich das Auto ansehen, sobald seine Kollegen zurückkämen. In der Zwischenzeit könne man sich um die Formalitäten kümmern. Marcel nahm die folgende Stunde im Polizeirevier nicht wahr, er war auch nicht richtig da, als sie mit einem Polizisten und einer Polizistin zum Pajero gingen. Ihm war es sogar wurscht, ob die weiße Lederjacke noch da war. Ob er Drogen nehme, fragte ihn die Polizistin. Ja, giftete seine Frau, dieser Idiot raucht heimlich.

Auf dem Weg nach Hause fuhr Franziska den Pajero. Diese Machokarre frisst zu viel Sprit, sagte sie. Am nächsten Tag, als Marcel wieder klar denken konnte, fragte er Franziska, ob auch eine Kreditkarte in ihrem Portemonnaie gewesen sei. Ja, sagte sie, na und? Es geht um mein Telefon. Marcel rief bei seinem Banker in der Filiale der Volksbank auf dem Dorf an, wo sie ihr gemeinsames Konto hatten, seit er dort eine Fotografenlehre gemacht hatte. Ja, sagte der Banker, mit der Mastercard habe gestern jemand zweitausend Euro abgehoben, und zwar an einem Bankautomaten im Outlet-Kaff. Marcel bat ihn, das Konto zu sperren, legte auf und rief die Polizei der an. Über den aufgebrochenen Wagen hätten sie noch nichts Neues in Erfahrung gebracht, aber die Sache mit der Kreditkarte werde untersucht. Ja, dachte Marcel, in Outlet-Käffern gibt es nicht nur Gucci-Filialen. Da gibt es auch Videokameras. Er steckte sich die Stöpsel seines Smartphones in die Ohren, um den Text für seinen nächsten Dreh zu lernen, und hoffte, seine Frau würde heute möglichst lange auf einer Party die Event-Zicke geben.

Es war sieben Uhr abends, Marcel hatte, ohne zu rauchen, den Text für den "Tatort" gebüffelt, in dem er den Mörder spielte. Das Telefon klingelte. Der Bulle aus dem Outlet-Kaff. Sie werden es nicht glauben, sagte der Mann in breitem Dialekt, wir haben den Mann, die Kollegen haben ihn heute Nachmittag in der Stadt festgenommen. Er wollte gerade einen Eisverkäufer im Schlosspark ausrauben. – Stellen Sie sich vor, Kallental. Schon wieder Kallental. Das glaub' ich nicht.

Marcel war sich nicht ganz klar, ob er mit einem lebenden Bullen telefonierte oder noch den Text seiner bescheuerten "Tatort"-Dialoge im Ohr hatte. Wer ist Kallental, sagte Marcel. Der Typ, der mit Ihrer Kreditkarte Geld abgehoben hat, sagte der Bulle. Mit der Kreditkarte meiner gottverdammten Frau, sagte Marcel. Warum sagen Sie das, sagte der Bulle, für Ihre Familienverhältnisse sind wir nicht zuständig. Schon gut, sagte Marcel, und ließ sich die Geschichte erzählen. Als Kallental zweitausend Euro abgehoben hatte, wurde er von der Videokamera gefilmt. Vermutlich waren ihm im Knast die modernen Errungenschaften des Überwachungsstaats entgangen.

Marcel schlief in dieser Nacht tief und traumlos, er wachte nicht auf, als seine Frau nach Hause kam. Am nächsten Morgen, als Franziska noch schlief, rauchte er im Garten hinterm Haus, für die Nachbarn unsichtbar hinter der gekrümmten Handfläche, und dachte nach. Der Bulle rief wieder an. Wie ist Kallental an die Geheimnummer gekommen, wollte Marcel wissen. Wir haben Kallental verhört, sagte der Bulle, er hat uns alles über Sie erzählt. Er weiß alles über Sie. Wo Sie wohnen, wo Ihre Zwillinge zur Schule gehen, wie Ihr Hund heißt. Kallental hat Sie im Gefängnis mehrfach im "Tatort" gesehen. Als er entlassen wurde, hat er Sie und Ihre Familie beobachtet. Er war neugierig, hat er gesagt, er hat das Viertel gekannt, in dem Sie wohnen.

Marcel wunderte sich. Kallental war wohl ein besonders verbissener Schnüffler, seit er nur noch ein Auge hatte. Hatte Kallental das Geld noch bei sich, als sie ihn erwischt haben?, sagte Marcel. Nein, sagte der Polizist, er hat es in einem Dorfpuff nahe des Outlet-Kaffs ausgegeben. Okay, sagte Marcel. Dann wurde ihm schwindlig.

Mein Gott, sagte er, hatte Kallental noch das Mobiltelefon meiner Frau bei sich? Nein, sagte der Polizist, Kallental habe Stein und Bein geschworen, er habe lediglich mit der Kreditkarte zweitausend Euro abgehoben und später das Portemonnaie nach seiner Fahrt in die Stadt zurückgegeben.

Er habe es mit allem, was darin war, auch mit der Kreditkarte, in Marcels Briefkasten gesteckt. Kallental hat gesagt, Sie hätten ihm als Ganove im "Tatort" gefallen. Er habe deshalb alles zurückgegeben. Außerdem habe er auch nichts gegen Ihre Frau.

Kallental hat keinen Schimmer, dachte Marcel. Er legte auf und ging zum Briefkasten. Im Briefkasten lag ein Flugblatt von Naturgut. Es gab jetzt Ketchup mit Chili auf Bio-Basis. Ansonsten war der Kasten leer.

Das Viertel, in dem Marcel wohnte, war das feinste Viertel der Stadt. Er wohnte versteckt am Hang hinter einer Hecke, das Haus war nicht groß, nur der Garten. Er konnte hier spazieren gehen und bei jedem Wetter eine Ecke finden, in der er heimlich rauchen konnte.

Marcel setzte sich an den Küchentisch. Kallental ist ein mieser kleiner Gauner, dachte er, er lügt, wenn er das Maul aufmacht. Marcel ging in sein Arbeitszimmer und steckte sich die Stöpsel des Smartphones in die Ohren, als das Telefon wieder klingelte. Wer sind bloß diese verfluchten Festnetztelefonierer, dachte er, und nahm den Hörer ab. Hier spricht Philipp Flainer, sagte die Stimme am Telefon, hallo Marcel. Mann, Philipp, sagte Marcel, wie läuft es mit der neuen Bude? Steht sie noch, alles klar? Geht die Heizung? Hält der Wintergarten dicht? Ja, Alter, sagte Philipp. Julia und ich sind glücklich in der neuen Wohnung. Julia ist schwanger. Wir danken Gott, dass wir die Wohnung bekommen haben. Kein Problem, sagte Marcel, einen seriöseren Käufer als dich hätte ich nicht finden können. Etwas Merkwürdiges ist passiert, sagte Philipp. Jemand hat in unseren Briefkasten ein Portemonnaie geworfen, und darin haben wir Visitenkarten von Franziska gefunden. Marcel schluckte und griff nach der Marlboro-Box in seinem Jackett. Das war zu viel. Ich komme zu dir, Philipp, sagte er, ich schätze, ich muss dir einiges erzählen.

Kallental, dieser einäugige Idiot, hatte sie ausspioniert, bevor sie vor zwei Wochen umgezogen waren. Marcel hatte die Eigentumswohnung im Osten der Stadt an Philipp verkauft und sich eine Immobilie, ein Schnäppchen, in der Höhenlage gegriffen. Mit den "Tatort"-Gagen war das drin. Womöglich, dachte Marcel, konnte er Franziska sogar das Telefon zurückbringen.

Wenn Kallental nichts gesucht hatte außer Kohle, dann hatte ihn das blöde Mobiltelefon mit den Nummern von Franz Beckenbauer und Herbert Grönemeyer nicht interessiert. Philipp hat mir das Leben gerettet, dachte Marcel, und er weiß es nicht einmal. Er musste ihm ein Geschenk machen, etwas Besonderes, etwas Schönes, keinen Outlet-Kram.

Philipps Frau hatte sich in das Ballett des Stadttheaters verliebt, die Vorstellungen der Kompanie waren fast immer ausverkauft. Manche Leute standen schon vor Sonnenaufgang an der Kasse für eine Karte an. Marcel hatte Beziehungen. Ich bin nicht umsonst Schauspieler geworden, sagte er. Gott sei Dank hatte er seinen schlecht bezahlten Job im Ensemble noch nicht aufgegeben. Er kannte jeden im Theater. Frau Prinz, die Dramaturgin, würde das regeln. Frau Prinz regelte alles für ihn. Er brauchte zwei Karten für den "Nussknacker". Philipp und seine Frau würden ihn dafür auf Händen tragen. Ein Anruf bei Frau Prinz genügte. Auf dem Weg zu Philipp würde er die Tickets abholen.

Marcel ließ den Pajero stehen, er wusste, dass Pajero im Spanischen Wichser bedeutet, und ihm war nach Demut. Er stieg in seinen Smart und fuhr los. Es war ein gutes Treffen mit Philipp. Marcel ließ danach den Smart stehen und bestellte sich ein illegales Raucher-Taxi.

Zwei Wochen später hatte sich die Lage beruhigt. Kallental war wieder im Knast, Franziska auf Augenhöhe mit Franz Beckenbauer und Herbert Grönemeyer und Marcel gut im Geschäft. Seine Frau hatte nur noch zwei, drei Bemerkungen über das Rauchen gemacht. Sie sagte, Nikotin sei noch schlimmer als Fleisch und die Sache mit dem verschwundenen Portemonnaie ihm hoffentlich für immer eine Lehre. Wäre er eben früher am Auto gewesen.

Marcel wusste, dass er eine Scheidung selbst mit den "Tatort"-Gagen nicht bezahlen könnte. Und kein Richter würde als Scheidungsgrund anerkennen, dass sie sich von der Vegetarierin zur Veganerin wandelte. Marcel würde weiter heimlich rauchen müssen.

Samstagnacht um eins klingelte das Telefon. Wieder ein Scheißfestnetztelefonierer, dachte Marcel und schaltete den DVD-Player aus. Der jüngste "Tatort" war das Letzte. Philipp Flainer hier, sagte die Stimme am Telefon, es ist etwas Schreckliches passiert. Marcel, ich traue mich kaum, es dir zu sagen. Ich bin am Arsch. Vielleicht kann ich die Raten für die Wohnung nicht mehr bezahlen. Ich bin nicht versichert. Was ist passiert, sagte Marcel, haben sie dich gefeuert? Philipp war Ingenieur, er hatte einen guten Job bei Mercedes. Nein, sagte Philipp, es ist unfassbar. Wir haben uns gerade den "Nussknacker" angeschaut. Wir waren nur vier Stunden weg. Jetzt sind wir zu Hause, und ich kann es nicht fassen. Julia sitzt auf der Treppe und heult. Unsere Wohnung ist leer. Sogar der Kühlschrank ist weg. Die Schweine haben unsere Wohnung ausgeräumt. Welche Schweine, sagte Marcel. Ich weiß es nicht, Verbrecher, Gangster, Mörder. Marcel wurde schwindlig. Erst Kallental, dann der "Nussknacker". Er hielt den Hörer in der linken Hand und griff mit der rechten in sein Jackett. Das silberne Dupont lag schwer in seiner Hand. Den Schlag von Franziskas flacher Hand spürte er erst, als die Glut der Marlboro in sein rechtes Auge eindrang. Blut lief aus seiner Nase und dem Mundwinkel, in dem eben noch die Zigarette gesteckt hatte. Marcel versuchte die Augen zu öffnen. Ihm dämmerte, wie sich Kallental die ganze Zeit fühlen musste.



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