Bauers Depeschen


Dienstag, 30. September 2014, 1356. Depesche



 ------------------------------------------------------------------------------------





EIN ABEND IM HERBST

-----------------------------------

JOE BAUERS FLANEURSALON, die Stuttgarter Lieder- und Geschichtenshow, am Montag, 13. Oktober, im Theaterhaus. 20.15 Uhr.

Conférence: Uta Köbernick.

Songs: Vater Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa. Papa Roland Baisch & Sohn Sam Baisch. Freestyle-Rapper Toba Borke & Beatboxer Pheel.

Es gibt noch Karten: THEATERHAUS und 0711/4020 720

---------------------------------------------------------------------------------



SUPPENKÜCHE am Samstag, 11. Oktober, in der Leonhardstraße. 13 Uhr bis 18 Uhr. Drei verschiedene Eintöpfe, einer vegan. Live-Musik mit der Sängerin Anja Binder, dem Gitarristen Jens-Peter Abele, dem Tastenmann Marquis de Shoelch. - Für kleine Geldspenden sind wir dankbar. Wer etwas übrig hat, kann mir schreiben: Bitte "Kontakt" anklicken.

Schon mal herzlichen Dank an: Susann Breinbauer, Carmen Klees, Heike Schiller, Wolfgang Kaemmer, Thomas Maiwald. Uwe Horst Pfeifer, SvC, Horst Walter ...





Der Klick zum

LIED DES TAGES



TERMIN: An diesem Dienstag Demo und Kundgebung zum 4. Jahrestag des Schwarzen Donnerstag: Start 18 Uhr, Lautenschlagerstraße, in Bahnhofsnähe.



Die aktuelle StN-Kolumne:



EIN SONNTAG IM SEPTEMBER

Heute jährt sich zum vierten Mal der Schwarze Donnerstag, der Tag, an dem eine Polizeiarmee im Schlossgarten Demonstranten gegen Stuttgart 21 niederwalzte. Die Schlacht ist in der Gegenwart durch den Wasserwerfer-Prozess präsent. Es wäre falsch, die Ereignisse vom 30. September 2010 nach der juristischen Aufarbeitung als abgeschlossenes ­Kapitel zu sehen. Der Tag steht symbolisch für das, was passiert, wenn die Mächtigen Angst bekommen, aufmüpfige Bürger könnten ihre Geschäfte stören. Da ist es wurscht, ob der Befehlshaber Mappus, Kretschmann oder Dschingis Khan heißt.

Der Park ist umgepflügt. Der Spaziergänger geht, er geht lieber zu weit als gar nicht. Es ist ein herrlicher Sonntag Ende September, als ich ins Getümmel des Cannstatter Volksfestumzugs gerate. Ich will auf dem Weg zum Neckar die König-Karl-Straße entlang und zum Gebäude Nummer 17; im Hinterhaus hat Anfang der zwanziger Jahre der große Stuttgarter Maler, Bildhauer und Bühnenausstatter Oskar Schlemmer gearbeitet. In seinem Atelier besprach er mit dem jungen Komponisten Paul Hindemith die Arbeit für die Opern von „Mörder, Hoffnung der Frauen“ und „Nuschi Nusch“.

Rumstata marschieren sie auf. Bei Festumzügen geht es um die furchtlose und treue Pflege der Tradition. Oft tragen diese Rituale merkwürdige Züge. Ein Uniformierter stapft daher, auf der Birne eine Pickel­haube, wie sie im 19. Jahrhundert von Preußen aus ihren Siegeszug als Wahrzeichen des Militarismus antrat. Viele Uniformen und Trachten sind unterwegs, auch dampfende Gäule. Als ich zur Erinnerung an diesen Sonntag mit meinem Taschentelefon einen prächtigen Pferdearsch fotografieren will, bekomme ich die Kutsche mit dem Oberbürgermeister ins Visier. Er trägt Blue Jeans, blaue Weste und Joppe, er lächelt, winkt den Leuten am Straßenrand. Kleine, blonde Mädchen in Trachten sitzen in seinem Zweispänner, postiert wie in den Heimatfilmen der fünfziger Jahre. Eine wärmende Kulisse für den grünen Beton-Fritz.

Die alten Zeiten werden erstaunlich gut gepflegt in einer Stadt, in der die Investoren und ihre Lobbyisten jeden als Ewiggestrigen verspotten, der die Zerstörung der Stadt und ihrer historischen Zeichen im Namen ihres sogenannten Fortschritts kritisiert.

Als ich genug gesehen habe, ziehe ich meine Stiefel aus und meine Turnschuhe an, trabe am Neckar entlang, vorbei am Fuhrpark der Schausteller auf dem Wasen, vorbei am Alten Reitstadion. Ein Fest fürs Leben, wenn sich sonntags das Sonnenlicht im Stutengarten am Neckar spiegelt.

Und ich habe noch nicht genug. Eine kurze Etappe mit der S-Bahn nach Untertürkheim, zu einer der aufregendsten Haltestellen der Welt. Der Bahnhof mit den Treppen zu den obergeschossigen Gleisen im Freien steht da wie eine vergessene Vorstadt­Station. Da ist das Leben. Unten das Bistro Drehscheibe, eine Raucher-Bar mit astrein auf Zeitlosigkeit gedimmtem Licht. Gegenüber das Kiosk Café Journal, wo du neben Zigaretten und Zeitungen auch einen Landjäger ohne Pickelhaube bekommst. Vor diesem Stadtflucht-Ensemble gibt es eine von Bäumen geschützte Rotunde zum Freilufttrinken. Abhängers Traum.

Vom Bahnhof ist es nicht weit bis zur rot verputzten Zentrale der Marxistisch/Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). In der Nähe die Albert-Dulk-Straße, benannt nach dem einst auch in Untertürkheim beheimateten Revolutionär und Dichter. Herr Dulk starb am 29. Oktober 1884, als ihn auf dem Stuttgarter Bahnhof der Schlag traf. Er konnte nicht ahnen, was die Eisenbahn noch ­alles anrichten würde in der Stadt.

Nach ein paar Minuten erreiche ich den Sportplatz der SG 07 Untertürkheim. Gleich trifft das Fußballteam in der Bezirksliga auf den SV Vaihingen. Auf meiner Holzbank am Spielfeldrand habe ich guten Blick auf die Wein­berge und die Grabkapelle, die Aussicht ungleich erhebender als im ­Neckarstadion. Untertürkheim verliert unglücklich mit 0:3. Der Hefekranz und die Rote Wurst an der Sportplatzbude schmecken wie das Brot des Siegers, an diesem großen Sonntag im September. Die schwarzen Tage warten.



BEITRÄGE schreiben im LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

INDYMEDIA LINKS UNTEN

BLICK NACH RECHTS

INDYMEDIA

STÖRUNGSMELDER

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND



 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·