Bauers Depeschen


Donnerstag, 03. Juli 2014, 1312. Depesche



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LIEBE GÄSTE,

heute ist ein guter Tag, um vielleicht mal die eine oder andere Flaneursalon-Karte zu bestellen ... der Oktober kommt schneller, als man im Juli denkt.



FLANEURSALON IM THEATERHAUS

Uta Köbernick. Ella Estrella Tischa. Zam Helga. Toba Borke & Pheel. Sie alle treten am Montag, 13. Oktober, im Flaneursalon auf. Schauplatz: THEATERHAUS. Der Vorverkauf läuft. Kartentelefon: 07 11/4020 720.



SUPPENKÜCHE IN DER ALTSTADT: Samstag, 11. Oktober.



Der Klick zum

LIED DES TAGES



Die StN-WM-Kolume:



ALLZEIT BEREIT

Bisher habe ich noch fast kein WM-Spiel komplett verpennt, kenne also das Spießerleben einer Fußball glotzenden Sofa-Existenz ganz gut. Immer wenn ich in einer ­Spielepause spüre, dass der Anblick von Müller-Hohenstein meine „Gänsehaut­entzündung“ (Scholl) steigert, lege ich zum Runterkommen eine Platte auf. Inzwischen höre ich nur noch Instrumentalmusik. ­Sobald Gesang einsetzte, packte mich die Panik. Ich hörte Stimmen. Schreie. Gottlob und ­Réthy brüllten im Duett: Drama! Dieses Drama! Was für ein Drama!

Drama ist, nach „Emotion“, das Wort des Jahres. Genau genommen benennt der ­Begriff ein Schauspiel (wozu auch die ­Komödie zählt). Das Fußballfernsehen aber haut uns das Drama pausenlos als Floskel durchgeknallter Reporter um die Ohren. Ein Drama ist für sie, wenn die Schweiz in einem Gurkenspiel mit 0:1 gegen Argentinien ausscheidet. Von einem Drama reden sie im selben Atemzug, wenn der Bruder des Schweizer Bundestrainers Hitzfeld stirbt.

Wir müssen uns daran gewöhnen, dass der Fußball als Spiel in der Fernsehberichterstattung keine Rolle mehr spielt. Reporter und Fans sind nicht, wie einst die Strategiegenies Cruyff (Holland) oder Lobanowski (UdSSR), auf der Suche nach dem „totalen Fußball“. Sie wollen das totale „Drama“: das inhaltslose Super-Event als Party. „Spannend“ soll es sein, im Zweifelsfall ­„charmant“ (um zwei weitere Modefloskeln aufzugreifen), und irgendwer muss ständig „liefern“, seit das Hohlwort ein politisch gelieferter FDP-Typ verbreitet hat.

Selbstverständlich drängen auf die ­Propaganda-Bühnen des Fußballs auch die Politiker, wenn sie nicht gerade wie Sarkozy im Polizeiknast sitzen. Der deutsche Innenminister de Maizière wird umgehend von der „heute“-Redaktion des ZDF hofiert, wenn er als Brasilien-Tourist auf Steuerzahlerkosten das DFB-Team nach dem 2:1 gegen Algerien verwarnt: „So darf man sich nicht präsentieren!“ Stillgestanden!

Wie das Fußballspiel als bloßes Unter­haltungs- und Profitgeschäft ohne Rücksicht auf das Geheimnis des Spiels und die Kunst der Spieler bei der WM vermarktet wird, zeigt die Formulierung einer Nachricht des Privatsenders n.tv: „Es könnte einer der denkwürdigen Momente dieser Fußball-WM werden: Ein abgekämpfter Per Mertesacker sagt einem hartnäckigen Fernseh­reporter vor der Kamera statt gefälliger ­Plattitüden, was er von dessen Fragen wirklich hält.“

Die „denkwürdige“ Interview-Szene mit dem ZDF-Reporter Büchler und dem ­Verteidiger Mertesacker wurde von dem Magazin „11 Freunde“ zügig als Musikvideo verarbeitet und verzeichnete schon am Mittwochmittag mehr als eine halbe Million Youtube-Klicks. Mertesacker hatte den Journalisten abgebügelt, weil der ihm statt der üblichen „Wie fühlen Sie sich?“-Antwort eine ­Meinung über die schwache ­deutsche Leistung (heute: „Performance“) entlocken wollte. Da aber nicht mal mehr ansatzweise das Spiel, sondern nur der ­Erfolg zählt, unterstützten die Reporter-Schelte ­unzählige Fans, auch wenn sie zuvor mehr als 120 Minuten lang Mertesacker & Co verflucht und beschimpft hatten. Aber: Deutsche Helden, „unsere“ Lieblinge, geht man nicht im Fernsehen an. Alles, was man über diese Dinge wissen muss, hat uns im Übrigen Uruguays Trainer Tabarez gelehrt: „Es geht hier um die WM, nicht um Moral.“

Dass heute jede nicht vom Ranschmeißertum motivierte Frage die nationalistische Feierlaune und den Planschbecken-Journalismus stört, ist allerdings kein Fußballproblem. Wer schon in den deutschen Staatssendern wagt es einmal, die Kanzlerin nach ihrer ­miesen Performance auf internationalem Parkett zu fragen?

Woanders macht man sich ganz andere Gedanken. Kurz vor dem Spiel stellte ein algerischer TV-Reporter Algeriens Trainer Halilhodzic eine Frage, die immerhin den Fort­bestand der Menschheit im Auge hatte: „Ist Ihre Mannschaft bereit?“ Als Chefcoach kommt man da so sehr ins Grübeln wie unsereins als Flachbildschirm-Tourist, wenn der deutsche Spieler Podolski auspackt: „So ist ­Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.“ Womöglich wäre dieser Fall das wahre Drama von Brasilien.



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