Bauers Depeschen


Dienstag, 20. August 2013, 1159. Depesche



 



Lieber Zu Weit Gehen Als Gar Nicht.



FLANEURSALON IM THEATERHAUS -

MIT DACIA BRIDGES & WOLFGANG DAUNER

Montag, 4. November, THEATERHAUS, 20 Uhr: 15 Jahre Joe Bauers Flaneursalon, die Geburtstagsshow mit Dacia Bridges & Wolfgang Dauner, Toba Borke & Pheel, Los Santos (mit Stefan Hiss), Roland Baisch - und als Gast Uta Köbernick. Vorverkauf läuft. Kartentelefon: 07 11 / 4020 720.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



ENTENJAGD

Die B 29 ist eine Bundesstraße, die zurzeit repariert wird und deshalb fürs Autofahren etwas eng ist. Mir kann das wurscht sein, weil ich Egoist, sprich Fußgänger bin. Dann saß ich doch in einem Auto und fuhr auf dieser wohl nach dem Vorbild der Deutschen Bahn etwas eingleisig angelegten Straße am schönen Schorndorf im Remstal vorbei. An der Ausfahrt steht: „Schorndorf – Die Daimlerstadt“.

In den vergangenen 179 Jahren hat sich zum Glück bis zu mir herumgesprochen, dass Herr Gottlieb Daimler in der berühmten ­Höll­gasse 7 zu Schorndorf das Licht der Welt erblickte. Einem größeren Publikum wurde er bekannt, weil er die ­Ärmel hochkrempelte, als er gemerkt hatte, dass ­es zur Belebung der ­B 29 in ­ Schorndorf kein ­einziges Auto gab.

Schorndorfs Künstlername „Die Daimlerstadt“ verrät etwas über die Sehnsucht einer Stadt, mehr zu sein. Städte legen sich gern Beinamen zu. Pforzheim leuchtet als „Goldstadt“, Freiberg/Sachsen glänzt als „Silberstadt“, New York fault etwas ab als Großer Apfel. Im Fall Stuttgart ist nicht geklärt, welcher ihrer vielen Beinamen die Stadt aufwertet. ­„Landeshauptstadt“ klingt arg bieder, „Hegelstadt“ ist extrem erklärungsbedürftig, und „Bahnhofsstadt“ wird sich über­regional nicht durchsetzen, weil man uns in der Fremde gemeinhin als Porsche­stadt im Herzen des Schwarzwalds sieht. In Amerika glauben die meisten Leute sogar, ein echtes Stuttgart gäbe es nur in Arkansas, dem Bundesstaat, wo der Saxofonist und Demokrat Bill Clinton herkommt.

Leider war ich nie in Stuttgart/Arkansas, habe aber gehört, dass in dieser Gegend der Reisanbau eine gehörige Rolle spielt und das Schießen auf Enten eine so große Nummer ist, dass sich Stuttgart/Arkansas auch „Welthauptstadt der Entenjagd“ nennt. Es gibt dort glorreiche Entenabschuss-Meisterschaften und einen florierenden Handel mit Lockpfeifen, Instrumenten, die man bei uns von den Gänsemärschen der Bahnhofsdemonstranten kennt. Gut möglich, dass es die Lockpfeifen von Stuttgart/Arkansas waren, die einst Bill Clinton die Kunst der Blasmusik schmackhaft machten.

Stuttgart/Baden-Württemberg mit ­Blick auf den lustigen Eckensee als „Weltentenhauptstadt II“ wertzuschätzen, wäre eine schöne Idee, sprächen nicht fehlende Reisfelder und öko-diktatorische Verordnungen dagegen. Der Eckensee ist als Entenschutzgebiet ausgewiesen, die Gesetze an diesem Ort ­verbieten auch die Jagd auf Schwäne, Flamingos und andere Sommerfest-Pfauen.

Mit Stuttgart/Enten­hausen wird es also nichts, so dass sich die Stadt wie in der ­Vergangenheit mit Marketing-Krücken begnügen muss, mit nie konsequent ein­gesetzten Adelstiteln wie „Jazzstadt“, „Let’s-putz-Stadt“ oder „Bad Cannstatt“. Etwas unglaubwürdig klingt zurzeit der Beiname „Fußballstadt“, aber das liegt nach zwei VfB-Pleiten an den Stuttgarter Kickers, die überall in den Straßen die ­sozialistische Botschaft plakatieren: „Deine Stadt. Deine Farbe. Dein Verein“.

Warum uns die Enten keine Schützenhilfe geben, haben wir geklärt. Nicht allerdings, warum auf Stuttgarts Weltbedeutung ausgerechnet die Existenz eines kleinen Dorfs ­namens Plattenhardt/Filderstadt Schatten wirft. Stuttgart/Arkansas feiert in diesem Jahr nur deshalb seinen 135. Geburtstag, weil sich Herr Adam Bürkle aus Plattenhardt 1878 mit seinen Leuten dort an einem Teich mit Gummibäumen niederließ. Herr Bürkle war schlau, ein paar Jahre später baute er eine Hütte an den Schienen der neuen, vom Teich etwas entfernten Eisenbahn und brachte ein Schild mit der Aufschrift an: „Stuttgart“. Bald blühte an diesem Ort das Geschäft. Später wurde dieses Immobilien-Konzept jenseits des großen Teichs als „Stuttgart 21“ bekannt.

Verdammtes Plattenhardt. Ein gewisser Herr Jacob Brodbeck, 1821 dortselbst geboren, war bereits 1846 nach Amerika ­ausgewandert; ­heimisch wurde er in Fredericksburg/Texas. Zunächst arbeitete er als Lehrer, machte aber bald als Flugpionier Schlagzeilen. 1865 gelang es ihm, auf einem Feld bei Luckenbach in der Nähe von San Antonio/ Texas mit seinem „Airship“ einen Flug über ­dreißig Meter zu absolvieren.

Die Leute in Fredericksburg haben Jacob Brodbeck aus Plattenhardt ein Denkmal gesetzt, es steht bis heute. Und Luckenbach ist Jahr für Jahr Festival-Schauplatz für ­Country-Liebhaber aus aller Welt, ­„Luckenbach, Texas“ heißt ein Song der Country-Legende Waylon Jennings.

Vor diesem Hintergrund sollte sich Stuttgart nicht länger mit Beinamen wie „Kessel“, „Die Weindorfstadt“ oder „Stammheim“ abmühen. Die Lösung heißt „Stuttgart/Plattenhardt“, so wahr wie eine Ente nicht alt wird in Stuttgart/Arkansas.



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