Bauers Depeschen


Mittwoch, 31. August 2011, 782. Depesche



DIE STN-KOLUMNEN

(bereits mit der Neuen von diesem Samstag)



WERBE-BLOG: FLANEURSALON mit Toba Borke

Am Mittwoch, 28. September (20 Uhr), machen wir in der Rosenau einen Flaneursalon mit neuer Besetzung. Erstmals sind der Songschreiber/Sänger/Saitenvirtuose/Fußtrommler Zam Helga und die amerikanischen Sängerin Dacia Bridges gemeinsam auf der Bühne, und ich habe eine weitere Überraschung im Programm: der Freestyler TOBA BORKE rappt mit seinem Beatboxer Pheel. Die Jungs sind verdammt gut. Vorverkauf: ROSENAU



PROTESTIVAL

An diesem Samstag, 3. September, findet im Schlossgarten das Festival "Wir sind das Wunder" statt. Mit einem bunten Programm will die Bürgerbewegung gegen Stuttgart 21 das Bewusstsein für den öffentlichen Park schärfen. Mitwirkende auf der Bühne sind: Queen Mum & Two Kings of Rhythm, The Mood, Klaus Hemmerle, Ernst Konarek, unsereins u. a. 15 Uhr.



FILM

Es gibt konkrete Pläne, eine Karl-May-Geschichte neu zu verfilmen, und zwar diesmal amtlich in Hollywood. Eine Erinnerung:



WINNETOU

(Aus meinem Buch "Schwaben, Schwafler, Ehrenmänner")



Es war diese Februarwoche 2009, als sich die Ereignisse, wie der Autofahrer sagt, überschlugen, und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Erst war da die Sache mit dem Papst und den Pius-Brüdern in ihrem deutschen Hauptquartier, in Stuttgart.

Die härtesten Getreuen des Papstes, Herrschaften im mittleren Mittelalter, unterhalten in Feuerbach eine vor 23 Jahren geweihte Barockkirche. In ihren Gottesdiensten sprechen sie Latein, so dass man wenig versteht, wenn sie gegen die Schwulen, die Juden und andere Kinder Gottes hetzen. Im Fall der Juden fanden sie, als es nicht mehr anders ging, eine interessante Sprachregelung – und zwar so: Wir sagen Ja zum Holocaust.

Obwohl ich oft in Feuerbach unterwegs bin, war ich nie in der Kirche der Pius-Brüder. Es könnte daran liegen, dass mich der liebe Gott mit keinerlei handwerklichem Talent gesegnet hat.

Die Kirche St. Maria Himmelfahrt befindet sich an der Stuttgarter Straße, Hausnummer 23, und falls Sie dort mal vorbeikommen sollten, gibt man Ihnen alles, was Sie brauchen, in der Nachbarschaft. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite offeriert der Baumarkt Obi recht günstig die Metabo-Handkreissäge, den Lux-Schlosserhammer und die Black & Decker-Oberfräse.

Damit, verehrtes Publikum, lassen sich in Religionsfragen nicht nur Vorurteile abbauen. Die Lösung des Problems dürfte damit klar sein: Urbi et Obi.

Eine messianische Figur von Gottes Gnaden ist seit jeher Pierre Brice. Sie kennen ihn. Der Indianerhäuptling Winnetou hat den Franzosen Pierre Brice in den Karl-May-Filmen verkörpert. Wen einer sagt, es sei umgekehrt gewesen, dann hat er Pierre Brice nie begriffen.

Der Apache feierte in diesem Februar, als sich die Ereignisse überschlugen, mit großem Echo seinen 80. Geburtstag. Es war ein weiter Weg dorthin. Begonnen hat Winnetous Aufstieg zum roten Häuptling aller "Bravo"-Leserinnen nämlich im schönen Stuttgart. Am 12. Dezember 1962 wurde im Lichtspieltheater Universum in der unteren Königstraße "Der Schatz im Silbersee" uraufgeführt. Das Universum war als Premierenkino für 1000 Besucher angelegt und befand sich dort, wo heute der Kaufhof steht.

Man darf sich eine Kinopremiere in jener Zeit nicht vorstellen wie heute eine x-beliebige Preview voller Popcornfresser.

Die Welturaufführung des ersten Karl-May-Films ging in Stuttgart über die Bühne, mit rotem Teppich und großen Stars. Als der Taxifahrer Winnetou zum Kino chauffierte, demolierten die weiße Schwestern unterwegs das Auto. Es herrschte große Sehnsucht nach der Silberbüchse.

Ich selbst kann nicht mitreden als Zeitzeuge, ich war damals acht Jahre alt, wohnte auf dem Dorf und musste lange warten, bis der Film auch bei uns lief, sonntags im Kino der benachbarten Kleinstadt Heubach unterm Rosenstein. Im Sommer 2008 war ich zum ersten Mal nach 35 Jahren wieder in Heubach. Als ich zufällig an dem Gebäude vorbeikam, in dem früher das Kino war, erkannte ich es sofort wieder; ansonsten wusste ich nur noch, wo es zum Fußballplatz geht. Kein Mensch vergisst seine erste Begegnung mit Winnetou alias Pierre Brice und Old Shatterhand alias Lex Barker.

Wenn ich ehrlich bin, war ich damals in Verkennung der internationalen Schauspielkunst eher dem weißen Westmann als seinem roten Bruder zugeneigt. Lex Barker war Amerikaner und ein Mann. Pierre Brice Franzose und ein Schlagersänger. Für göttlich hielt ich beide, und sie unterscheiden sich bis heute generell vom Papst: Winnetou & Shatterhand sind unfehlbar.

Als ich im Archiv nach Informationen über das weltstädtische Stuttgarter Kino Universum suchte, entdeckte ich eine kleine Geschichte mit Erinnerungen von Martin Hohnecker in der "Stuttgarter Zeitung". Im Universum, schreibt er, fanden in den fünfziger und sechziger Jahren – als in den vielen Rotlichtbaracken der Altstadt gute Rock’n Roll-Bands spielten – nach den Filmvorführungen Jazzkonzerte statt, sie begannen um 23 Uhr.

Im November 1956 gastierte eine amerikanische Musikertruppe unter dem Motto "Birdland" in der Königstraße. Als Erster trat der Saxophonist Lester Young auf, danach der Bebop-Pianist Bud Powell - und am Ende ein dreißigjährige Trompeter namens Miles Davis. Dieser Mann ignorierte bereits damals sein Publikum. Er zeigte den Leuten den Rücken. Konfrontiert mit seiner Hinteransicht, fühlten sich Fans und Kritiker verarscht. Doch schon seinerzeit war das Miles-Davis-Ritual weder etwas Besonderes noch Neues im Showgeschäft. Seit jeher und bis heute zelebrieren diese Nummer auch die Priester der Pius-Brüder in ihren Messen. Gott sei Dank. So muss man diese Typen nicht von vorne sehen.

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