Bauers Depeschen


Samstag, 15. Januar 2011, 657. Depesche



STUTTGART STEHT AUF

K21: Unter dem Motto "Stuttgart steht auf" gibt es am Freitag, 21. Januar, im Waiblinger Kulturhaus Schwanen einen Abend gegen Stuttgarter 21 mit dem Filmemacher Hermann G. Abmayr, der Kabarettistin Christine Prayon, der Band Kwartet, dem Autor Wolfgang Schorlau und Gangolf Stocker von der Bürgerinitiative "Leben in Stuttgart“. Auch unsereins liest was vor - und bringt den Musiker Zam Helga mit. Beginn: 19 Uhr.



NOTIZEN

Für den Flaneursalon intim mit Dacia Bridges, Zam Helga und 40 Besuchern am Dienstag, 22. Februar, in der Uhu-Bar, Stuttgarter Altstadt, gibt es maximal ein Dutzend Karten - zu erweben abends ab acht in der Bar bei Oskar, Leonhardstraße 4. Borussia Dortmund ist Gift am Wettschalter, die Stuttgarter Kickers spielen zu Hause frühestens am 22. Februar, und die aktuelle STN-KOLUMNE "Am Neckar" kann man inzwischen auch im Netz lesen. Fürs Wochenende meinen ungesungenen Lieblingssong, der demnächst in einem Sammelband namens "100 Gründe, Stuttgart zu lieben" erscheint:



DAS LIED DER KRÄHE

Es war Frühling, die Stadt roch nach warmem Bier und gebrannten Kindern. Ich kam aus der Dunkelheit von Botnang, durchquerte das Auspuffloch des Schwabtunnels und ging durch die Straßen von Heslach. Die Sonne schien, und ich konnte hören, wie der Rost der eisernen Balkonen in die Hinterhöfe schneite. Ich schaute hinauf zu den Hügeln hinter dem Schornsteinqualm der Bierbrauerei und sah, wie die Reichen ihre Lichter löschten. Es roch nach verlorenem Hopfen und Malz. Es roch nach Kater.

Ein Heslacher Punk salutierte, als ich ihm einen guten Abend wünschte.

Wäre ich Oberbürgermeister, Marketingschreier oder Wahlkampftrompeter, ich hätte die Menschen auf der Stelle mit einer Hymne auf Stuttgart gequält. Atme tief den Rost von Heslach ein, krähte hinter mir eine Krähe aus dem Kräherwald, lass die Sprüche über Stuttgart sein, dummes Werbetexterlein.

Ich ging in eine Bar und in die nächste Bar, ich schaute Männern zu, wie sie am Marienplatz an ihren Wasserpfeifen zogen und am Schoettle-Platz mit Boccia-Kugeln zwischen meine Augen zielten. Ich klopfte mit dem Espressolöffel an mein Weinglas und rührte mit den Fingerspitzen in der Pfütze auf dem Tresen. Meine Stiefel wippten lautlos im Rhythmus der Fantastischen Vier. Guten Abend, Stuttgart, sagte ich zur schönen Kellnerin – im Rathaus sind die Lichter aus. Stuttgart 21 heißt du, Stuttgart einundzwanzich – du bist wahnsinnich.

Ich saß in der Bar und hörte mir zu, wie ich der schönen Kellnerin mein Lied vorsang. Schönes Stuttgart, du hast mich bedient, sang ich hinaus in die Nacht, bis ich über dem Hoppenlaufriedhof die Engel sah und die flache Hand der schönen Kellnerin auf meiner Wange spürte. Musikanten der Welt, krähte die Krähe, pfeift nicht auf diese Stadt. Singt ein Lied für sie, singt es laut, dann können sie tanzen, die Spekulanten in den Landesbanken.

Auf dem Schornsteinqualm der Bierbrauerei stieg ich hinauf zu den Hügeln der Reichen – und weiter, immer weiter. Ich setzte mich auf die güldene Sichel, sah ein Vergnügungsschiff im Neckar sinken, ich schaute zu, wie sich zwei Menschen auf dem Monte Scherbelino zu Tode liebten – und wartete, bis mein Mond aufging.

Unten in der Stadt schnarchten viele Hornochsen, und sie schnarchten, bis ihre Marketingmanagerhornbrillen von der Bettkante fielen. Am Morgen würden sie es wagen, etwas über die Stadt zu sagen. Ich stand an hundert Abgründen, am Ort der tausend Bausünden.

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EDITION TIAMAT BERLIN (Hier gibt es mein Buch "Schwaben, Schwafler Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart")

www.bittermann.edition-tiamat.de (mit der Fußball-Kolumne "Blutgrätsche")

 

 

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