Bauers DepeschenMittwoch, 12. Mai 2010, 498. DepescheFESTIVAL UNSERE STADT Ausnahmsweise freundlich weise ich bereits heute darauf hin, dass am kommenden Sonntag, 16. Mai, im Innenhof des Clubs Rocker 33 (ehemalige Eisenbahndirektion, Heilbronner Straße 7) das kleine Festival "Unsere Stadt" über die Bühne geht. Beginn ist um 15.30 Uhr. Am Abend (etwa gegen 19.30 Uhr) wird auch unsereiner als Vorleser teilnehmen, und zwar begleitet von Dacia Bridges und Alex Scholpp (siehe auch "Termine"). Eintritt frei! - Bei der Aktion "Unsere Stadt" handelt es sich um eine zukunftsorientierte Bewegung aus der Innenwelt der Stuttgart-21-Gegner. www.unsere-stadt.org Dann noch dieser absolut seriöse Hinweis: Der Vorverkauf läuft ziemlich gut... JOE BAUERS FLANEURSALON IM FLUSS Die Hommage an Stuttgarts vergessenen Fluss, am Donnerstag, 17. Juni, auf dem Neckar-Schiff "Wilhelma". Mit Los Santos (Stefan Hiss), Roland Baisch, Dacia Bridges, Michael Gaedt & Anja Binder und weiteren Piraten... INFOS & VORVERKAUF (siehe auch Depesche vom 27. April) KOMMENTARE SCHREIBEN im Lesersalon Und weil bei der Konfrontation mit der folgenden Thematik immer noch unglaubliche Ahnungslosigkeit herrscht, pünktlich zum Vatertagsausflug und rechtzeitig vor der Fußball-WM die Gebrauchsanweisung: DÄNEMANN Eigentlich hatte ich mir geschworen, nach der WM 2006 das F-Wort nicht mehr zu strapazieren. Fußball war vorbei, dann aber sah ich Handlungsbedarf. In weiten Kreisen der Bevölkerung herrschten große Lücken, beim Versuch, den Begriff „Dänemann“ zu interpretieren. Dies wurde mir schon kurz nach dem WM-Finale zwischen Italien und Frankreich bewusst. Minuten nach dem Spiel meldete ich mich bei einer in Italien lebenden Kollegin per SMS mit der naiven Frage, was der italienische Spieler Materazzi zu seinem französischen Kollegen Zidane gesagt haben könnte, damit dieser ausrastete. Die Antwort kam prompt: So wie sie ihre Italiener seit Jahrzehnten kenne, simste die Kollegin, habe Materazzi Zidane mit der traditionellen Bemerkung konfrontiert: "Deine Mama ist eine Berber-Hure." Unter diesen Umständen, schrieb ich zurück, hätte Zidane seinen Dänemann wesentlich höher ansetzen müssen. Umgehend piepste mein Handy: "Dänemann, was zum Teufel ist das?" Der Dänemann ist ganz sicher kein Begriff aus der "Fußballersprache", wie ich verschiedenen Eintragungen im spärlich bestückten Internet entnehmen kann. Eine Reporterin der "Westdeutschen Zeitung" berichtete im November 2005 über einen Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht: Es ging um einen Spieler, der in der Kreisliga-D-Partie FC Gerresheim vs. TV Grafenberg seinen Gegner außer Gefecht gesetzt hatte. Und zwar so, dass der Grafenberger Spieler noch ein Jahr später "eine Schraube im Schädelknochen" trug. Der Staatsanwalt, heißt es in dem Bericht, habe von einem "Dänemann" gesprochen. Der Dänemann stehe „in der Fußballersprache für Kopfnuss". Das ist Unsinn. Eine Kopfnuss wird in der Regel mit der Faust beziehungsweise mit den Knöcheln einer zur Faust geballten Hand am Kopf des Gegners ausgeführt; früher hatten diese unwürdige Technik vor allem verknöcherte Schullehrer parat. Ich weiß, wovon ich rede. Was hingegen ein Dänemann ist, kann Ihnen jeder Junge aus der Altstadt erklären, im Zweifelsfall auch ohne schmerzhaften Anschauungsunterricht. Der Dänemann gilt als Klassiker im Kampf verfeindeter Männer im Rotlichtmilieu, er wurde schon vor der Erfindung des Pitbulls praktiziert. Beim Dänemann trifft die Stirn des Angreifers den Kopf des Gegners, oft so hart, dass der Attackierte schwer verletzt wird – der bereits erwähnte Grafenberger Fußballer erlitt einen Kiefer- und Jochbeinbruch. Meistens aber gibt man sich mit einem handelsüblichen Nasenbeinbruch zufrieden. Portugals großer Spieler Figo hat bei der WM 2006 gegen den Holländer van Bommel nur einen leichten Dänemann angesetzt – so leicht, dass man ihn auch als Verneigung deuten konnte. Van Bommel aber hob ab wie ein Trampolinspringer, und Figo sah die Gelbe Karte. Völlig neu an Zidanes Dänemann war die technische Ausführung: Er stieß mit seinem gut geformten Schädel nicht etwa gegen Materazzis weiche Birne, sondern nach ein paar Metern Anlauf in der Art eines spanischen Kampfstieres gegen Materazzis Memmenbrust. Einen ähnlich harmlosen Dänemann hatte man zuvor nicht gesehen. Dem klassischen Milieu-Dänemann folgt nämlich auf dem Fuße der sogenannte Salamander: Dabei handelt es sich um einen Tritt mit der Stiefelsohle oder dem Stiefelabsatz gegen das am Boden liegende Dänemann-Opfer. Davon war im Fall Zidane nichts zu sehen, die Rote Karte deshalb unbegründet. Weshalb der Dänemann Dänemann heißt, ist nicht geklärt. Man vermutet, dass er von einem Dänen erfunden wurde. Gott schütze ihn. AMTLICHES DIE STN-KOLUMNEN Im LESERSALON sind noch Zimmer frei E-Mail- „Kontakt“ FRIENDLY FIRE: www.kessel.tv www.edition-tiamat.de (Hier gibt es mein aktuelles Buch "Schwaben, Schwafler Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart") www.bittermann.edition-tiamat.de (mit der Fußball-Kolumne "Blutgrätsche") www.unsere-stadt.org |
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