Bauers Depeschen


Mittwoch, 27. Januar 2010, 433. Depesche



BETR.: GERDA TARO - GESCHICHTE EINER AUSSTELLUNG



Nach der Aktion "Texte gesucht" suche ich die Buchstaben jetzt wieder selbst, um eine Depesche zu fabrizieren. Mein rechter Arm ist nach wie vor am Arsch, wo er nicht hingehört. Aber er ist nicht mehr geschient.

An diesem Freitag wird im Stuttgarter Kustmuseum am Schlossplatz die Ausstellung "Gerda Taro - Krieg im Fokus" eröffnet. Gerda Taro, als Gerta Pohorylle 1910 in Stuttgart geboren und bis zum ihrem 19. Lebensjahr in der Alexanderstraße 170 A zu Hause, war Kriegsfotografin. 1937 wurde sie bei einer Reportage im Spanischen Bürgerkrieg, es war die Schlacht von Brunete westlich von Madrid, von einem Panzer erfasst und tödlich verletzt. Alberto Giacometti gestaltete ihr Grabmal, Tausende von Menschen begleiteten den Leichenzug zum Pariser Friedhof Père-Lachaise. Louis Aragon und Pablo Neruda hielten die Trauerreden.

Gerda Taro (Künstlername) war lange vergessen, vor allem in Stuttgart. Wenn überhaupt, wurde sie nur als Lebenspartnerin des legendären Fotografen Robert Capa (Künstlername, ursprünglich: André Friedman) erwähnt. Capas Foto "Der fallende Milizionär" ist so berühmt wie umstritten; viele halten die Aufnahme für gestellt, andere diese These für unwichtig. Die Debatte ist interessant: Sind gestellte Bilder legitim, weil im Widerstand notwendig? Ich denke, ja.

Im Oktober 2007 machte ich meinen Jahresausflug nach New York. Im Geldbeutel steckte eine Notiz, die ich aus einem Magazin ausgeschnitten hatte: ein Hinweis auf die Ausstellung "This is War! Robert Capa at Work" im International Center of Pohotography (ICP) in Manhattan.

Morgens, als mein Reisebegleiter Michael Gaedt in einem Broadway-Studio schauspielern und singen übte, besuchte ich das ICP. Im Erdgeschoss waren überraschend nicht Capas Fotos zu sehen, sondern Bilder von Gerda Taro - "born in Stuttgart", wie man auf der Tafel am Eingang lesen konnte. New York widmete der Fotografin 70 Jahre nach ihrem Tod die erste Retrospektive und bewies erstmals, dass Gerda Taro selbst eine große Fotografin und Pionierin ihres Genres war.

Wieder in Stuttgart, berichtete ich über die New Yorker Hommage und ihre Stuttgarter Protagonistin mehrfach in der Stuttgarter Nachrichten (siehe Depesche vom 24. 11. 2007). Das Thema interessierte niemanden. Keinen Kulturpolitiker, auch keine SPD-Nase, obwohl Gerda Taro, eine fortschrittliche, gebildete und bildhübsche Frau, mit für die Geschichte des antifaschistischen Widerstands in Deutschland steht, wie Willy Brandt, dem sie begegnet ist.

Im Dezember 2007 waren Eric Gauthier, Dacia Bridges und ich mit dem Flaneursalon im Stuttgarter Literaturhaus zu Gast. Dort trug ich einen Text über Gerda Taro vor. Nach der Vorstellung kam der Chef des Stuttgarter Jazz-Open-Festivals, Jürgen Schlensog, zu mir und sagte: Da muss man doch was machen. Ja, sagte ich, aber ich kann meine Nase nicht überall reinstecken.

Etwas zu machen war gar nich so schwer: Gerda Taros Biografin Irme Schaber, die auch die New Yorker Ausstellung kuratiert hatte, wohnt seit jeher in Schorndorf. Sie ist Expertin für Kriegsfotografie und hatte schon in den Neunzigern ein Buch über Gerda Taro veröffentlicht. Es gab schließlich ein paar Gespräche, die Grünen im Gemeinderat hatten zwischendurch die Einrichtung eines Gerda-Taro-Platzes an der Hohenheimer Straße beantragt, und schließlich informierten wir Marion Ackermann, die damalige Direktorin des Kunstmuseums. Sie hatte von der Taro-Sache bis dahin nichts gehört - und war sofort bereit, etwas zu unternehmen, zumal die New Yorker Museumsdirektion eine Europa-Tournee der Taro-Schau plante und Stuttgart laut Irme Schaber gute Chancen hatte.

Der Rest solcher Dinge ergibt sich. Am kommenden Freitag wird die Ausstellung in Stuttgart eröffnet, sie ist bis zum 16. Mai zu sehen. Mal schauen, welche Politiker sich damit brüsten. (Mehr darüber an diesem Donnerstag im Kulturteil der Stuttgarter Nachrichten)



VERANSTALTUNG: Zusammen mit der Taro-Biografin Irme Schaber bin ich am Mittwoch, 18. Februar, Gast im Stuttgarter Literaturhaus. Unter dem Titel "Gerda Taro. Freiheit fällt nicht vom Himmel" machen wir einen Abend mit Filmvorführung, Lesung und Gesprächen. Stefan Hiss singt u. a. Lieder aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs.

Beginn: 19 Uhr. Karten für 6 € /8 € unter 07 11 / 2 84 29 04.



Kontakt



 

 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·