Bauers Depeschen


Montag, 19. Mai 2008, 150. Depesche

Montag. Die Mitternachtsdepesche, der Rechenschaftsbericht nach einem ereignislosen Wochenende. Hoppheimer in der Bundesliga. Am Sonntag 51 Minuten im Schlossgarten gelaufen. Das reicht. Samstag vier ausgeprägte Runden Sauna & Schwimmen im Bad Berg absolviert. Das Bad war leer.

Die Stadtwerber sind zu dumm, ihre besten Güter an den Mann zu bringen. Sie sagen: Das Bad Berg ist altmodisch, hat keine Chance gegen die Wellness-Bäder. Sie verstehen nichts von Nischenpolitik. Sind nicht in der Lage, den Charme ihrer Stadt zu erkennen. Wie auch. Einzigartigkeit räumen sie nur sich selbst ein. Wenn Stuttgart sich irgendwann mal die Mühe gemacht hätte, seine schönsten Plätze aufzulisten und darzustellen, hätte sich die Stadt den Großteil ihres Imagekrams sparen können.

Erinnert sich eigentlich noch jemand an diesen Kampagnen-Schwachsinn? Stuttgart ist unter anderem selbsternannte Kinderfreundlichkeits-Hauptstadt, und während der WM 2006 hat der OB die "Serviceweltmeister"-Stadt ausgerufen. Bald ist EM. Wieder eine Chance für Provinzpolitiker, ihre Nase in eine Kamera zu halten. Es wird furchtbar.

CDs kaufen ist out, CDs haben keine Chance gegen iPhones. Ratzer Records in der Paulinenstraße gibt es trotzdem. Es gibt immer trotzdem was. Es gibt Discos, Clubs und Blockflötenspieler.

Die Kickers gibt es wahrscheinlich nicht mehr lange, nicht in der dritten Liga. Am Freitag gewonnen, aber Reutlingen, schärfster Konkurrenz im Kampf um die Qualifikation, siegt auch. Eine Schande, sich mit Reutlingen zu messen. Ein junger Kickers-Fan, vielleicht 15 Jahre alt, hat mich im Stadion angesprochen. Meine Artikel gefallen ihm, hat er gesagt. Darauf bin ich stolz.

Die Kickers und das Bad Berg sind unersetzliche Naherholungsgebiete.

Die Kickers haben sich selbst den Garaus gemacht. Vereinsführungschaos. Dem Bad Berg droht Firma-Häussler-Konfektionsarchitektur, ein "Boarding House". Ich erlaube mir, diesen Scheiß in Anführung zu setzen.

Diejenigen Stadtplaner, die dadurch auffallen, dass sie weder Stil noch Geschmack haben, halten Beton-Schmuddel für Fortschritt.

Im Bad Berg einen alten Freund getroffen, er hat eine Krebsoperation hinter sich. Chemo, sagt er, lehnt er ab. Chemo würde sein Leben höchstens um sechs Wochen verlängern. Er werde sein Testament machen, sich verabschieden und gelassen gehen. Er betrachte es ohnehin als Wunder der Schöpfung, dass er so alt geworden sei. Alter spielt in seinem Fall keine Rolle. Der Mann war nie alt. Er hat Stil. Er schätzt das Berg. Das Wasser. Die Ruhe. Über die Architektur hat er immer gelacht. Die Römer, hat er gesagt, hätten in dieser hässlichen Schwimmhalle nicht mal ihre Pferde saufen lassen. Gut, habe ich gesagt, manchmal wäre es besser gewesen, wir hätten das Saufen den Pferden überlassen.

Torwarttraining ruht. Der verdammte linke Ringfinger ist immer noch geschient. Und wenn ich das nächste Mal richtig hinlange, knallt die Sehne wieder durch. Dann lass ich den Finger einfach hängen. Ein Hängeringfinger bringt einen nicht um. Ich brauche überhaupt keinen Ringfinger. Wozu.

Morgen, am Dienstag, ist der Flaneursalon in der Altstadt, in Stuttgarts vergessenem Viertel. Die Werbung auf einer Internetseite bringt keine Besucher, das weiß ich. Aber wenn zu wenig Besucher kommen, sage ich hinterher: Du hast zu wenig Werbung im Internet gemacht. Das ist die Logik von massiver Depeschenwerbung.

"Wenn man lange genug an einem Ort bleibt", sagte Rocky in "Rocky Balboa", "dann wird man zu diesem Ort." Dann geht Rocky, begleitet von einem Frank-Sinatra-Song, noch einmal in den Ring. Das ist es, was man tun kann.

Soll doch keiner glauben, eine Depeschenseite sei ein Witzblog.

Man kann sich an einem guten Tag im Bad Berg dumme Witze von der Seele waschen wie andere Leute schwarzes Geld.



FLANEURSALON morgen, Dienstag, 20. Mai (20.30 Uhr), Bix Jazzclub

im Gustav-Siegle-Haus. Karten: 0711 - 4 70 43 13, www.bix-stuttgart.de

und an der Abendkasse.

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