Bauers Depeschen


Dienstag, 17. Juli 2018, 1983. Depesche



 



VORVERKAUF HAT BEGONNEN:

20 JAHRE FLANEURSALON

Die Jubiläums-Show im Gustav-Siegle-Haus, wo 1998 alles anfing. Durch den Abend führt der Berliner Kabarettist Arnulf Rating. Auf der Bühne: Rolf Miller, Thabilé & Band mit Jens-Peter Abele, Roland Baisch & Michael Gaedt, Stefan Hiss, Toba & Pheel. Spezialgast: Nero Friktschn Feuerherdt.

Mit der Buchvorstellung: „Im Staub von Stuttgart“.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit den Stuttgarter Philharmonikern und der Rosenau.

KARTEN: EASY TICKET - Telefon: 0711 / 2 555 555



Aufruf an alle:

„Seenotrettung

ist kein Verbrechen.“

Kundgebung am Samstag, 21. Juli.

Stuttgarter Schlossplatz. 14 Uhr.



Hört die Signale!

DAS LIED ZUM TAG



StN-Kolumne vom 11. 7. 18 - anlässlich einer Veranstaltung, die am heutigen Dienstag (19 Uhr) in der Leonhardskirche stattfindet:



DIE LEONHARDSVORSTADT

Im Leonhardsviertel sah ich neulich an einem kleinen Laster ein Plakat mit der Aufschrift ,,Tagelöhner". Die SBR gGmbH (Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration) bietet drogensüchtigen Menschen leichte Arbeit wie die Reinigung von Grünflächen und Spielplätzen gegen gesetzlichen Mindestlohn.

Tagelöhner gab es schon vor mehr als hundert Jahren am Leonhardsplatz. Diese meist bärtigen Männer wurden vom Volksmund ,,Leonhardsräppler" oder ,,Leonhardsschlamper" genannt. Anders als heutige Tagelöhner im Viertel mussten sie für ihre Gelegenheitsjobs weder Pass noch Sozialversicherungsnummer vorlegen.

Der Leonhardsplatz in der Altstadt wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt, als der Friedhof an der Leonhardskirche eingeebnet wurde. Bei den jüngsten Renovierungsarbeiten am Gustav-Siegle-Haus gegenüber der Kirche fand man bei Grabungen immer wieder Menschenknochen. Geschichte lässt sich nicht so leicht beerdigen.

Heute gibt es nur noch die Adresse Leonhardsplatz, eine Sackgasse vor der Treppe zur U-Bahn-Station Rathaus. Den Platz selbst hat man der Stadtautobahn geopfert. Zurzeit ist er Treffpunkt von Junkies und Dealern, die sich zurückziehen, sobald der Publikumsverkehr an den verblieben Asphaltresten zunimmt. Seit Kurzem gibt es neben dem Freiluftbereich des schwäbisch bekochten Brunnenwirts das Lokal Yafa mit israelisch-arabischer Küche. Jede Belebung dieser Art ist ein Segen für die Problemecken im Rotlichtviertel. Und jeder halbwegs intelligente Mensch fragt sich, warum ausgerechnet das städtische Immobilienunternehmen SWSG in einem ihrer Gebäude an diesem Platz die üblich hohe - viel zu hohe - Lokalmiete verlangt. Günstige städtische Mieten für gute Kneipen und Läden an solchen Brennpunkten wären auf Dauer effektiver als nur Polizei- und Sozialarbeit.

Die Politik müsste in solchen Fällen eingreifen, auch wenn ich Ortskenntnisse im Gemeinderat nicht voraussetzen darf: Das Rathaus liegt drei Minuten Fußweg vom Viertel entfernt. Unsere ehrenwerten Kommunalpolitiker könnten beim Gang nach drüben befürchten, mit einem Leonhardsschlamper verwechselt zu werden.

Auf das Thema Leonhardsviertel komme ich heute aus zwei Gründen. Zunächst ging ich an der Kreuzung am Wilhelmsplatz bei Rot über den Zebrastreifen und knipste, weil mir das Herz aufging, unter Lebensgefahr die Häuserzeile an der Hauptstätter Straße: Die teils denkmalgeschützten Gebäude wirken als Ensemble einzigartig schön, wenn man die dreckige Stadtautobahn ausblendet. Trotz dieses großstädtischen Anblicks hüte ich mich, in Erinnerungen zu schwelgen und die früheren Buch-, Käse- und Gemüseläden oder den Bäcker Schmälzle zu rühmen. Das Leben geht weiter, auch in der Altstadt.

An diesem Dienstag, 17. Juli, veranstaltet die noch relativ junge Initiative Leonhardsvorstadt e. V. in die Leonhardskirche einen Abend über die Zukunft des historischen Stadtzentrums. Dieses Treffen (19 Uhr) könnte interessant werden. Neben der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle und der Leiterin des Stadtplanungsamts, Claudia Fuhrich, geht auch der Intendant der für 2027 geplanten Internationalen Bauausstellung, Andreas Hofer, ans Rednerpult. In den Zeiten von Mietexplosion und Wohnungsnot erhoffen sich nicht wenige von dem Schweizer Architekten Konzepte gegen die verheerende Immobilienpolitik. Moderiert wird der Abend von Eberhard Schwarz vom Forum Hospitalviertel.

Bereits der Name des Vereins Leonhardsvorstadt ist Programm: Die Mitglieder wollen das Leonhardsviertel und das ­Bohnenviertel, zwei nach dem Krieg politisch neu geordnete Quartiere, unter dem historischen Begriff Leonhardsvorstadt wieder zusammenführen. Als Grenze der beiden Viertel gilt heute, eher willkürlich, die Pfarrstraße. 2023 soll das Züblin-Parkhaus bei der Kirche abgerissen werden. Dieser Schritt eröffnet Stadtplanern Möglichkeiten - sofern das Gelände noch nicht, wie mich die übliche Immobilienpolitik fürchten lässt, Beute üblicher Investoren wurde. ,,Wir Bürger organisieren uns, um die Gestaltung unserer Umgebung baulich, kulturell und sozial anzupacken", schreibt der Vorsitzende des Vereins, Heinrich Huth, der seit Langem im Leonhardsviertel zu Hause ist.

Gespannt bin ich, ob in der Diskussion auch das Gustav-Siegle-Haus, der Sitz der Stuttgarter Philharmoniker im Herzen der Altstadt, eine Rolle spielen wird. Noch immer hat es die Stadtverwaltung nicht geschafft, dieses legendäre Gebäude mit seinem großen und kleinen Saal für regelmäßige Veranstaltungen zu öffnen. Nach wie vor fehlen die personellen und organisatorischen Voraussetzungen, die das Rathaus leisten muss. Publikum an diesem Ort würde die Altstadt beleben und befrieden. Dem Rathauschef schlage ich vor, ein paar Tagelöhner für seine zuständigen Ämter zu verpflichten, um endlich dieses, in meinen Augen läppische, Problem zu lösen.

 

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