Bauers DepeschenDienstag, 12. Mai 2015, 1460. Depesche---------------------------------------------- ES IST SO WEIT: Joe Bauers Flaneursalon beim 3. Stuttgarter HAFEN-PICKNICK Große Samstagsshow am wilden Neckarufer mit: Ginger Redcliff - die Indie-Königin The Tremolettes - die beste Band der Welt Wiglaf Droste - der Poet und Entertainer Ekkehard Rössle Duo – All that Jazz rahmenlos & frei - der Chor der Vesperkirche Joe Bauer - der Levitenleser SAMSTAG, 4. JULI Picknick-Gelände mit Grill, geöffnet ab 16 Uhr Showbeginn: 18.45 Uhr Uhr Neckarhafen, 70327 Stuttgart Stahlbau Heil, Mittelkai 12 -16 Anfahrt über B 10, Ausfahrt Hedelfingen Siehe: STAHLBAU HEIL VORVERKAUF: MUSIC CIRCUS - Kartentelefon: 07 11 / 22 11 05 ° Unser Hafen-Gelände ist überdacht ° LIED DES TAGES Die aktuelle StN-Kolumne "Joe Bauer in der Stadt" DAS HAUS IM WALD Die wichtigste Aufgabe des Spaziergängers ist es nicht, Themen auszugraben. Gebuddelt wird in der Stadt schon genug. Mein Job ist es, meinen Dingsbums zu bewegen, so lange er noch in die Hose passt. Mai-Rundgang. Es kamen, trotz der Aufrufe zahlreicher Organisationen, nicht viele Leute zum Gedenken an den Tag der Befreiung zur Kundgebung „Nie wieder Faschismus und Krieg“ auf den Karlsplatz. Nach meinem Gefühl war die Werbung vor allem im Netz sehr dürftig ausgefallen. Das Mahnmal für die Opfer der Nazis auf dem Karlsplatz, 1970 bewusst in Sichtweite der ehemaligen Gestapo-Zentrale „Hotel Silber“ erstellt, riecht ständig nach Pisse; Rechtsträger nehmen die im Boden eingelassene Gedenktafel ins Visier. Anderntags mit der Straßenbahn raus aus der Stadt. Von Hofen nach Aldingen am Neckarufer entlang. Die welthaltigste Kneipe der Gegend ist nur schwer zu finden. Und tagsüber geschlossen. Die Weidachklause auf Fellbacher Hoheitsgebiet gilt als witzigste Einkehr-Station weit und breit. Ein Freak-Haus mit Terrasse am Waldrand, ohne Hinweis- und Namensschild. Schon die Markierung in der Anfahrt-Beschreibung auf der Homepage (Talstraße) ist falsch und deshalb kneipenphilosophisch richtig. Soll jeder zeigen, was er kann. Auf der Strecke zwischen dem Hofener Lokal Neckarblick – besser bekannt als „’s Arschlöchle“ – und dem Aldinger Tierkrematorium für Hundis Himmelfahrt kommt man auch an der „Fellbacher Landungsbrücke“ vorbei. Den fantasielos gestalteten Aussichtssteg aus Metall am Neckarufer hat man so genannt, um Fellbach-Oeffingens Zipfel-Kontakt mit dem Fluss zu dokumentieren – „augenzwinkernd“, hat man mit dem Holzhammer auf die Informationstafel geschrieben. Nach einem suizidalen Sprung von der Brücke besteht eher die Gefahr, einen Knöchel zu brechen als zu ersaufen. Insgesamt aber eine schöne Neckar-Strecke für den Spaziergänger mit vielen sportiven Ausweichmanövern des mobilen Hinterteils angesichts mehrerer Millionen Radrennfahrer. Von Aldingen mit der Linie 14 zurück in den Kessel. An der Haltestelle Mineralbäder gibt es wieder Bewirtung: Das Oblomow-Team aus der Eberhardstraße hat den jahrelang geschlossenen Pavillon unter dem Namen Flora & Fauna neu gestaltet. Früher habe ich an diesem Ort öfter mal nach dem Bad-Berg-Besuch gerastet. Ging ich aufs Klo, musste ich mein Sandwich mitnehmen, sonst hatten es bis zur Rückkehr die Krähen gefressen. Allein 250 neue Gartenplätze im Unteren Schlossgarten am Schwanenplatz, Aussicht auf unseren märchenhaften Schwanensee am Fuß des Rosensteinmuseums. Wenn ich das mal so sagen darf. Inzwischen ist es ja beschlossene Sache, das Bad Berg rechtzeitig zu seinem 160. Geburtstag 2016 zwei Jahre zu schließen und umzubauen. Die Pläne wurden gerade im Bäderausschuss des Gemeinderats behandelt, und für diese Fachleute spricht, dass ich von ihnen so gut wie nie einen in der Männersauna gesehen habe. So wenig übrigens wie den Leiter des Bades. Der sitzt wohl lieber auf dem Trockenen. Seit die Stadt 2005 die wunderschöne Anlage von der Familie Blankenhorn übernommen hat, ist zumindest in meiner Anwesenheit nie einer von den Behörden in der Sauna mit der Service-Frage aufgetaucht: Männer, wie ist die Lage und die Temperatur? Mit den Antworten hätte man die Ahnungslosen selbst draußen im Winterwasser zum Schwitzen bringen können. Das Bad Berg ist ein einzigartiges Stück Kultur. Fauna, Sauna, Kunst. Eine paradiesische Parklandschaft mit edler Quelle, die etwas über den ursprünglichen Charakter der Stadt und ihre Geschichte erzählt. Immer aber wenn es um Kultur geht, die nicht den Party-Launen der Lobbyisten entspricht, reden die Marketing-Lakaien im Gemeinderat von Subvention. Als wäre nicht jede Investition eine staatliche Subvention, auch dann, wenn man Straßen baut, Bahnhöfe versenkt oder Immobilien-Investoren mit reichlich Geld für logistische Leistungen beschenkt. Was aber kann man erwarten von Politikern, die Geschichte mit Nostalgie verwechseln, weil sie von der Stadtgeschichte so wenig wissen wie von der Bedeutung des Begriffs Nostalgie. In der „Beschlussvorlage“ zur Generalsanierung heißt es, das Becken bleibe in seiner Form „zur Erhaltung des See-Charakters“ bestehen. Auf Matrosen, ohé / zum neuen Eckensee. Ach ja: Ein ursprünglich ins Auge gefasster Fitnessraum wurde verworfen. Hoffen wir fürs Bad Berg, dass nicht wie vor der neuen Stadtbibliothek auch noch das Wasser gestrichen wird. Bei der Rückkehr ins Kesselinnere landete ich erst auf der „Automesse Stuttgart City mobil“, einem Dorfrummel für den gut frisierten Motor-Block in der Fußgängerzone Königstraße, dann in der Schulstraße, unserer weltberühmten Fressgasse. Von der Galerie aus zählte ich fünf asiatische Lokale in unmittelbarer Nachbarschaft. Irgendwie schade, dass unsere globalen Weltstadt-Promoter dort noch nicht Stuttgarts „China Town“ ausgerufen haben, wo sie doch ständig im Kessel „ein Stück Berlin“, „das Lebensgefühl von New York“ oder gar das Metropolen-Fieber von Bratislava entdecken. Das Thai-Restaurant meiner Wahl heißt übrigens Tiffany. Der filmberühmte Name ist noch erhalten aus einer längst vergangenen Zeit, da sich im Tiffany die Möchtegerne, auch Haipfler genannt, versammelten. Das aber ist eine andere Geschichte. Ich fasse zusammen: Am schönsten auf meinem Mai-Rundgang war es am Neckar. Das Bad Berg hatte ich schon tags zuvor besucht. BEITRÄGE schreiben im LESERSALON FRIENDLY FIRE: NACHDENKSEITEN INDYMEDIA LINKS UNTEN BLICK NACH RECHTS INDYMEDIA STÖRUNGSMELDER FlUEGEL TV RAILOMOTIVE EDITION TIAMAT BERLIN Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche VINCENT KLINK KESSEL.TV GLANZ & ELEND |
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