Bauers Depeschen


Dienstag, 10. Dezember 2013, 1213. Depesche



FREUNDE, auch weibliche: Im Lesersalon herrscht eine gewisse Ruhe ... was ist los?



ACHTUNG!

Für beide Abende der "Nacht der Lieder", die Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten am heutigen Dienstag und am Mittwoch im THEATERHAUS, gibt es für Kurzentschlossene noch Restkarten. Telefon ab 10 Uhr: 07 11/4020 720.  



FLANEURSALON IN DER ROSENAU

Mittwoch, 19. Februar 2014, ROSENAU: Auf vielfachen Wunsch tritt der Flaneursalon noch einmal in der Familien-Bande-Besetzung an. Mit Roland Baisch & Sohn Sam, mit Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa, Toba Borke und Pheel. 20 Uhr. Vorverkauf läuft.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



DER DEN MOND ANFLEHT

Wenn es Nacht ist in der Stadt, steige ich besonders gern an der Haltestelle Mercedesstraße aus. Der Name ist etwas irre­führend, in Wahrheit geht der Passagier hinaus auf die Brücke, Blick auf das dunkle, an guten Tagen glitzernde Wasser des ­Neckars. Dann ist unser Fluss der Mystic River, den wir aus dem Kino kennen, ­geheimnisvoll, unberechenbar, schön. In diesem Dezember ist die Aussicht von der Neckarbrücke ein Gedicht. Unter uns die Lichter des Weltweihnachtscircus, der ­elegant gestaltete Zelttempel des zeitgenös­sischen Entertainments. Die Zirkuskuppel bringt uns dem Himmel näher.

Die Fahrt von der Stadt Richtung Cannstatt werde ich genießen, bis die Wühlarbeiten für Stuttgart 21 die Straßenbahnlinien in den Osten für einige Jahre teilweise lahm­legen, weil die Haltestelle Staatsgalerie neu ­gebaut werden muss. Darüber sprechen gewisse Rathaus-Politiker nicht in der ­Öffentlichkeit, weil es von Amts wegen ­immer nur die Montagsdemonstranten sind, die im öffentlichen Verkehrszirkus stören.

Für die 21. Show des Weltweihnachts­circus haben die Produzenten und Regis­seure die Nummern wie immer klug gewählt und geordnet, für meine Begriffe sogar noch etwas mutiger und betörender als zuletzt. Wir erleben einen vollendeten Mix aus spektakulärer, risikoreicher Zirkus-Akrobatik und kleiner, hinreißender Varieté-Poesie.

Wer den Zirkus liebt, verlässt ihn leicht taumelnd von der Kraft der Trommelwirbel, mit Bildern im Kopf, die bleiben. Man nennt das traumhaft. Wenn ich das nächste Mal über die Neckarbrücke fahre, wenn die Zirkuslichter schon erloschen sind, werde ich noch immer zwei Menschen über dem ­Neckar schweben sehen und ­hoffen, dass sie niemals abstürzen: ­Valerie Sychef und Malvina Abakarova aus Moskau. Die rothaarige Frau an den Bändern strotzt vor Energie; in diesem Pas de deux der Lüfte vermischt sich furiose Leichtigkeit mit wilder, erotischer Ausdruckskraft, wie man es sonst nur im Tanztheater erlebt. Was für eine Präsenz diese Frau hat. Diese Nummer ist das beste ­Beispiel, warum es Unsinn wäre, die Manege und die Bühne kategorisch in verschiedene Schubladen zu stecken. Die Nummer „Desire of Flight“ ist großes Ballett.

Das ist der Reiz des Zirkus: das selbst­verständliche Miteinander von Handwerk und Kunst. Im Zelt riecht es nach Bratwurst und Popcorn, die Bilder der Manege nehmen uns mit wie im Kino, gleichzeitig fühlen wir uns wie in einem höfischen Theater. Das hat nicht nur mit den Rokoko-Kostümen und ­Perücken des von ­Mozart-Klängen bewegten Schleuderbrett-Ensembles Sokolov zu tun. Der große Zirkus ist der Gemischt­warenladen der Emotionen, das Theater für alle, eine Live-Filiale der Traumfabrik. Stunts ­werden Wirklichkeit, sie machen uns auch mal Angst und führen uns in die Welt der Illusionen. Wer sich ­davon ­abwendet, weil er das Ganze als Romantik und Sentimentalität versteht, ist hängen geblieben in seiner ­Klitsche der Arroganz.

Es war noch nie gerecht, die einzelnen Nummern einer Zirkusshow zu bewerten, als säße man in einem Artisten-Wettbewerb. In der Manege fügt sich oft genug zusammen, was zusammen gehört. Der unwiderstehliche Clown David Larible und die Hochleistungs-Weltmeister aus China und ­Korea. Der kauzige Knochenverbieger ­Barto und sein tückischer Kleiderbügel und die wahnsinnigen Motorrad-Piloten in ihrem eisernen Käfig. Der Jongleur Kris Kremo erinnert daran, wie es in Las Vegas war, als Frank Sinatra den Coolen die Kunst lehrte, einen Hut zu ­tragen. Und wie tragikomisch ist die Szene, wenn der Clown Larible von ganz unten seine sinnlich über uns schwebende Tochter Shirley besingt, als wollte er wie ein ­Clochard am Fluss den Mond ­­an­flehen, seine Prinzessin zu ­beschützen. ­Zirkus ist und bleibt eine Familiensache, in der Manege und auf den Rängen.

In die ­tänzerische Schwerelosigkeit, in die detailgenau ­choreografierten Acts fügen sich diesmal erstaunlich harmonisch die Tiernummern, die Pferde und Kamele aus dem Zirkus Knie, die Papageien von Alessio und Elisa Fochesato (auch wenn man bei den Flügen des gefiederten ­Geschwaders über die Köpfen des Publikums hinweg einen Moment lang an Hitchcocks Vögel denkt).

Dann geht man mit seinen vom Arzt ­verbotenen Tüten mit Magenbrot, Gelee­bananen und Lakritze hinaus auf den ­Rummelplatz, steigt die Stufen zur Brücke über dem Neckar hoch und wirft noch ­einmal einen Blick auf die Lichter am Fluss. Aus dem Zirkus der Welt führt der Weg ­zurück ins Affentheater der Stadt, wo ­Weihnachten erst später ist.



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