Bauers Depeschen


Samstag, 30. März 2013, 1080. Depesche



 



Eine Eintrittskarte ist das schönste Ostergeschenk:

FLANEURSALON

IN DER RAMPE

Bald kommt die Sonne, und dann ist es so weit: Flaneursalon im Theater Rampe. Als kleine Geste zum bevorstehenden Abschied von Rampe-Intendantin Eva Hosemann, die das Theater im Zahnradbahnhof in der Filderstraße geprägt hat, machen wir am Freitag, 17. Mai, unser Familienfest. Der Entertainer Roland Baisch tritt mit seinem Sohn Sam auf, Sam singt Songs zur Gitarre, und unser Sänger/Songschreiber Zam Helga bringt seine Tochter Ella mit - auch sie eine hoch talentierte Sängerin. Ergänzt wird der Flaneursalon-Clan von dem fantastischen Rapper Toba Borke und seinem virtuosen Beatboxer Pheel. Beginn ist um 20 Uhr. INFOS UND VORVERKAUF



FERNSEHTURM

Stuttgart-21-Gegner, die sich vor den "Offen bleiben"-Karren spannen lassen, merken offensichtlich nicht, mit wem sie gemeinsame Sache machen. Die Fernsehturm-Kampagne verwässert den "Oben bleiben"-Protest, lenkt vom Großbetrugsprojekt ab und verharmlost das wahre Desaster in der Stadt. Motto: S 21 kommt, aber die Schließung des Fernsehturms verhindern wir. - Und jetzt mal den Ball flach: Diese Provinz-Hysterie ist oberpeinlich ...



DAS LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



HALLELUJA

Nicht lange her, da fuhr ich den Fernsehturm hinauf zum Panoramacafé mit seiner berauschenden Aussicht einhundertsiebenundvierzig Meter über der Erde. Ich setzte mich, summte Rio Reisers Lied „Halle­luja, der Turm stürzt ein“ und beschloss beim ersten Blick aus dem Fenster, mein Leben radikal zu ändern. Weil damals für einen Sprung aus den Wolken noch nicht bereit, entschied ich mich, mein Glück fortan als Wolkenschieber zu ver­suchen. Wolkenschieber werden gebraucht im Nebel einer Stadt, wo viel geschoben und verschoben wird.

Inzwischen hat der neue OB den Fernsehturm schließen lassen. Siebenundfünfzig Jahre nach der Eröffnung hat er festgestellt, der „Brandschutz“ tauge nichts. Stuttgarts Wahrzeichen sei eine Todesfalle. Der OB hat gut entschieden. Große Zukunftsplaner orientieren sich niemals himmelwärts. Sie arbeiten unter­irdisch. Da kommt es auf ein demoliertes Wahrzeichen mehr oder weniger nicht an.

Als Wolkenschieber glaube ich allerdings nicht, dass der Fernsehturm für ewig geschlossen bleibt. Ich versuche mal, die Dinge hin und her zu schieben. Der neue OB hat einen Pressesprecher. Der heißt Scharf und ist ebenfalls brandneu. Als er kurz vor ­Ostern zu einer Pressekonferenz bat, hatte er es eiliger und wichtiger als die Feuerwehr. Er habe eine heiße Sache, sagte er, sie sei weltbedeutend für die Stadt, habe aber ausnahmsweise nichts mit Stuttgart 21 zu tun. Wie auch. Im Falle Todesfalle 21 gibt es sowieso keinen Brandschutz. Da der neue OB-Sprecher einen Premieren-Coup braucht, verbreitet er die Nachricht: „Kuhn sperrt Fernsehturm.“ Das haut rein, zumal sich Kuhns bisherige Schlagzeilen auf den Streit mit seinem Bürgermeister Föll um den Hammer beim Fassanstich auf dem Frühlingsfest beschränken. Auch lenkt die miese Nachricht bestens ab von einer anderen Katastrophenbotschaft: Die Eröffnung des Schauspielhauses wird erneut verschoben. Bravo. Diese Stadt erschafft sich ihr eigenes Babel. Vom Bahnhof bis zum Fernsehturm.

Sind aber erst mal weitere Wolken verschoben, rechne ich mit einer neuen Gala-Show des Pressesprechers, und auch diesmal wird er brennendes Interesse hervor­rufen: „Mein Chef Kuhn rettet den Todesturm.“ Schon jetzt arbeiten die grünen Strategen an revolutionären Gesetzesänderungen. Tübingens OB Boris Palmer bietet bereits seinem Parteikollegen Pannenhilfe im Internet an: „Ich würde als Besucher jederzeit ein Formular unterschreiben, dass ich weiß, dass der Brandschutz nicht heutigen Vorschriften entspricht und ich trotzdem nach oben will, um die einmalige Aussicht zu genießen. Weil ich weiß, dass ich mich in meinem Alltag viel größeren Risiken aussetze. Auch Skipisten sind gefährlicher als der Fernsehturm.“ Trotz seiner gefährlichen Grammatik zeigt Palmer Scharfsinn: Noch öfter als Fernsehtürme brennen bekanntlich Skipisten. Und Palmer weiß, wovon er redet. Für einen, der ständig ganz nach oben will, ist der Ausblick auf den Hölderlinturm auf Dauer zu wenig.

Falls ich mich täusche und das Wahrzeichen gesperrt bleibt, springe ich nicht gleich vom Bismarckturm. Wie bisher schaue ich mir den Fernsehturm von unten an. Seit jeher pflege ich eine intime Beziehung zu unserem schönen, schlanken Betonriesen, auch wenn ich nicht oft der Hahn im Korb an seinem Halse war. Regelmäßig habe ich zu ihm gebetet, und ich werde es weiterhin tun. Mein großer, braver Lulatsch, habe ich gesagt, im Namen Gottes: Hilf uns aus der Kacke! Sei gnädig, öffne die Wolken, sorge für ein Wunder, jage einen geölten Blitz zu uns herab und unserem Schiri ins ­Genick. Lege unseren Trainer um und des Gegners Außenverteidiger flach. Schieß, Halleluja, das goldene Tor.

Hin und wieder hat es geklappt, und zum Dank dafür haben wir dem Turm ­Tänze aufgeführt, die jeden balzenden Affen und jeden Pressesprecher vor Neid erblassen ließen. Manchmal, wenn der Wind gut stand, hat der Turm uns lächelnd zugenickt: Das Spiel geht weiter, Wolkenschieber, hat er gerufen.

So läuft es auf dem Kickersplatz unter unserer Himmelsleiter. Wir beten ihn an, unseren Turm in der Schlacht. Zu selten leider erhören uns auch die Blauen Götter.



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